Aus dem GERICHTSSAAL: Illegal zu Manneskraft
Vielfach vorbestrafter Teltower wollte mit gefälschtem Rezept ein Testosteron-Präparat erschleichen
Stand:
Teltow – Eigentlich müsste Ali A.* mit seinen 22 Jahren körperlich noch gut drauf sein. Doch der in Teltow lebende Iraner wollte seine Manneskraft unbedingt mit einem Testosteron-Präparat steigern. Ein entsprechendes Rezept – so seine Erklärung vor Gericht – habe er am 15. Mai in Potsdam gefunden. In der Warthestraße habe er ein Mädchen gebeten, das Rezept in einer nahegelegenen Apotheke einzulösen. „Ich habe ihr gesagt, ich hätte dort Hausverbot“, so Ali A. Das Präparat war nicht vorrätig, die vermeintliche Kundin sollte später wiederkommen. Diesmal ging der Teltower in Begleitung seines Kumpels Murat M.* (23) hin. Die Polizei erwartete das Duo schon, nahm es vorübergehend fest.
Statt des erwarteten Potenzzuwachses kassierte Ali A. jetzt wegen Urkundenfälschung eine Geldstrafe von 15 Tagessätzen zu je zehn Euro. Murat M. wurde vom Vorwurf der Mittäterschaft freigesprochen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. „Ich hätte es nicht machen sollen. Tut mir leid“, gab sich der junge Vater reumütig. „Aber ich wollte das Zeug einfach mal ausprobieren. Heute weiß ich aus dem Internet, dass es ziemliche Nebenwirkungen hat. Die Haare fallen einem davon aus, die Nieren gehen kaputt.“
Die Richterin blätterte in der Akte, hielt das Corpus Delicti in die Höhe. „Dieses Rezept ist eine Totalfälschung. Das müsste eigentlich jeder sehen“, konstatierte sie. „Wichtigstes Indiz ist das Fehlen der Arzt-Nummer. Es kann also von keinem Mediziner ausgestellt worden sein.“ Ali A. beteuerte: „Ich habe wirklich nicht bemerkt, dass das Rezept nicht echt ist. Es ist doch unterschrieben, und ein Stempel ist auch drauf.“ Dann versicherte er: „ Murat hatte absolut keine Ahnung, was ich in der Apotheke wollte. Ich hätte auch das Mädchen da nicht reinziehen sollen.“
„Sie haben billigend in Kauf genommen, dass mit dem Rezept etwas nicht stimmt“, stellte die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft klar. Die Vorsitzende ergänzte: „Man kann Ihre Geschichte glauben oder auch nicht. Mein Bauchgefühl sagt mir, es war nicht so, wie Sie uns weismachen wollen.“ Ali A. – bislang wegen mehrerer Diebstähle, räuberischer Erpressung, Sachbeschädigung, Verstoßes gegen das Waffengesetz, Bedrohung, gemeinschaftlichen Raubes und gefährlicher Körperverletzung mit dem Gesetz in Konflikt geraten – blieb bei seiner Version. Und er berichtete, vor kurzem mit seinem Vater einen Kiosk für Zeitungen und Tabakwaren eröffnet zu haben, um seinen Lebensunterhalt künftig selbst zu bestreiten.
Das hörte das Gericht gern. „Tun Sie das und erziehen Sie Ihr Kind“, riet die Vorsitzende dem Angeklagten. „Und wenn Sie künftig etwas finden, lassen Sie es liegen oder geben es im Fundbüro ab.“ (*Namen geändert.) Hoga
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