zum Hauptinhalt
„Die Insel ist nicht genug.“ Joachim Hilburg, Bürgermeisterkandidat der Grünen.

© eb

Potsdam-Mittelmark: „Ich kann das“

Am 14. September wählt Werder einen neuen Bürgermeister: Joachim Hilburg ist Kandidat der Grünen. In der Mitte der Gesellschaft habe er kein Angebot gesehen, als die SPD auf einen Kandidaten verzichtete

Stand:

Werder (Havel) - So viele CDU-regierte Jahre – in Werder hätten sich bayerische Verhältnisse etabliert, sagt Joachim Hilburg. „Das führt dazu, dass eine bestimmte Gruppe die Stadtpolitik alleine macht. Wer nicht dazugehört, wird mehr oder weniger ausgegrenzt.“ Hilburg will das ändern, geht für die Grünen als Bürgermeisterkandidat ins Rennen. In der Mitte der Gesellschaft habe er kein Angebot für Werder gesehen, als die SPD keinen eigenen Kandidaten aufstellte. AfD und Linke seien keine Alternative.

„Ich kann das und habe die Ausbildung und Qualifikation für dieses Amt“, sagt Hilburg selbstbewusst. In Frankfurt (Main) geboren, habe er in einer Kreisverwaltung in Hessen seine Ausbildung zum Diplomverwaltungswirt gemacht. Seit 1994 ist er Kirchenangestellter, war Geschäftsührer des Jungendpfarramtes der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Geschäftsleiter des Kirchenkreises Berlin-Reinickendorf und ist seit einem Jahr als Gruppenleiter des Kirchlichen Verwaltunsgamtes Berlin Mitte-Nord für die Haushaltsführung und Buchhaltung der Hälfte der Berliner Kirchengemeinden verantwortlich.

Schon als Jugendlicher war er in der Kirche engagiert. Auch die Grünen hätten ihn früh interessiert. Als sie mit den Bündnisgrünen im Osten fusionierten, war für ihn der Zeitpunkt zum Beitritt gekommen. Er habe damals den Einruck gehabt, dass da eine starke, liberale und bürgerrechtsbewegte Gruppe zusammenwächst. Inzwischen ist er in der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit, Gesundheit und Soziales aktiv. Das seien die Themen, die ihn politisch am meisten interessieren.

Ihm sei schon klar, dass er als Bürgermeister keine starke Hausmacht hinter sich haben würde. Wenn es darum geht, gemeinsam Ziele zu erreichen, gebe es „Potenziale bei der CDU“, wie er umsichtig formuliert. Hilburg will die Bürger stärker einbeziehen, Entscheidungen mit allen diskutieren und wichtige Informationen im Vorfeld öffentlich machen. Er kann sich vorstellen, dass sich auf diesem Weg manches anders entwickelt.

Dass die Stadt keine Baumschutzzsatzung hat, sieht er zum Beispiel als Problem. Bäume müssten eine Chance bekommen, alt zu werden. Alte Bäume, findet er, sind identitätsstiftend für die Gemeinschaft. Die besteht für ihn aus mehr als der Kernstadt. Am Sonntag habe er sich in Kemnitz Bürgern vorgestellt, immer wieder sei von fehlenden Radwegverbindungen die Rede gewesen. In Richtung Phöben gehe es um einen Lückenschluss von lediglich 150 Metern. „Das sind berechtigte und nicht mal erhebliche Anliegen, doch die Bürger wissen nicht, wo sie ihre Probleme loswerden können“, so Hilburg.

In Werder sei schon durch seinen Status als Erholungsort nicht anderes vorstellbar als ein enges Miteinander der Stadt mit den Ortsteilen. „Die Insel ist den Besuchern nicht genug, sie wollen hier auch Rad fahren, Sport machen, wandern – solche Möglichkeiten haben wir vor allem in den Ortsteilen.“ Seit 1999 lebt Hilburg in Phöben, hat sich politisch schon engagiert, als es um den Anschluss der damals eigenständigen Gemeinde an die Stadt Werder ging. Hilburg gehörte zu den wenigen Befürwortern.

Der 49-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder, „alle im wahlberechtigten Alter“, wie er nebenbei anmerkt. Lange Zeit war er als Ortsvorsitzender der Grünen aktiv. Jetzt engagiert er sich in Werder hauptsächlich in der Kirche, ist Kirchendiener und betreut beim Blütenfest das Kirchencafé, um „bei diesem turbulenten Fest einen Ort der Ruhe offenzuhalten“, wie er sagt. Zwischen Kirche und Grünen sieht Hilburg viele Gemeinsamkeiten: Hier wie dort habe er Menschen getroffen, die Dinge hinterfragen und nicht einfach hinnehmen wollen, die einen im politischen, die anderen im ethischen Bereich.

Die Grünen mischen seit Jahren in Werders Stadtverordnetenversammlung mit, bis zu diesem Jahr hatte es immer nur für ein Mandat gereicht. Nach der Kommunalwahl konnte man mit zwei Mandaten eine eigene Fraktion bilden. „Das ist wichtig, um grüne Positionen formulieren zu können“, sagt Hilburg. Er sieht die Rolle der Partei im Stadtparlament darin, Dinge anzusprechen und ein wenig für den Naturschutz und den sozialen Ausgleich zu sorgen. Hilburg selbst hofft für die Bürgermeisterwahl am 14. September auf ein „charmantes, zweistelliges Ergebnis“.

In der nächsten Folge am kommenden Donnerstag stellen die PNN die Kandidatin der CDU, Manuela Saß, vor

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })