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Potsdam-Mittelmark: Hühner mit Vertrag

Ein Schäpener Hotelier vermietet Hennen mit Legegarantie – auch für Ostereier

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Beelitz · Schäpe - Die Hennen auf dem Hof von Hotelier Gerhard Graßl haben einen Vertrag zu erfüllen – einen Leasingvertrag mit Eierlegegarantie: Sechs Eier pro Woche. Der Leasingpartner zahlt 36 Euro im Jahr, kann sich eine Henne aussuchen und jede Woche seine Eierration in Graßls Pension in Schäpe bei Beelitz in Empfang nehmen. Natürlich bekommt er vom Pensionsinhaber auch eine Urkunde mit dem Namen der Henne.

Zur Auswahl stehen 35 Tiere elf verschiedener Rassen. Drei Hühner sind bereits vertraglich versprochen. „Eine Frau wird den Leasingvertrag am Samstag zum Geburtstag verschenken“, sagt Graßl. Die anderen beiden Hennen legen künftig Eier für eine Freundin sowie einen Fotografen, der die Tiere kürzlich ablichtete. Wenn die Leasing-Hühner ihren Eierlegepflichten einmal nicht nachkommen, helfen die anderen Hennen aus. „Viele Hennen nutzen auch dieselben Gelege für ihre Eier“, sagt Graßl. Auf 52 Wochen im Jahr gerechnet kostet bei ihm ein Ei elf Cent. „Ein wahnsinnig günstiger Preis“, findet er. Dazu komme, dass die Eier verschiedene Größen und Farben haben. „Das geht von Grün bis hin zu einem satten Braun“, erzählt der Hotelier. Die Eier seien so verschieden wie seine Hühnerrassen. „Mir kommt es auf die Vielfalt an, denn die Pensionsgäste sollen erleben, dass Huhn nicht Huhn ist“, sagt er.

Übernachtungsgäste hatten den Unternehmer auf die ungewöhnliche Idee gebracht, die kurz vor Ostern auf großes Interesse stieß. „Viele unserer Besucher haben überhaupt keine Ahnung, wie sich Hühner verhalten, was sie fressen, wie sie Eier legen“, sagt er. Nun könnten Großstädter sogar eine persönliche Beziehung zu ihrer Leasing-Henne aufbauen. Denn seine Eier bekommt nur, wer sie direkt auf dem Hof abholt. Das Eieranrecht für die Woche verfällt, sollte der Vertragspartner nicht bis Freitag erschienen sein.

Wer mit seinem Vertragshuhn zufrieden war, kann es sogar vor dem Kochtopf bewahren. Gegen einen Extra-Obolus von zehn Euro darf das Federvieh seinen Lebensabend auf dem Hof erleben, betont der Vegetarier Graßl. In der Regel werden die Tiere bis zu zehn Jahre alt, wobei eine Henne nach spätestens zweieinhalb Jahren nicht mehr so viele Eier legt. Die Legekapazität verringert sich dann bis auf ein Zehntel der Leistung im jungen Alter.

Wie beim Auto-Leasing wird auch beim Hennen-Mieten eine gute Auswahl des Modells empfohlen. Laut Graßl gibt es eine einfache Regel, um eine gesunde und gut legende Henne auszumachen: „Je röter der Kamm, desto besser ist das Tier beisammen.“ Wenn der Kamm dunkelbraune Flecken hat oder nicht fest auf dem Hennenkopf steht, ist das Tier nicht in Topform. Maximal zwölf seiner Hennen mit so einprägsamen Namen wie Helga, Waltraud oder Frieda bietet Graßl zum Leasing an. „Dann bin ich ausverkauft, denn ich muss ja den Vertragspartnern sechs Eier in der Woche garantieren“, sagt er. Da benötige er die restliche Hühnerschar als „Ersatzleger“. Außer den Hennen hat Graßl zwei Hähne. Die Tiere leben tagsüber in einem 450 Quadratmeter großen Hühnergarten und übernachten in einem 60 Quadratmeter großen Geflügelstall.

Wenn die Idee sich rentiert, wolle er eventuell mehr Tiere anschaffen. Bis zu 1300 Hühner könnte er unterbringen. Das Leasing auf andere Tierarten auszuweiten, daran hat Graßl aber noch nicht gedacht: „Wir haben zwar Ziegen, die Milch geben, aber vorerst konzentriere ich mich aufs Hennen-Leasing“.

Beatrice George

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