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Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich wollte der Frau nicht so wehtun!“ Mordversuch in Beelitz: Opfer weiß nichts mehr

Beelitz – Bis zum Juli vorigen Jahres beobachtete Michael M. (38) aus Beelitz schlanke, junge Frauen lediglich heimlich, stahl ihre zum Trocknen aufgehängten Slips und BHs von der Leine, um daheim in sexuellen Phantasien zu schwelgen.

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Beelitz – Bis zum Juli vorigen Jahres beobachtete Michael M. (38) aus Beelitz schlanke, junge Frauen lediglich heimlich, stahl ihre zum Trocknen aufgehängten Slips und BHs von der Leine, um daheim in sexuellen Phantasien zu schwelgen. In der Nacht zum 1. August stieg der gelernte Schäfer dann aber durch das Küchenfenster des Hauses ein, in dem Silvia S.* und ihre beiden Kinder schliefen. Wieso Michael M. der damals 28-Jährigen einen knapp zwei Kilogramm schweren Kerzenständer auf den Hinterkopf schlug, danach zu einer Keramikschale griff und erneut zuhieb, vermochte er dem Gericht gestern nicht zu erklären. Seit dem 1. Juli muss sich der Arbeitslose wegen versuchten Mordes und Körperverletzung vor der Schwurgerichtskammer verantworten. (PNN berichteten.)

„Ich wollte der Frau nicht so wehtun“, beteuerte der kräftige Angeklagte. Eigentlich sei sein Vorhaben, Silvia S. nach dem Duschen durch einen Jalousienspalt nackt zu sehen, bereits „von Erfolg gekrönt“ gewesen. Doch dann habe er zwei ihrer Höschen auf der Wäschespinne entdeckt, sie in seine Latzhose gesteckt, die er für derartige Touren stets anzog. Als er das angekippte Fenster bemerkte, habe er seine Handschuhe übergestreift und den Hebel nach unten gedrückt. „Die Handschuhe habe ich immer dabei, weil meine Fingerabdrücke schon einmal gesichert wurden“, berichtete Michael M. Als er Silvia S. in ihrem Bett husten hörte und annahm, dass sie wach war, habe er den Rückweg angetreten, dabei ihre Handtasche mitgenommen. „Ich hoffte, ein Passbild zu finden. Das hätte ich dann in meinen Aktenordner geklebt, in dem ich Frauenbilder sammle. Das sind Magazin-Fotos von Damen, von denen ich mir vorstellen könnte, Oralsex mit ihnen zu haben“, erzählte der Mann. Doch in der Tasche seines Opfers waren nur Visitenkarten. So sei er zurückgekehrt, erneut durch das Fenster geklettert. In eine Korridor-Ecke hätten Flaschen gestanden. Er habe eine ergriffen und „spontan zugeschlagen“. Dass es keine Weinflasche war, sondern ein massiver Kerzenständer in Flaschenform, habe er erst von der Polizei erfahren. „Die Frau schrie. Sie wurde immer lauter. Ich geriet in Panik. Da habe ich die Keramikschale genommen und noch einmal ausgeholt. Sie ist zersplittert. Dann bin ich durch das offen stehende Fenster geflüchtet“, schilderte Michael M. Dabei verlor er einen Slip seines Opfers. Auf ihm befand sich seine DNA.

Silvia S.* (29) hat an das Geschehen keinerlei Erinnerung. „Sonst schlief meine damals dreijährige Tochter immer mit in meinem Bett. Zum Glück war das in dieser Nacht nicht so“, sagte die dunkelhaarige Frau. Die Folgen des Angriffs – unter anderem eine dauerhafte schwere Beeinträchtigung des Gehörs – werden die selbstständige Tagesmutter ein Leben lang begleiten. Das Jugendamt, dass sie bezahlt, kündigte ihr zunächst die Verträge. Inzwischen darf Silvia S. wieder in ihrem Beruf arbeiten, kann dies allerdings nur noch zusammen mit einer Kollegin tun. „Wenn mich die Kinder von hinten ansprechen, höre ich das oft nicht. Telefonieren kann ich auch nicht mehr“, berichtete sie. Die Verhandlung wird fortgesetzt. (*Name geändert.) Hoga

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