Potsdam-Mittelmark: Im Rathaus muss gelüftet werden
Teerpappe im Stahnsdorfer Gemeindezentrum: Toxikologe schließt Gesundheitsgefährdung nicht aus
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Stahnsdorf - Die im Stahnsdorfer Rathaus in der Betondecke gefundene Teerpappe ist offenbar gefährlicher als anfangs angenommen. Die Spanne der durchgeführten Raumluftmessungen im Rathaus reichten von Geruchsbelästigungen bis zur Gesundheitsgefährdung, sagte Rainer Macholz, Toxikologe und Leiter der Macholz Umweltprojekte GmbH, bei einem Besuch der Grünen-Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm in Stahnsdorf. Das Stahnsdorfer Büro ist bei der Beseitigung von Munitionsresten im Boden früherer Militärübungsplätze tätig, untersucht verunreinigtes Grundwasser , überwacht Mülldeponien und führt Raumluftmessungen durch – so auch im Stahnsdorfer Rathaus. Wie berichtet, war dort in neun Räumen, darunter der Bibliothek, alte Teerpappe in den Zwischendecken gefunden worden. Sie wurde bei der Sanierung vor elf Jahren übersehen. Die Teerpappe gammelte vor sich hin und dünstete aus.
„Den Leuten kamen in den Räumen die Tränen in die Augen“, berichtete Rainer Macholz. „Da sind Chemikalien im Boden, die gehören da nicht hin.“ Bislang hieß es aus der Verwaltung, dass die Gesundheit der Rathausmitarbeiter nicht in Gefahr sei. Auch Macholz wollte auf Nachfrage keine weiteren Details nennen. Nur soviel: Die betroffenen Zimmer müssen aufwendig saniert werden. Die Kosten belaufen sich auf 225 000 Euro. Raum für Raum wird die Teerpappe aus dem Beton gestemmt. Die Räume mit der höchsten Belastung sind bereits saniert. Bis die Pappe in allen Zimmern beseitigt ist, seien die noch unsanierten Räume mit Vorsicht zu genießen, sagte Macholz: Entweder sie dürfen gar nicht genutzt werden oder nur mit offenem Fenster.
„Das Problem ist jetzt aber erkannt, die Gemeinde hat vorbildlich reagiert.“ Dass die Teerpappe überhaupt noch im Boden steckt sei Schuld des Baukonzerns, der Strabag AG, erklärte der Toxikologe. Architekten und Bauingenieuren hätte der Fehler auffallen müssen, sagte Macholz.
Die Strabag hatte die ehemalige Kaserne im Jahr 1999 saniert und für rund 3,5 Millionen Euro an die Gemeinde verkauft. Die Frist, um rechtliche Ansprüche bei der Strabag AG geltend zu machen, ist abgelaufen. Für Macholz kein Grund, nicht weiter zu forschen. Er rechnet damit, dass es in Brandenburg noch rund 1000 ehemalige Kasernen gibt, in denen Teerpappe gammelt. Tobias Reichelt
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