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Farbenpracht. Floristin Michaela Grünberg im Langerwischer Rosengut. Im Gewächshaus sind es 15 Grad Celsius.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Im Rosengut blühen die Primeln

Milder Januar lässt Gärtner und Bauern zittern. Pflanzen schwanken zwischen Wachstum und Ruhe

Von Enrico Bellin

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Mittelmark - Das milde Wetter der vergangenen Wochen lässt Pflanzen in märkischen Gärten deutlich früher sprießen. „Bei uns blühen die Primeln und die Stiefmütterchen sind auch schon sehr weit gediehen“, sagt Holm Wießner, Gärtnermeister beim Langerwischer Rosengut. „Die Pflanzen sind so weit entwickelt wie sonst erst Anfang Februar.“ Die ersten Primeln werden im Rosengut bereits verkauft, Stiefmütterchen gehen jedoch schlecht: „Die Kunden fürchten, dass es doch noch Frost gibt und die Pflanzen dann erfrieren. Daher halten sie sich beim Kauf zurück.“

Für Gartenbaubetriebe ist das gefährlich. Wenn alle Blumen in den Gewächshäusern in voller Blüte stehen, draußen jedoch der Boden gefroren ist, bleiben sie auf ihren Pflanzen sitzen. „Im Normalfall versuchen wir im Januar, unsere Gewächshäuser frostfrei zu halten. Jetzt haben wir durch die Sonneneinstrahlung Temperaturen bis zu 15 Grad Celsius“, so Wießner.

Bei den Obst- und Gemüsebauern der Region sorgen die Frühlingstemperaturen ebenfalls für Sorgenfalten. „Unsere Erdbeeren sind mit Stroh bedeckt, darunter wird es ihnen jetzt zu warm“, so Jürgen Jakobs vom Beelitzer Jakobs-Hof. Da seine Mitarbeiter momentan im Winterurlaub sind, kann er das Stroh nicht abnehmen. Allein schaffe er das nicht. „Jetzt hoffen wir darauf, dass es in den kommenden Tagen kühler wird.“

Auch der Spargel braucht den Kältereiz, um im Frühjahr ordentlich sprießen zu können. Noch ist Jakobs allerdings gelassen: „Bisher hat der Spargel noch keinen Wachstumsanreiz.“ Sollte jedoch erst spät ein starker Frost in den Boden einziehen, bestehe die Gefahr, dass die wachsenden Spargelstangen innen hohl werden. Im Vorjahr war die Erntesaison der Spargelbauern wegen des sehr langen Winters drei Wochen kürzer.

Auch die Samenanlagen der Obstbäume wurden damals durch den späten Frost geschädigt. Obstbauer Frank Wache aus Werder hofft nun auf einen baldigen Wintereinbruch. „Noch können die Obstbäume Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ab. Sollte es aber bis Monatsende so bleiben, könnte Frost im Februar wieder die Ernte verhageln“, so Wache. Obstsorten, die früher Früchte tragen, wären davon besonders betroffen. Der Obstbauer ist jedoch optimistisch, dass es kälter wird: „Meine Oma meinte, dass kalte Wetterlagen aus den Vereinigten Staaten spätestens nach drei Wochen bei uns sind.“ An der Ostküste sind derzeit 15 Grad unter dem Gefrierpunkt.

Für einige Pflanzen wäre das zu schnell zu kalt. „Wir brauchen eine langsame Abkühlung mit Schnee, der die Felder bedeckt“, sagt Rainer Piontek, Produktionsleiter bei der Agro Saarmund. Sonst würden Gerste, Weizen und Raps erfrieren. Der Betrieb baut Getreide auf einer Fläche von 1000 Hektar an. „Bei der momentanen Wetterlage schwanken unsere Pflanzen zwischen Wachstum und Winterruhe.“ Piontek zufolge ist das Getreide aber noch nicht weiter entwickelt als in anderen Jahren. Das käme erst, wenn es noch mehrere Tage so warm bleibt wie bisher.

Über die Witterung erfreut ist der Teltower Rübchenbauer Axel Szilleweit. „Besser können wir es gar nicht haben, auf den Feldern wächst es und gedeiht.“ Jetzt habe er die Chance, Verluste aus der kurzen Vorjahressaison aufzuarbeiten. Für die Rübchen sei das Wetter kein Problem und die Ernte gestalte sich ohne Eis und Schnee einfacher. Auch Schwarzwurzeln, Pastinaken und Möhren werden noch frisch aus dem Boden geholt. „Hätte ich das Wetter absehen können, hätte ich sogar noch Salat ausgesät“, so Szilleweit. Doch auch so sei das Angebot an frischem Gemüse im Hofladen breiter als in anderen Jahren.

Die Bauern könnten laut Angela Berger vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam Glück haben. „Zum Wochenende hin fallen die Temperaturen auf etwa fünf Grad Celsius, Anfang kommender Woche werden sie dann um den Gefrierpunkt liegen“, so die Diplom-Meteorologin. Eine richtige Kältewelle wie in den USA sei jedoch nicht abzusehen. „Die Normaltemperatur für Mitte Januar liegt bei drei Grad Celsius, da werden wir in den nächsten 10 Tagen auch liegen.“

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