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Potsdam-Mittelmark: Immer mehr Bedürftige an der Tafel Glindower Essensausgabe wurde 2006 rege genutzt

Werder · Glindow - Immer mehr Menschen nehmen die Tafel der Glindower Tee- und Wärmestube in Anspruch. Seit dem Jahr 2004 ist die Zahl derer, die die Lebensmittelempfangsstelle nutzen, um 60 Prozent gestiegen.

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Werder · Glindow - Immer mehr Menschen nehmen die Tafel der Glindower Tee- und Wärmestube in Anspruch. Seit dem Jahr 2004 ist die Zahl derer, die die Lebensmittelempfangsstelle nutzen, um 60 Prozent gestiegen. 2224-mal holten sich Bedürftige aus der Region im vorigen Jahr Lebensmittelspenden ab, im Jahr 2004 lag die Zahl bei 1391. Erstmals stellte sich die diakonische Einrichtung, die seit gut fünf Jahren besteht, am Dienstagabend im Sozialausschuss der Stadt Werder (Havel) vor. Angeregt hatte dazu die PDS-Stadtverordnete Irina Günther.

„Freitagabend warten über 50 Leute oft stundenlang auf die Lieferung der Potsdamer Tafel“, sagte die Leiterin der Tee- und Wärmestube, Martina Müller. Darunter seien zunehmend Mütter mit Kleinkindern. Das kleine Haus sei dem Ansturm längst nicht mehr gewachsen. „Mit den angelieferten Lebensmitteln konnten wir auch keine Grundversorgung gewährleisten, wie von manchen Behörden in Werder angenommen“, betonte Müller im Rechenschaftsbericht 2006. Während die Zahl der Bedürftigen wachse, nehme die Anzahl der Lebensmittelspenden ab. Die in der Tee- und Wärmestube angebotene Frühstücksversorgung haben Sponsoren in der Region übernommen.

Müller übte erneut Kritik, dass vor anderthalb Jahren eine der beiden Sozialarbeiterstellen gestrichen werden musste. Der Landkreis hatte seinen Zuschuss auf 45 000 Euro halbiert. Im Dezember wurde auch eine ABM-Stelle gestrichen. Angebote von Beratung, Betreuung bis Begleitung seien kaum aufrecht zu erhalten, auch die Sponsorenarbeit sei sehr aufwändig, wie Müller erklärte. Für all das würden neben ihrer Person und Ehrenamtlichen nur noch zwei Ein-Euro-Jobber zur Verfügung stehen.

Tatsächlich war vom Landkreis seinerzeit nicht mehr gewünscht, dass Beratungsangebote weiter bestehen – die Tee- und Wärmestube sollte sich auf die Armenfürsorge beschränken. Müller und ihre Mitarbeiter hatten in der Hälfte der ihnen vorgelegten Alg-II-Bescheide Fehler entdeckt. Auch gegenwärtig werden Alg-II-Empfänger beraten, was zu Differenzen mit der Maia-Agentur des Kreises in Werder führt. „Es ist jedoch gerade die Vertrauensbasis zwischen den Mitarbeitern der Tee- und Wärmestube und den Klienten, die eine Zusammenarbeit und eine Veränderungsmotivation möglich macht“, sagt Müller.

Im Sozialausschuss zeigte man sich beeindruckt von den Ausführungen. Stadtverordneter Baldur Martin, seines Zeichens auch Kreistagsmitglied, verwies auf die Verantwortung des Landkreises und des Diakonischen Werkes, für einen angemessenen Personalschlüssel zu sorgen. Er will den Kontakt zur Kreisverwaltung suchen und gebenenfalls anregen, dass die Beratungsangebote der Maia und des Sozialamtes auch direkt in der Tee- und Wärmestube stattfinden. „Sollte es daran liegen, dass andere warten, dass die Bedürftigen zu ihnen kommen, werde ich Dampf machen“, versprach er. hkx

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