Potsdam-Mittelmark: „Ich fühle mich allen verpflichtet“
Cornelia Jung siegte bei Bürgermeister–Stichwahl mit 61,33 Prozent – wegen der Wahlbeteiligung wurde es fast eng
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Cornelia Jung siegte bei Bürgermeister–Stichwahl mit 61,33 Prozent – wegen der Wahlbeteiligung wurde es fast eng Von Henry Klix Michendorf. Um 18.15 Uhr waren am Sonntag fast alle Stimmen zur Michendorfer Bürgermeister-Stichwahl ausgezählt. Doch Cornelia Jung musste noch ein bisschen weiter zittern: Vor der Leerung der beiden letzten Wahlurnen stand nicht fest, ob sie das gesetzlich erforderliche Quorum von über 15 Prozent der Wahlberechtigten erreichen wird. Zwar kam sie am Ende auf 1824 Stimmen (61,33 Prozent), ihr Kontrahent, SPD-Kandidat Eckhard Reinkensmeier, nur auf 1150 (38,67 Prozent). Doch wegen der geringen Wahlbeteiligung von 35,1 Prozent kletterte Jung erst während der Auszählung des Wahllokals „Apfelbaum“ und der Briefwahl über die „Schmerzgrenze“ von 1275 Stimmen. Am Ende musste sie froh sein, nicht durch die Gemeindevertretung oder gar per Losentscheid gewählt zu werden, wie es das Wahlgesetz für solche Fälle vorsieht. „Gerade dazu hatte ich wirklich keine Lust“, sagte sie mit Verweis auf ihre Wahl zur Amtsdirektorin vor drei Jahren per Los. Nach den Wahlkampfwochen blickt Jung jetzt nach vorn. Einige Kämpfe stehen ihr in der neuen Gemeindevertretung wohl bevor. Darauf bereitet sie sich vor. Ob sie sich der CDU verpflichtet fühle, die vor der Stichwahl eine Wahlempfehlung abgegeben hatte? „Ich fühle mich allen Gemeindevertretern verpflichtet“, antwortet sie clever. Neben den Größenverhältnissen der Fraktionen hat Jung ausgezählt, dass sechs Wildenbrucher, sechs Wilhelmshorster, sechs Michendorfer, drei Langerwischer und ein Fresdorfer im Parlament mitmischen. Mit ihrer unbestreitbaren Kompetenz kann Jung jetzt nicht nur die Beschlussvorlagen vorbereiten, sondern darf sich auch mit eigenen Vorstellungen einmischen und Zielvorgaben machen. Wie sich die erfahrene Verwalterin dabei schlagen wird, wird vor vielen Beteiligten mit Spannung erwartet. Einige „heiße Eisen“ hat sie schon ausgemacht: Zum nächsten Haushaltsjahr müssen die Steuerhebesätze der sechs Ortsteile angeglichen werden, Michendorf liegt mit seiner Gewerbesteuer weit hinter den anderen. Auch die Debatte über wichtige Investitionen im kommenden Jahr werde schwierig. „Wir sollen vor allem versuchen, die Maßnahmen umzusetzen, für die wir Fördermittel bekommen können“, meint Jung. Neben den Programmen der Städtebauförderung in Michendorf und Langerwisch sei dies zum Beispiel die Hüllensanierung der Wilhelmshorster Schule. Ob es weiter so große Unterschiede bei der Vergabe „freiwilliger Leistungen“ (Wilhelmshorst 4 Prozent, Stücken 1 Prozent) geben könne, bleibe abzuwarten. Unklar ist auch noch, wer ihr als Vorsitzender der Gemeindevertretung zur Seite stehen wird: Für die CDU wird sich Harry Basel für den Posten bewerben, auch Hartmut Besch von der Freien Bürgerliste/ FDP soll aber Ambitionen haben. Wahlverlierer Eckhard Reinkensmeier nahm das Wahlergebnis gefasst. Lieber sei ihm ein klares Wählervotum, „als wenn ich am Ende orakeln müsste, wie ich die 100 Stimmen Abstand noch bekommen hätte“. Dass der Bauunternehmer in seinem Heimatort Michendorf beim zweiten Wahlgang einstecken musste, habe ihn aber überrascht. Hatte er am 26. Oktober 472 Stimmen, so waren es jetzt 408. Cornelia Jung hatte unterdessen mit 494 statt 431 Stimmen einen deutlichen Sympathiegewinn auch hier zu verzeichnen. Für Reinkensmeier steht derweil fest: „In acht Jahren werde ich es wieder versuchen. Oder wer weiß, vielleicht früher.“ Die Ergebnisse der anderen Ortsteile (erst Jung, dann Reinkensmeier): Fresdorf: 23 und 65, Langerwisch 255 und 139, Stücken 100 und 32, Wildenbruch 186 und 111, Wilhelmshorst 231 und 171, Briefwahl 435 und 224.
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