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Party mit Hasenscheisse. Der Dauergast des Festivals heizte den Gästen ein.

© Oliver Dietrich

Rock in Caputh 2016: Im Zeitraffer

Am Wochenende war wieder Party in Caputh, das 16. Rockfestival mit regionalen Acts war dann aber viel zu schnell vorbei. Ein Rückblick.

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Schwielowsee - Ein zuverlässiger Indikator für die Qualität eines Wochenendes ist dessen gefühlte Länge. Wenn sich ein Wochenende so kurz anfühlt wie das vergangene, dann muss es also gut gewesen sein. Das war es auch– Der Auftakt der Festivalsaison hat mit dem „Rock in Caputh“ bei einem Wetter stattgefunden, wie man es sich nur wünschen kann: eitel Sonnenschein und nur ab und zu ein paar Wolken.

Das 16. Festival ist eine regionale Erfolgsnummer, die wieder über 1500 Gäste anlocken konnte. Nicht nur hartgesottene Festivalgänger – auch die Caputher selbst kamen mit Kind und Kegel, um zu sehen, wer und was für einen erhöhten Lautstärkepegel sorgte. Dabei war es am Freitag zunächst noch ganz relaxed: Lennox spielten – um eine Bassistin verstärkt – den Auftakt, gefolgt vom seichten Rock der Band „Tricky Riddle“. Experimentell wurde es dann mit „Used F.O.“, keine Rock- und erst recht keine Partyband: Aber die schwingenden Soundcollagen passten ganz gut zum Spätnachmittag.

Als hätten alle nur auf diese Erlösung gewartet

Als abends dann die „Rudy Band“ als Duo ihren knuffigen Pop spielte, geriet man zwar in Festivalstimmung, aber rockig wurde es erst danach: „We Are Crooks“ schritten zum Angriff und es wurde ordentlich Staub aufgewirbelt. Das lag am fetten Sound, an den schweren Riffs und dem heiseren Gesang, der diesen Hybriden aus Metal und Hardcore unverwechselbar macht. Da wurde getanzt und gesprungen, als hätten alle nur auf diese Erlösung gewartet.

So musste „Axl Makana“ die Stimmung wieder etwas herunterfahren: Konsumkritik im Reggaemantel, ein bisschen maritim und verträumt. Dennoch wurde vom Publikum lautstark „Mutabor“ gefordert, die Partyband des Solomusikers. Hätte vielleicht auch besser gepasst.

Und dann gab es das Comeback des Jahres: Ein paar Jahre war Ruhe, doch jetzt sind die „Dönerpunks“ – in leicht modifizierter Besetzung – wieder zurück. Eine Probe hat es nach jahrelanger Abstinenz nur eine gegeben, und demzufolge schlotterten der Band die Knie, bevor sie die Bühne betrat. Mit Liedern über Freibier, das „Rock in Caputh“ und Punkrockgirls wurde hier eine Party gefeiert, die die „Dönerpunks“ gar nicht erwartet hatten – bis hin zum Nackttanz auf der Bühne.

Camping mit Spongebob

Noch am ganzen nächsten Tag sah man Sänger Robert heiser, angetrunken und glücklich strahlend über den Campingplatz ziehen. Gut, wer die Unbequemlichkeit des Zelts nicht scheut. Andere hatten das Campen perfektioniert: Nachbar Julian etwa, der bestens ausgerüstet in einem Caravan im Spongebob-Outfit auftauchte: Tische, Stühle, Notstromer, Kaffeemaschine und Stereoanlage. Zum Frühstück gab es Rührei für alle aus der Küche.

Man konnte sich sein Frühstück auch erpilgern, indem man sich dem hungrigen Zug zum Caputher Rewe anschloss, der am Wochenende wahrscheinlich seinen Jahresumsatz erwirtschaftete. Rewe sponsort nicht umsonst das Spektakel.

Bei Hasenscheisse die Füße wund getanzt

Auf dem Campingplatz läuft unterdessen Musik von Johnny Cash bis Metallica, es gibt Trinkspielchen, neue Freundschaften entstehen. Am Samstag spielt nachmittags die erste Band: „ Schleudergang“ aus Neuzelle haben sich in einem Wettbewerb durchgesetzt, die Musik ist erstaunlich altbacken für eine so junge Band. Da kommt der Hardcore von „SLUG“ gelegen, um die letzten aufzuwecken. Die Getränkestände sind wieder gut besucht, es gibt Eis, mexikanisches Essen oder Steak vom Grill. „Demeta“ spielen im Hintergrund dazu, „Bullgine“ mit ihrem Meeresrock punkten.

Aber eigentlich warten alle auf „Hasenscheisse“: Die Band spielt jedes Jahr – und das Publikum tanzt sich auch diesmal die Füße wund. Das Programm schaukelt sich noch einmal hoch, mit „Red Cardinal“ wird es richtig laut. Und plötzlich ist alles vorbei: Als „Maggies Farm“ mit ihrer irre identischen Kopie von „Rage Against The Machine“ auf der Bühne stehen, stellt sich Wehmut ein. Ein Festival wie im Zeitraffer. 

Mehr Impressionen vom 16. Rock in Caputh gibt es auf dem PNN-Instagram-Account >>

Oliver Dietrich

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