Potsdam-Mittelmark: Im Untergrund von Petzow
Nach dem Ofenfund am Ortseingang sind für Archäologe Thomas Langer auch die aktuellen Bauarbeiten für das Petzower Schloss ein großer Glücksfall. Er hofft auf Einblicke in die Gründungszeit des Dorfes
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Werder (Havel) - Erst die Kreisstraße nach Ferch, jetzt das Schloss und später einmal die Ortsdurchfahrt: Für die Archäologen sind die Bauarbeiten in Petzow ein Glücksfall. Nachdem Ende letzten Jahres durch den Fund eines riesigen, mittelalterlichen Lehmbackofens die Namensherkunft des Dorfes (slawisch für „Ort an der Backstelle“) begründet werden konnte, ist das Team um den Archäologen Thomas Langer jetzt dabei, Erdschichten rund um das Schloss Petzow zu durchsieben. Laut Langer ist jetzt schon absehbar, dass bei den Bauarbeiten der vergangenen Jahrhunderte weniger von den Vorgängerbauten beräumt wurde als erwartet. „Das wird hier richtig interessant“, sagt Langer. Denn aus der Frühzeit des Dorfes ist wenig bekannt.
Petzow stellte sich seit dem Spätmittelalter mit der verlängerten Zelterstraße als Sackgasse dar, die am Schwielowseeufer endete, weiß Langer. Rechts und links der Straße müsse man sich die kleinen Bauerngehöfte vorstellen. Westlich auf der Anhöhe hinter dem Parkeingang stand ein Kirchlein, und schräg gegenüber, wo heute das Schloss steht, das etwas mondänere Haus des Lehnschulzen. In die Gründungszeit des Dorfes sei man bislang noch nicht recht vorgedrungen. Das könnte sich jetzt ändern.
Ortschronist Karl-Heinz Friedrich hat nur ein paar Schlaglichter aus den ersten Petzower Jahren gesammelt: 1437 geht das Dorf an das Kloster Lehnin und verbleibt dort bis 1542. So richtig beginnt die Petzower Geschichtsschreibung erst in der Neuzeit und ist eng mit dem Namen der Gutsherrenfamilie Kaehne verbunden. Friedrich hat ein ganzes Buch über „Die Kaehnes in Petzow“ geschrieben. Es beginnt mit Peter Kaehne, der sich mit Frau und Kind – von Böhmen kommend – 1637 in Petzow ansiedelte, mitten im 30-jährigen Krieg.
Der Ort muss völlig verwahrlost gewesen sein. Peter Kaehne erwirbt das Lehnschulzengut von der hoch verschuldeten Schulzenfamilie Paschen. Das Dorf existiert damals schon seit über 200 Jahren, erstmals war es bereits 1419 wegen eines Eigentümerwechsels in einer Lehnsaufzeichnung erwähnt worden und hat auch davor schon als klassisches, mittelalterliches Straßendorf existiert. Bis zurück in diese Zeit erhoffen sich die Archäologen nun neue Erkenntnisse.
Das heutige Tudorschloss wurde um 1820 gebaut. Die G+G Bauträger GmbH aus Potsdam baut das Schloss bis Jahresende zum Wohnhaus um, 34 Appartements sollen bis dahin entstehen. Auch das Kellergeschoss wird freigelegt und bekommt eine Außenterrasse. Sehr viel Erde muss bewegt werden. Für die Archäologen bietet das Gelegenheit für einen Blick in die Petzower Frühgeschichte. „Wir hätten gar nicht erwartet, hier noch was zu finden“, sagt Langer. Doch schon bei den ersten Arbeiten wurden eine alte Kopfsteinpflasterpiste, Feldstein- und aufgesetzte Ziegelmauern gefunden.
Das alles, meint Langer, gehörte wohl einmal zum Hof Höhne, der sich noch zu den Zeiten Kaehnes zwischen dem Gutshaus und dem Schwielowsee befunden haben soll. Noch kurz vor dem Baustart des heutigen Tudorschlosses war er 1821 auf einer Karte verzeichnet. Der damalige Gutsherr Carl Friedrich August Kaehne hatte da bereits begonnen, Bauern ihre Höfe abzukaufen, um seinen Gutspark einzurichten und aus dem barocken Herrenhaus ein etwas repräsentativeres Schlösslein zu machen.
Langer hofft, bei den Arbeiten rund ums und im Kellerbereich des Schlosses auch auf die Grundmauern des früheren Herrenhauses zu stoßen, dessen Strukturen heute nicht mehr bekannt sind. In den Kellerräumen sei er bereits auf einen verschütteten Kellergang gestoßen, der einmal in den Hof führte. „Es ist noch unklar, was es damit auf sich hatte.“ Auch einige überdimensionierte Feldsteine könnten sich noch zu einem Bild auf einen größeren Vorgängerbau zusammenfügen.
Die Archäologen wollen die Bauarbeiten bis in den Sommer hinein begleiten – und hoffen Schicht um Schicht auf Einblicke bis zurück in die Gründungszeit des Dorfes.
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