Potsdam-Mittelmark: Im Krisenmodus
Es knirscht im Abwasserzweckverband „Mittelgraben“. Nuthetal will den Druck erhöhen
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Nuthetal/Michendorf - Für Heinrich Petzold, Vorstand im Nuthetaler Interessenverein für Wasser und Abwasser, ist die Sache klar: „Die MWA ist zur Verbandsversammlung in keiner Weise offen und ehrlich.“ Die Mittelmärkische Wasser und Abwasser GmbH, Geschäftsbesorger des Zweckverbandes Mittelgraben – für Petzold ist sie ein „Störfaktor“.
Lang ist die Liste der Dinge, die Petzold wie auch andere Nuthetaler am Geschäftsbesorger stören. Eine eigens gegründete AG Wasser der Gemeindevertretung hatte im Dezember in einem Bericht die vielen Probleme aufgelistet – passiert ist bisher nichts. Jetzt plant Nuthetal einen Sonderausschuss einzurichten, um das was als einfache Arbeitsgruppe startete, auszubauen und stärker zu legitimieren, sagt die Sprecherin der Wasser-AG, Elvira Schmidt (Bürger für Nuthetal).
Sie will mit den Michendorfer Partnern im Zweckverband diskutieren, was der gemeinsame Geschäftsbesorger künftig ändern soll. „Und wenn die MWA dazu nicht bereit ist, muss man sich überlegen, ob man sich von ihm trennt.“ Bis zum Ende des Jahres wäre das laut Vertrag möglich. Im ewigen Streit im „Mittelgraben“ sind das neue Töne: Bisher hatte Nuthetal den Michendorfern gedroht, aus dem gemeinsamen Verband auszusteigen, wenn dass das kleinere Nuthetal, das in der Verbandsversammlung eine Stimme weniger hat, bei heiklen Themen weiter überstimmt werden kann.
Nuthetal hat im Zweckverband vier Vertreter, Michendorf fünf – gemäß dem Einwohnerverhältnis. Seit Jahren kämpft man in Nuthetal darum, die gleiche Stimmenanzahl zu bekommen, um Beschlüsse abwenden zu können. So waren die Nuthetaler von Anfang gegen den Bau eines eigenen Wasserwerkes, auch auf die zu hoch kalkulierten Wasserpreise hatten die Nuthetaler hingewiesen, noch bevor das Kartellamt einschreiten musste.
Der Interessenverein für Wasser und Abwasser sammelt noch bis Mitte Juni in beiden Gemeinden Unterschriften und will mit seiner Petition zum gleichen Stimmverhältnis ein Umdenken bei den Michendorfern erreichen. Über 1000 Nuthetaler und Michendorfer hätten bereits unterschrieben, so Petzold.
Auch er ist mittlerweile gegenüber der Nachbarkommune versöhnlicher eingestellt: „Das Primat ist nicht, dass wir den Zweckverband verlassen.“ Man überlege derzeit, ob es nicht sinnvoller wäre, sich von der in der Betriebsführung recht teuren MWA zu trennen. „Aber das müssen wir gemeinsam mit Michendorf lösen.“
Möglich wäre laut Petzold auch, dass die MWA nach Wünschen der Verbandsmitglieder umgestrickt, also transparenter und günstiger in der Betriebsführung werde. Zudem sollte der Geschäftsbesorger es schaffen, die jährlichen Wirtschaftspläne fristgemäß vorzulegen.
„Wenn das nicht der Fall sein sollte, müssen wir uns überlegen, es selber zu machen.“ So schwierig sei das nicht: Petzold verweist auf den benachbarten Zweckverband „Nieplitz“, dort arbeiten die Stadt Beelitz und die Gemeinde Seddiner See ohne externen Geschäftsbesorger. Das was die MWA im „Mittelgraben“ macht, ist dort in öffentlicher Hand.
Ob sich jedoch die Michendorfer für derartige Vorhaben interessieren, ist mehr als fraglich. Ein gemeinsames Gespräch, bei dem die Ergebnisse der AG Wasser besprochen werden sollten, lehnten sie bisher ab – ebenso wie das gleiche Stimmverhältnis. Eva Schmid
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