KulTOUR: Impulse von nebenan Vier Künstlerinnen in Kleinmachnows Rathaus
Kleinmachnow - Irgendwie hat man bei der ersten Ausstellung des Jahres im Rathaus Kleinmachnow so eine Art Déjà-vu-Gefühl: Das eine oder andere Exponat von „QuArt. Plastiken, Skulpturen, Bilder und Collagen“ von vier Berlinerinnen hatte man doch schon mal gesehen!
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Kleinmachnow - Irgendwie hat man bei der ersten Ausstellung des Jahres im Rathaus Kleinmachnow so eine Art Déjà-vu-Gefühl: Das eine oder andere Exponat von „QuArt. Plastiken, Skulpturen, Bilder und Collagen“ von vier Berlinerinnen hatte man doch schon mal gesehen! Hier im neuen Rathaus vielleicht, oder auf Werders Bismarckhöhe, da hatten doch unlängst Karin Vieth-Haase und Brigitte Seiler zum Thema „Elemente“ ausgestellt. Ein schönes Wiedersehen.
Im Rathaus-Foyer nun findet man die genannten Namen zusammen mit ihren Kolleginnen Chang-Ok Bahnemann und Christiane Finger. Alle vier sind miteinander befreundet, man arbeitet – in einer größeren Künstlerinnen-Gruppe – seit 1999 zusammen. Das gemeinsame oder verbindende Interesse scheint im Umgang und beim Erforschen ganz unterschiedlicher Materialien zu liegen: Die Malerin arbeitet mit Ton, die Skulpturistin kann und wird bei ihrer Wegsuche auch malen.
Da alle vier Berlinerinnen sind, hat man es, ganz klar, mit einer „Ausstellung von nebenan“ zu tun. Brigitte Seiler zeigt mehr oder weniger glückliche Landschaften, mit Acryl oder Öl gemalt oder in Frottagetechnik gestaltet. Manche dieser Bilder wie „Inseltraum“ und „Wolkenspiegel“ scheinen allerdings so skizzenhaft-unvollendet wie ihre „Schäumende Woge“. Gelungenes steht neben Unfertigem. Anders als ihre hübschen Pinien sollte etwa das „grüne Geheimnis“ ein solches besser auch bleiben.
Was im Vorraum zum Bürgersaal ausgestellt ist, „Blaue Stunde“ als Sonnenuntergang ohne Erdberührung, oder das diffuse „Nach dem Sturm“, zeigen scheinbar eine andere Hand. Bei Karin Vieth-Haase weiß man nicht immer, ob die Grundlage ihrer kunstvollen Schöpfungen nun Fundstücke aus der Natur sind. Man kann solche Formen ja auch mit Spachtel- und Kratztechniken imitieren: „Feuerfluss“ beispielsweise zeigt die lebensnahe Täuschung eines Farbspiels von Glutrot und Schwarz am Lavaberg – ein Werk aus Acryl! Andererseits collagiert sie Aufgelesenes in Arbeiten wie „Fruchtblatt“ hinein. Auch ihre erdenen Rostcollagen mit Titeln wie „Sonnenaufgang“ und „Großstadtlichter“ sind so übel nicht. Einen „Verborgenen Garten“ hat auch sie vorzuweisen.
Noch mehr Abstraktion erstrebt die 1967 nach Deutschland gekommene Südkoreanerin Chang-Ok Bahnemann. Sie versucht, die heimlichen Kräfte der Schöpfung darzustellen und festzuhalten, die Welle ad hoc in Terrakotta, die seltene Erscheinung von „Aschenwind“ oder die drei Dimensionen einer Windrose. Yin und Yang sind in all ihren Werken enthalten, aparte Sachen darunter. Als Werkstoff dient ihr Alabaster, Terrakotta oder Steatit.
Ihre Kollegin Christiane Finger geht da nicht ganz so weit. Zwar arbeitet auch sie mit Mineralen und Stein, aber mehr gegenständlich, oder weniger abstrakt. „Nachdenklich“ ist eine halberhabene Figur, aus dem Sandstein geschlagen, „Bewegter Aufbruch“ hingegen vermittelt den Eindruck, als sei dieser Serpentin fast gar nicht bearbeitet. Ein paar sehr figürliche „Terrakotta-Mädchen“ sind auch in Vitrinen zu sehen.
Alles in allem eine gut gemischte Exposition, vier Handschriften, vier Suchende von nebenan, vier Impuls-Geberinnen für den eiligen Rathaus-Flaneur. Neben ihren Qualitäten macht sie allerdings jedem auch klar, dass nicht jedes Bild auch gleich Kunst sein will, oder muss. Gerold Paul
bis 5. März Mo, Mi, Do 8 - 18 Uhr und zu weiteren Öffnungszeiten des Rathauses
Gerold Paul
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