
© privat
Potsdam-Mittelmark: „Ich sehe den Erfolg“
Am 14. September wählt Werder einen neuen Bürgermeister: Manuela Saß kandidiert für die CDU. Sie sitzt schon im Rathaus – als Vize-Bürgermeisterin
Stand:
Werder (Havel) - Der Einstieg von Manuela Saß in die Werderaner Politik begann mit einer Feuertaufe. Im Jahr 2010 musste sie den Befehl zur Sperrung der Inselbrücke geben, nachdem beim Baumblütenfest ein Rettungswagen und ein Güllelaster gleichzeitig die völlig überfüllte Brücke befahren hatten. Damals war sie gerade Fachbereichsleiterin geworden.
„Die Besucher waren wie verrückt und es drohten Kinder gegen die Absperrungen gedrückt zu werden. Da habe ich die Kleinen über die Gitter gehoben und den Eltern zugerufen, wo sie sie abholen können“, erinnert sich die 48-Jährige. Am Abend fuhren dann keine Züge, da Betrunkene auf die Gleise gelaufen waren. Also musste Saß Busse für die Festbesucher organisieren. „An dem Tag kam einfach alles zusammen.“
Saß meisterte die Aufgabe und legte seither in Werder einen steilen Aufstieg hin. Noch im August 2010 wurde sie von Bürgermeister Werner Große (CDU) zur 1. Beigeordneten ernannt, nun will sie am 14. September selbst an die Rathausspitze – mit Großes Unterstützung. Erfahrung im Amt konnte sie bereits sammeln, als sie den Bürgermeister wegen seiner Krebserkrankung ein Jahr vertreten musste. Ihre Kandidatur sieht sie als konsequenten Schritt. „Ich weiß, dass ich für die Stadt arbeiten kann, in der ich lebe, und sehe den Erfolg.“
Seit 1997 lebt Saß, die im mecklenburgischen Wolgast geboren und in Neubrandenburg aufgewachsen ist, in Werder. Die gelernte Zerspanungsfacharbeiterin („Ich kann fräsen, drehen und schleifen“) studierte später Rechtswissenschaften in Leipzig und machte 1989 ihr Diplom. Nach Zwischenstationen bei einer Bank und der Lasa Brandenburg sowie dem 2. juristischen Staatsexamen in Potsdam kam sie 2006 zum Amt Beetzsee, wo sie bis zu ihrem Wechsel nach Werder als stellvertretende Amtsdirektorin und Kämmerin tätig war.
Solide Finanzen sind ihr besonders wichtig. „Sie sind die Basis für eine christdemokratische Politik in der Kommune.“ Seit diesem Jahr ist Saß Mitglied der CDU. Die Partei hat in der Stadt eine komfortable Mehrheit und Saß zufolge in den vergangenen Jahren viel erreicht. So sei eine behutsame Stadterneuerung gelungen, auch sei das Zusammenwachsen der Kernstadt und der Ortsteile vorangebracht worden.
Doch Saß sieht auch die Aufgaben, die auf sie als wohl aussichtsreichste Kandidatin – sie wird auch von der SPD, der FDP und den Freien Bürgern sowie dem Töplitzer Bürgerbündnis unterstützt – warten. Bisher sei die Bürgerbeteiligung in der Stadt noch nicht optimal gelungen. „Wir müssen anfangen, die Werderaner früher über anstehende, die Bürger direkt betreffende Entscheidungen zu informieren.“ Das habe sie in vier Jahren Stadtpolitik gelernt. Allerdings sollten die Werderaner auch öfter die Möglichkeit nutzen, selbst zu Ausschuss-Sitzungen zu gehen. Schließlich können sie sich dort genauer informieren und ihre Bedenken loswerden.
Damit auch jeder zu den Sitzungen kommen kann, soll die Anbindung der Ortsteile im Nahverkehr verbessert werden. Überhaupt soll es ein konkreteres Verkehrskonzept für die Stadt geben, zu dem unter anderem auch neue Parkplätze am Bahnhof gehören. „Wir haben noch freie städtische Grundstücke in Bahnhofsnähe, auf denen Fahrräder und Autos abgestellt werden könnten“, so Saß. Außerdem könnte eine bessere Bahnhofsanbindung mit Bussen die Parksituation vor Ort entspannen.
Knackpunkt für das Verkehrskonzept bleibe jedoch der geplante Tunnel unter den Bahngleisen, die die Havelauen von der Kernstadt abtrennen. Vor der Schranke bilden sich oft Staus, die kaum einen konkreten Busfahrplan zulassen, da das Busdepot in den Havelauen ist.
Saß steht selbst täglich vor der Schranke, schließlich wohnt sie mit ihrer Familie in den Havelauen. Durch ihren Mann, der auf einem Wochenendgrundstück in Töplitz groß geworden ist, zog es sie damals an die Havel. Nachdem sie öfter bei den Schwiegereltern war, reifte schnell der Entschluss, sich noch eines der Grundstücke am Zernsee zu sichern.
Inzwischen wohnt auch die Tochter, die in Werder groß geworden ist, mit ihrer Familie in der Stadt. Seit zweieinhalb Jahren ist Manuela Saß zudem Großmutter. Familie ist ihr wichtig, auch das Baumblütenfest sei als größtes Fest der Stadt spätestens seit dem Sicherheitskonzept von 2011 wieder für Familien geeignet. Szenen wie zu ihrem Einstand hat Saß zumindest in den vergangenen Jahren nicht mehr erleben müssen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: