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KulTOUR: Hüben und Drüben

Kleinmachnower Kunstverein „Die Brücke“ präsentiert sich in Kunst- und Arbeitswoche

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Kleinmachnow - Ein altes, aber ehrwürdiges Haus am Straßenrand kurz vor der Brücke, ein kleiner Hof mit alter Scheuer, darinnen gewiss noch der Haus-Troll wohnt, vier weiße Zelte auf dem Hof mit sehr modernen, arbeitssamen Künstlern. Wo einst die Landarbeiter des von Haake hausten, das „Art Event“ bereits sein Glück versuchte, da präsentierte sich jetzt Kleinmachnows neuer Kunstverein „Die Brücke“ mit seiner ersten Kunst- und Arbeitswoche. Hatte der bisherige im vorigen Jahr den letzten Seufzer getan, so will der neue tun, was ihm im Namen steht, nämlich Brücken bauen: zwischen Alt- und Neubürgern, traditioneller und moderner Kunst, zwischen dem Hüben und Drüben an Haakeburg und Teltow-Kanal.

Die derzeit zwanzig Mitglieder gehen es mit viel Respekt an, andere hatten da Schwierigkeiten, den situierten Bildungsbürger der reichsten Gemeinde aus der kulturellen Reserve zu locken. „Kleinmachnow braucht einen Kunstverein!“, trotzt sein Vorsitzender Rainer Ehrt der ehrenwerten Ruhe. Mitglieder werden gesucht, Sponsoren sowieso, Zeitgenossen mit Verstand und Neugier für das, was da am Zehlendorfer Damm 200 so alles passiert. Dass es ohne eine Sanierung der denkmalgeschützten Kate nicht gehen wird, ist allen klar, aber die Gemeinde signalisierte schon mal freundliche Hilfe.

Beim erst neun Monate alten „Brücke“-Kind seinerseits geht es höchst demokratisch zu: Zwei Frauen und zwei Männer des Landes Brandenburg stellen noch bis zum Wochenende im Gäste-Status aus, sie vertreten malerische und mehr „angewandte“ Kunst, Tradition und Moderne, Hüben und Drüben eben.

Vier Räume – vier Künstler oder Künstler-Innen: Das Entree gehört Solveig Karen Bolduan aus Klein Loitz, ihren gemalten „Schichtenlandschaften“, dem kleinen Mops aus genähtem Stoff, der lebensgroßen „Annegrete 1938“ aus geschnitztem Holz. Das Leben ist schließlich ein kurzes. Ihre bemalten Skulpturen haben eine erstaunlich leichte und doch intensive Art, sie korrespondieren mit den Werktiteln aufs Beste. Im Hofzelt arbeitet sie an einer Art Holzplastik, die man vielleicht auch „Mensch-Tier-Übergangsstufe“ taufen könnte.

Bildhauerin und Keramikerin Heike Adner stammt aus Luthers Wittenberg. Sie arbeitet betont figürlich, geht ganz auf Schönheitssuche, sucht Harmonie, wovon nicht nur ihre Frauentorsi erzählen, auch „7 Fundstücke“ aus weißem Ton – und jene etwas ungewisse Arbeiten voller Reinheit aus reinstem Papier.

Jost Löber arbeitet gerne mit Metall. Er schweißt seltsame Köpfe aus Stahlpuzzle-Teilen, erfindet kachelähnliche Kapsel-Vielecke aus Keramik, die als Komposition ganz andere Körper ergäben, bloß keinen ordentlichen Kachelofen. Was er auch tut, ist stets ein Zusammengesetztes mit Kunst-Intention, auch das eine Foto zwischen den vielen Glasplatten, freundlichst zu betrachten. Gemaltes von ihm gibt es auch.

Jens Kanitzens Schwerpunkt liegt im Bereich Malerei, Plastik. Er hat eine kunstvolle Art von Wirklichkeitsprojektion gefunden. Runde, am Rand gebrannte Tischlerscheiben mutieren zu Titanenwappen und Titanenschild, sie sind aber auch die Heimat von Bienen- und Ameisenstaat, wie zuvor von Titanen und Bankern. Er hält es mit den bewährt-archaischen Bildmustern: Adam und Eva als ein verwundert-gesprenkeltes Paar, der androgyne „Einzelgänger“, und immer wieder die langarmige Máat aus dem alten Ägypten, griechisch Dike genannt: Die Gerechtigkeit also.

Finissage am heutigen Samstag 17 Uhr, anschließend Künstlerfest

Gerold Paul

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