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Großeinsatz. Der schwere Unfall mit einem Reisebus bei Michendorf.

© dapd

Potsdam-Mittelmark: Immer weniger Retter im Landkreis Alarmierender Mitgliederschwund bei den Feuerwehren. Die Stahnsdorfer gehen neue Wege

Potsdam-Mittelmark - Es brennt, doch die örtliche Feuerwehr ist nicht einsatzbereit, und die Löschkräfte aus der Nachbarkommune kommen möglicherweise zu spät. Zumindest in einigen kleinen mittelmärkischen Gemeinden droht diese Vision Realität zu werden.

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Potsdam-Mittelmark - Es brennt, doch die örtliche Feuerwehr ist nicht einsatzbereit, und die Löschkräfte aus der Nachbarkommune kommen möglicherweise zu spät. Zumindest in einigen kleinen mittelmärkischen Gemeinden droht diese Vision Realität zu werden. Die Zahl der aktiven ehrenamtlichen Feuerwehrleute sinkt im Landkreis unaufhörlich. Das geht aus dem von Kreisbrandmeister Herbert Baier erarbeiteten Tätigkeitsbericht für das Jahr 2012 hervor. Am heutigen Donnerstag wird das Papier dem Kreistag vorgelegt.

Demnach konnten 2012 im Landkreis nur noch insgesamt 4115 Feuerwehrleute im Notfall eingesetzt werden – das waren 363 weniger als im vorangegangenen Jahr. Der Trend nimmt alarmierende Ausmaße an. Insgesamt mussten die Freiwilligen Feuerwehren in den letzten drei Jahren einen Schwund von fast 900 aktiven Mitgliedern verkraften. Meist sind sie aus beruflichen Zwängen ausgetreten oder aus Altersgründen ausgeschieden.

Die Jahresbilanz 2012 mit insgesamt 714 Brandeinsätzen und 1687 technischen Hilfeleistungen zeige indes, wie wichtig es ist, flächendeckend über gut ausgebildete Feuerwehren zu verfügen, so Baier. Demgegenüber werde es immer schwieriger, die Einsatzbereitschaft vor allem am Tage aufrecht zu erhalten, auch weil viele der aktiven Männer und Frauen nicht mehr am Wohnort arbeiten. Ein Problem, von dem auch der Michendorfer Gemeindewehrführer Dirk Noack in seinem Ortsparlament berichtet hatte.

„Vor allem in kleineren Orten des Landkreises können die Feuerwehren ihre Aufgaben nicht mehr eigenständig erfüllen“, so Baier. Besonders akut sei es in der dünn besiedelten Fläming-Region. Er empfiehlt deshalb, dass kleinere Ortsfeuerwehren gemeinsame Löschzüge für die Ausbildung und den Einsatz bilden.

Weniger Probleme gebe es indes im sogenannten Speckgürtel. Baier nennt als Beispiele die Feuerwehren in der Region Teltow oder in Werder (Havel). Dort profitiert man zum einen vom Einwohnerwachstum, gleichzeitig wird auch seitens der Kommunen sehr viel getan, um den Nachwuchs für die Brandschützer zu sichern. „Nach Möglichkeit stellen wir für den kommunalen Bauhof oder als Schulhausmeister Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr ein“, sagt Werders amtierende Bürgermeisterin Manuela Saß. Das würde helfen, auch die Einsätze am Tage abzusichern.

Ähnlich hält man es in der Gemeinde Stahnsdorf. Dort rührt man zudem kräftig die Werbetrommel – 2011 gab es eine erste große Plakataktion im Ort. „Seitdem haben wir 15 neue Mitglieder gewonnen“, erzählt Gemeindewehrführer Gino Toll. Über die sozialen Netzwerke wie Facebook werden vor allem die jungen Stahnsdorfer angesprochen – auf der Internetplattform läuft ein gut gemachter kurzer Imagefilm. „Es gibt Menschen, deren Alltag nicht alltäglich ist“, heißt es darin. Gezeigt werden Stahnsdorfer Einwohner in der Werkstatt, beim Spielen mit ihren Kindern oder harkend im Garten – bis der Pieper sie ruft zu einem von 172 Einsätzen im Jahr. Mitgliederschwund ist kein Thema für die Stahnsdorfer Wehr, und die nächste Plakataktion wird mithilfe der Gemeinde demnächst gestartet.

Kreisbrandmeister Baier hofft indes, dass die Talsohle im Landkreis nun bald erreicht ist. Hoffnung geben ihm vor allem über 1100 Mitglieder in den Jugendfeuerwehren. Auch dort setzt man auf Konzentration. Nicht jedes noch so kleine Dorf braucht noch eine eigene Jugendfeuerwehr. Mit Kleinbussen werden die Nachwuchs-Brandschützer zur gemeinsamen Ausbildung in den größeren Ort gefahren.

Ohnehin ist bei der Feuerwehr immer stärker Fachwissen und Professionalität gefragt – Einsätze bei schweren Unfällen auf der Autobahn verlangen starke Nerven. Besonders in Erinnerung ist der Verkehrsunfall in der Nacht zum 27. September 2012 auf der A2 bei Michendorf. Ein Laster war auf einen Reisebus mit polnischen Schülern aufgefahren – zwei Lkw-Fahrer starben, 14 Kinder wurden verletzt. „Am Einsatzort bot sich ein verheerendes Schadensbild“, erinnert sich Baier. Schnell wurde im Feuerwehrtechnischen Zentrum des Landkreises in Beelitz-Heilstätten ein Krisenzentrum gebildet, auch die polnischen Schüler wurden dort betreut. Anschließend gab es viel Lob für die reibungslose Organisation. Der Einsatz habe gezeigt, dass die aktiven Feuerwehrleute routiniert und mit hohen Einsatz ihren Aufgaben gerecht werden können, so Baier.

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