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Das Gemeindehaus wurde in verschiedenen Ockertönen gestaltet  angelehnt an die Farbe der Ziegelstruktur der historischen Kirche.

© Kirsten Graulich

Von Kirsten Graulich: Im großen Bogen

Nebeneinander von historischer Stülerkirche und neuem Gemeindezentrum im Ortsgespräch

Stand:

Schwielowsee – Vergangenheit und Zukunft – diese zwei Begriffe interpretieren den Caputher Kirchpark gleich mehrfach. Denn die 1852 eingeweihte dreischiffige Backsteinbasilika nach Entwürfen von Friedrich August Stüler markiert den historischen Ortskern. Der Kirchenbau hat mehrere Kapitel Ortsgeschichte mitgeschrieben, und ein neues Kapitel fügt nun das jüngste Gebäude im Kirchpark hinzu: das Gemeindehaus. Das Für und Wider dieser Neubebauung im Umfeld der Kirche war jetzt Thema eines Ortsgespräches, zu dem die Architektenkammer und die Landesdenkmalpflege eingeladen hatten.

Lange hatte die Kirchengemeinde nach Möglichkeiten gesucht, ein größeres Gemeindehaus in direkter Näher zur Kirche zu errichten. Doch die Vorgaben der Denkmalbehörde für den Standort forderten dem Architekten viel Sensibilität ab. Der Neubau, der am 1. Advent vergangenen Jahres eingeweiht wurde, sollte keinen Kontrapunkt setzen, damit das Gotteshaus als Solitär erhalten bleiben konnte. Das Potsdamer Büro „Kühn von Kaehne und Lange“ hatte diese Aufgabe beim Architekturwettbewerb am besten gelöst. Der Bau im Halbrund bringt Schwung auf den Kirchplatz, trotz respektvollen Abstands zum Altbau. Auch die Denkmalpfleger sind mit der Lösung zufrieden, allerdings sei die geschwungene Linie nicht komplett, wie Robert Graefrath vom Landesamt für Denkmalpflege bedauerte. Grund sind die Kosten, die mit der ursprünglich geplanten Pfarrerswohnung als letztes Bogensegment die Vorgabe von 600 000 Euro gesprengt hätten. Stattdessen wurde der letzte Bogen als Mauer fortgesetzt. Trotzdem sind nun 740 000 Euro in den Bau geflossen. Mit Saal, verschiedenen Räumlichkeiten für Gemeindemitglieder, Jugendliche und Gäste stehen etwa 400 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, die nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Konzerte und private Feiern genutzt werden können. War die Fassade des Gemeindehauses noch im Winter weiß, setzen nun verschiedene Ockertöne Akzente. Anlehnend an die Farbe der Ziegelstruktur der historischen Kirche, wie Architekt Eberhard Lange erläuterte.

Während vielen Gemeindemitgliedern die farblichen Absätze gut gefallen, halten sie die wolkenartigen Farbübergänge jedoch für gewöhnungsbedürftig. Manche glaubten gar, dass es sich dabei um noch feuchte Stellen des frischen Anstriches handeln würde. Doch Architekt Lange stellte klar: „Die Unterschiede sind gewollt.“ Pfarrer Hans-Georg Baaske hätte sich diese wolkenartigen Übergänge sogar noch etwas kontrastreicher gewünscht. Die Diskussion freut ihn trotzdem, weil es ein Prozess sei, das neue Haus anzunehmen.

Die Atmosphäre im Foyer, darin sind sich alle einig, ist gelungen, vor allem weil man von dort einen freien Blick auf die Stülerkirche hat. Auch in Sachen Umwelt kann die Gemeinde ein neues Kapitel aufschlagen, denn die Solaranlage produziert genug Energie, um die jährlichen Betriebskosten von rund 3000 Euro aus den Einspeisungserträgen zu finanzieren.

Kirsten Graulich

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