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Potsdam-Mittelmark: Immergrün ist verblasst

Der Name des einstigen großen Teltower Gartenbaubetriebes ist getilgt / Großhandel dominiert den Markt

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Der Name des einstigen großen Teltower Gartenbaubetriebes ist getilgt / Großhandel dominiert den Markt Von Georg Jopke Teltow. „Immergrün" ist nicht mehr. Die große Gärtnerische Produktionsgenossenschaft an der Ruhlsdorfer Straße in Teltow mit zeitweise 350 Mitarbeitern musste bereits in den Wendemonaten kapitulieren. Für die Nachfolgerin, die „Immergrün Zierpflanzen GmbH", haben die letzten Stunden geschlagen: Vor dem Amtsgericht Potsdam wurde der Schlusstermin im seit Jahren laufenden Gesamtvollstreckungsverfahren über das Vermögen des Unternehmens verhandelt. „Nun wird der Titel Immergrün auch aus dem Handelsregister gestrichen", so Geschäftsführerin Elke Klingenhagen gegenüber den PNN. Bis die Akten endgültig geschlossen werden, sind aber noch einige Vorgänge abzuarbeiten, so eine Schlussverteilung, die sich aus Anträgen von Gläubigern, darunter von Kreditinstituten, zur Vermögensausschüttung ergibt. Auch die Kosten des Vollstreckungsverfahrens werden daraus beglichen. Nach Schätzung des als Verwalter tätigen Düsseldorfer Rechtsanwaltes Horst Piepenburg dürfte in einem halben Jahr alles erledigt sein. „Es ist ja noch eine ordentliche Masse da", freut sich Frau Klingenhagen. Offen ist noch ein Grundstücksverkauf. Es handelt sich um den aus Klinkern gemauerten Schornstein des Heizwerkes neben der alten Hafenbahn, wo jetzt ein Bauernmarkt im Wachsen ist, der voraussichtlich im Frühjahr eröffnet wird. Ein Interessent für den Schornstein hat sich gemeldet, die Verhandlungen sind aber noch nicht abgeschlossen. Stattliche 16 Hektar groß war die Anbaufläche, die von der am 1.Januar 1960 gegründeten Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft an der Ruhlsdorfer Straße bewirtschaftet wurden. Es handelte sich um Flächen von früheren Kleinbetrieben und um Bodenreform-Land. Teile davon waren zu DDR-Zeiten zum Volkseigentum erklärt worden. „Wir hätten es gern gekauft, konnten aber nicht", weiß Willi Kretzschmer, langjähriger Produktionsleiter der GPG, die zu den leistungsstärksten und modernsten Gartenbaubetrieben im damaligen Bezirk Potsdam gehörte. Nach der Wende war es dringendes Gebot, die Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden zu klären, auf denen die Genossenschaft kräftig gebaut hatte: Die fast 100 000 Quadratmeter umfassende Gewächshausanlage, Wohngebäude, Verwaltungstrakt, Heizwerk, Pumpenstationen. Die Klärung der Eigentumsverhältnisse mit machte den Gärtnern nach der Wende zu schaffen. Natürlich auch der Wandel der Absatzmärkte, wozu früher in besonderem Maße Ostberlin gehörte. Die gerade gegründete GmbH musste 1992 Insolvenz anmelden, die Hoffnung, dass es mit dem Gartenbau weiter gehen könne, blieb aber. Starkes Interesse daran zeigt auch die einstige LPG Gartenbau Felgentreu im Kreis Luckenwalde. Sie übernahm einige Flachbauten und ließ Ölkessel für die Heizung der Gewächshäuser anfahren. Sie hatte 1994/95 noch sechs Azubis die Möglichkeit gegen, hier ihre Lehrzeit erfolgreich zu beenden. Aber das blieb ein Zwischenspiel. Die mitunter als „Supergärtner" gelobten Felgentreuer, die bei der Bundesgartenschau in Cottbus insgesamt 17 Medaillen holten, darunter sechsmal Gold, zogen sich zurück. Sie sahen keine Marktchancen, weder im Groß- noch im Einzelhandel. „Gleich neben uns ist ja mit Pflanzen-Kölle ein Markt entstanden, der die Nachfrage deckt", meint Gerd Buba, der sich im einstigen Lehrlingswohnheim der GPG neben der großen Gewächshausanlage eingerichtet hat. Der Betreiber eines norddeutschen Gartenbauunternehmens hatte einige Zeit mit der Gartenbaufirma „Felgentreu“ zusammengearbeitet. Später gründete mit seinem Sohn eine GbR und erwarb an der Ruhlsdorfer Straße eine stattliche Fläche mit Gewächshäusern. „Wir wollen hier wieder Gartenbau etablieren", ist sein Ziel. Über Einzelheiten will er aber noch nicht sprechen. Ein bisschen Gartenbau ist auch noch da. Die Firma Panzer bewirtschaftet einige Gewächshäuser und sorgt für ein gutes Angebot im Einzelverkauf. Die Straßenfront des Gartenbaugeländes ist aber inzwischen von Gewerbebetrieben verschiedener Art geprägt: Kraftfahrzeug-Werkstatt und Reifen-Service, Betriebe der Elektronik-Branche haben sich angesiedelt, vom schlanken Betonturm neben dem Heizwerk winkt eine Funkantenne. Neues Leben und Geschäftigkeit sollen auch bald auf dem gegenüberliegenden Militärgelände einziehen.

Georg Jopke

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