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Unmittelbar nach Verkündung des Endergebnisses: Kerstin Hoppe und Roland Büchner im Rathaussaal.

© Andreas Klaer

Von Henry Klix: „Ich habe die Wahl gewonnen“

Nach hartem Wahlkampf in Schwielowsee will Bürgermeisterin Hoppe zurück zur Ruhe. Ob das geht?

Stand:

Schwielowsee - Der Wahlkrimi in Schwielowsee dauerte bis zur letzten Sekunde, und hinter der lächelnden Fassade stand Kerstin Hoppe die Demütigung und Roland Büchner die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben, als das Ergebnis am Sonntag um 18.45 Uhr endlich feststand. Hoppe gewann die Wahl mit 50,9 Prozent, 82 Stimmen trennten sie von einer Niederlage. Erst nach der Auszählung des achten von neun Stimmbezirken war sie im Schneckentempo an ihrem Kontrahenten vorbeigezogen, so fühlt sich ein Denkzettel an. Vor acht Jahren hatte Hoppe als politische Quereinsteigerin und neues Gesicht 56 Prozent für sich verbuchen können.

Ist sie mit dem Ergebnis zufrieden? „Es gibt eine eindeutige Entscheidung. Ich habe die Wahl gewonnen“, erinnerte Hoppe gestern ans demokratische Prozedere. Sie sei froh, dass auch zur Stichwahl 55,9 Prozent mobilisiert werden konnten, wählen zu gehen – knapp zwei Prozent weniger als im ersten Wahlgang. Darüberhinaus wolle sie nach vorne schauen: Sie lade weiter alle ein, überparteilich für die Interessen von Schwielowsee zusammenzuarbeiten und die Ortsteile gleichmäßig zu entwickeln, soweit es die Haushaltslage zulässt. „Ich wünsche mir sehr, dass wir wieder zur Ruhe kommen.“ Die Gemeinde habe sich in den vergangenen acht Jahren gut entwickelt. „Manchmal muss man vielleicht mehr erklären“, räumte sie ein. Hoppe hat zu spüren bekommen, dass vielen Wählern ihr Fleiß und ihre Agilität allein nicht reichen. Sie wollen mitgenommen werden, auch wenn es mal keine Erfolge zu vermelden gibt.

Transparenz im Rathaus, die Entwicklung der Caputher Mitte, der gestutzte Erholungsort-Titel und nicht zuletzt das Tempo, das beim Bau des Geltower Sport- und Vereinszentrums vorgelegt wird, waren die wichtigsten Themen des Wahlkampfes. An ihnen wurden die Kämpfe zwischen den Ortsteilen, zwischen Zugezogenen und Alteingesessenen, innerhalb und zwischen den politischen Kräften ausgetragen. Hoppe ist durch die Zustimmung der Caputher (65,8 Prozent), der Einwohner von Wildpark-West (56,4) und der Briefwähler (52,8 Prozent) im Amt geblieben. Mit 33,6 und 34,9 Prozent wurde sie in Geltow und Ferch abgewatscht. Die Gemeinde scheint gespalten.

Auch die politischen Fronten sind verhärtet: Hoppe gewann mit Capuths Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter und dem BBS-Vorstandsmitglied Karsten Grunow im Wahlkampf zwei starke Caputher Unterstützer aus dem Bürgerbündnis-Lager. Beide wollen jetzt das Gespräch zu Büchner suchen – und im Bürgerbündnis bleiben. Die SPD, die Büchner mit der neuen Offensive Schwielowsee unterstützt hatte, nachdem die eigene Kandidatin Claudia Tittel im ersten Wahlgang ausgeschieden war, will es dabei womöglich nicht belassen: „Wir sollten uns nicht aus den Augen verlieren, das sind wir den Wählern schuldig“, sagte gestern SPD-Ortsverbandschefin Heide-Marie Ladner. Ob ein Kontra-Hoppe-Bündnis zum Mitgestalten taugt?

In der Woche vor der Wahl hatte der CDU/FDP-Fraktionschef Heiko Hüller aus Caputh in einer Rundmail schmissig gewarnt, dass Roland Büchner sich „mit Leuten aus einer sogenannten Initiative und der SPD zusammengetan hat, die zum Teil erst vor kurzem nach Caputh gezogen sind“. Hüller warnte „vor einer „teilweise fremdbestimmten Gemeinde“ und einem „waghalsigen Experiment Büchner“. Konter von Offensive-Chef Burkhard Schlothauer: „Hier wird ganz plump die Angst vor Menschen geschürt, die aus anderen Teilen der Bundesrepublik hierher kommen und in der Ortspolitik mitarbeiten wollen.“

Büchner erklärte gestern, dass ihn Hüllers Mail im Wahlkampf mehr getroffen habe als die Abtrünnigen im Bürgerbündnis. Er wolle trotzdem zur Sacharbeit zurückkehren und verbucht es als Erfolg, das Hoppe im Wahlkampf „mehr Offenheit“ zugesagt hat. „Für mich bricht jetzt auch keine Welt zusammen.“ Als Oberbrandmeister bei der Potsdamer Berufsfeuerwehr ist Büchner gerade in die Service- und Logistik-Abteilung aufgestiegen. Das Wahlergebnis spreche „eine eindeutige Sprache“. Büchner: „Vielleicht versuche ich es in acht Jahren noch mal.“

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