
© M. Hiekel / dpa
Herbert Köfer wird 95 Jahre alt: „Ich kann rennen, springen und Treppen steigen“
Der Volksschauspieler Herbert Köfer, der am Seddiner See lebt, wird heute 95 Jahre alt. Er feiert mit Freibier und Schmalzstullen.
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Michendorf - Das Publikum ist sein Lebenselixier. „Ich lebe mit jeder Vorstellung, jeder Lesung und jedem Tag, an dem ich spiele, auf“, sagt Herbert Köfer. Seit mehr als sieben Jahrzehnten steht er auf der Bühne. Am heutigen Mittwoch wird der Volksschauspieler, der in einer Villa am Seddiner See lebt, 95 Jahre alt. Nach wie vor ist er präsent im Fernsehen und spielt noch regelmäßig Theater, so steht er alle zwei Jahre für die Beelitzer Festspiele auf der Bühne. Erst kürzlich endete zudem in der „Comödie Dresden“ sein jüngstes Wagnis: eine Frauenrolle. 33 gefeierte Vorstellungen von „Opa ist die beste Oma“ sprechen für sich.
Von Ruhestand will Köfer nichts wissen
Und selbst am Ehrentag gönnt sich der charmante Mime keine Pause. „Ich stehe auf der Bühne.“ Köfer und seine dritte Ehefrau Heike sind gerade mit ihrer Komödiantenbühne und dem Kult-Stück „Rentner haben niemals Zeit“ auf Tournee durch Ostdeutschland. In der Stadthalle von Bernau bei Berlin lädt er nach der Vorstellung ein. „Es gibt Freibier und Schmalzstullen für alle.“ Von Ruhestand will der Senior nichts wissen. „Der Beruf ist mit Schönheit verbunden und die auch anstrengende Arbeit mit Erfüllung.“ Dabei kam der 1921 in Berlin geborene Köfer eher zufällig zur Schauspielerei. „Ich war ein Jüngelchen zwischen den kräftigen sportlichen Kerlen“, erzählt er. Zwar hätten sich die Mädchen auch für ihn interessiert. „Aber ich wollte etwas machen, mit dem man Aufmerksamkeit erregt.“
Also lernte er Geige, war auch am Konservatorium, bis ihm das ständige Üben von Tonleitern zu langweilig wurde. „Ich konnte immer alles, aber nicht perfekt.“ Als Schauspieler gesucht wurden, sprach er vor – und war dabei. „Ich bereue das nicht einen Tag, es war die richtige Entscheidung.“ Auch wenn es Hochs, Tiefs und Tränen gab.
Vom Deutschen Theater zum Deutschen Fernsehen
Köfers künstlerische Heimat ist das Theater. 1940 debütierte er nach der Schauspielschule als Kronprinz Friedrich im Stadttheater Brieg (Schlesien). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Rollen und die Bühnen immer größer – bis er bei Wolfgang Langhoff am Deutschen Theater landete.
Zwei Jahre später wechselte er zum Deutschen Fernsehen, machte Filme und Unterhaltungssendungen. Am 21. Dezember 1952 sprach er beim offiziellen Start des Deutschen Fernsehfunks die Nachrichten – und am 31. Dezember 1991 moderierte er mit der Silvestershow auch dessen letzte Sendung. Bis in die Gegenwart ist er präsent: in Filmen wie „Nackt unter Wölfen“, „Kleiner Mann, was nun?“ oder „Wolf unter Wölfen“.
"Die Bühne ist mein Podium"
„Eine schöne Rolle im Film macht Spaß, auf der Bühne ist es ganz anders, die Bühne ist mein Podium.“ Dabei schätzt Köfer das direkte Urteil, ob es gut oder schlecht war. „Man wächst mit jeder Minute, die der Applaus anschwillt.“ Das will er auskosten, so lange die Gesundheit mitmacht. „Nur auf die Bühne getragen werden möchte ich nicht.“ Momentan ist Köfer davon weit entfernt. Seine Energie und Fitness verblüffen sogar die Ärzte. „Ich kann rennen, springen und Treppen steigen.“ Nur das Text-Lernen wird im Alter schwieriger. (dpa)
Simona Block
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