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Potsdam-Mittelmark: Illegale Graffiti ließen Idee reifen

Beelitzer Einwohner wollen eine Sicherheitspartnerschaft gründen

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Beelitz - Ida Leim gehört das hübsche Haus in der Beelitzer Virchowstraße 5. Seit Jahresbeginn verunstaltet eine riesige, mehrere Meter lange Schmiererei die Giebelfront. Schutzanstriche gegen solche Schmiererei hätten nicht geholfen, da Rauputz zu durchlässig sei, um die Sprayerfarben abzuweisen, erzählt sie. Ida Leim ist empört und mit ihr das Ehepaar Reichel aus der Berliner Straße, an deren Garagentür und Hausfront ebenfalls nachts gesprüht wurde.

Hans-Dieter Spengler, Rentner, hatte monatelang nachts zwischen 2 und 4 Uhr private „Streifenfahrten“ organisiert um mitzuhelfen, Sprüher dingfest zu machen. Der Täter, der für die Sachbeschädigung in der Virchowstraße verantwortlich ist, wurde überführt – nun hat Ida Leim Post von der Staatsanwaltschaft erhalten: Wegen Minderjährigkeit des Täters könne kein Verfahren eingeleitet werden. Sie ist verunsichert und zornig, sitzt nun trotzdem oder eben deshalb in der von Ortsbürgermeister Peter Koppenhagen einberufenen Einwohnerversammlung. Ida Leim will wissen, was zu tun ist und sie will sich künftig wehren.

Es kommen statt der erwarteten mehr als zwanzig betroffenen Bürger nur sieben, aber es ist ein Anfang. Häufigkeit und Ausmaß von Graffitischmierereien hätten zugenommen, so die Beobachtung der Einwohner. Gleichfalls wuchs ihr Wunsch nach Vorsorge, Bekämpfung und Sanktionen. So reifte die vor eineinhalb Jahren geborene Idee zur Gründung einer Sicherheitspartnerschaft in Beelitz. Sieben Anträge zur Mitarbeit lägen bereits vor, ebenso hoffe er auf die Bereitschaft der Anwesenden, so der Ortsbürgermeister.

Sicherheitspartnerschaften existieren national, regional, transatlantisch, es gibt solche zwischen Städten und Ländern, zwischen Regierungen, zwischen gleichen oder zwischen verschiedenartigen Einrichtungen. Die Anliegen und die Strukturen jedoch sind bei aller Verschiedenheit ähnlich: Immer geht es um eine Art Notfallvorsorge, immer geht es um Sicherheitsstandards und immer auch um einen ständigen Dialog der Beteiligten.

Konfliktlösungen, Vertrauen schaffende Angebote und Zusammenarbeit seien Grundvoraussetzung und Bestandteil jeder Sicherheitspartnerschaft, heißt es auf der Zusammenkunft in Beelitz. Die Garantie öffentlicher Sicherheit sei nicht allein Aufgabe der Polizei oder des Ordnungsamtes. Zur Rückgewinnung des geschwundenen Sicherheitsgefühls der Bürger bedürfe es eines Sicherheitspaktes aller relevanten Kräfte. Jeder einzelne Bürger sei gefordert.

Eine kommunale Prävention könne die Chance für mehr Sicherheit bringen, so der Tenor der anwesenden Verantwortlichen. Dazu gehören Polizeirätin Solveig Bohn, Leiterin der Beelitzer Polizeiwache, Ulrich Krienke aus dem Sachgebiet Prävention des Polizeipräsidiums Potsdam und Sven Röske, Kriminalkommissar aus Beelitz. Röske kann sogar auf fallende Tendenz bei Anzeigen gegen Graffitisprüher im Raum Beelitz verweisen – waren es in 2003 noch 158 Anzeigen und Vorfälle, so waren es 2004 „nur noch“ 86 und im vergangenen Jahr nur 33 Fälle. Trotzdem stünde Beelitz immer noch auf Rang drei nach Potsdam und Brandenburg.

Die Freigabe von Flächen – wie zum Beispiel Bushaltestellen – zum legalen Besprühen hätte allein keine Lösung gebracht. Eine Sicherheitspartnerschaft könnte jetzt ein wirkliches Zeichen setzten und Kräfte bündeln. Auch wenn der formale Abschluss der Gründung einer kommunalen Sicherheitspartnerschaft noch nicht zustande kam, das Gefühl mit den Sorgen nicht allein zu sein und in Gemeinschaft aktiv tätig werden zu können, hat die Gesprächsteilnehmer einander näher gebracht.

Magda Greßmann

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