Potsdam-Mittelmark: In den Ferien zum Rockstar
Kleinmachnower Musikschule bietet Treffpunkt mit kostenlosem Unterricht auf dem Seeberg
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Kleinmachnow - Helge Niederle stampft mit seinem Fuß im Takt. „Eins, zwei, drei, vier.“ Ernst blicken Lea und Hannah abwechselnd auf ihre Finger am Gitarrensteg und die Notenblätter vor sich. Hinter ihnen trommelt Jona mit zwei Schlagstöcken zu den Klängen eines Linkin-Park-Liedes, ein amerikanischer Rocksong. Was die Zehn- bis Zwölfjährigen ihren Instrumenten entlocken, klingt melodisch. Dabei haben sie seit Ferienbeginn erst wenige Stunden geübt. „Hey das ist toll“, ruft Musiklehrer Niederle den Dreien zu. „Ein bisschen üben und ihr könnt Wunder vollbringen.“
Seit Beginn der Sommerferien bietet der Kleinmachnower Musiklehrer in seiner Musikschule „The! Music School“ auf dem Seeberg Schulkindern kostenlosen Probeunterricht an. Die Aktion kommt gut an, 14 Kinder haben sich gemeldet und das alte Heizhaus auf dem Areal der Internationalen Schule zu einem Ferien-Geheimtipp gemacht. Rund um das Zimmer der Musikschule wird gespielt und gesungen. Niederles Musikschule steht den Kindern fast jederzeit offen – auch wenn das mit Anstrengungen für den Musiklehrer selbst verbunden ist.
Schon seit einigen Tagen gehen die leichten Ringe unter Niederles Augen nicht mehr weg, erzählt er. „Es geht mir hier um Kinderförderung“, sagt er. Wenn in den Ferien die Schulen schließen, müsse man Alternativen bieten. „Wir können sie nicht draußen rumlungern lassen.“ So kam es zu der Ferienaktion. „Wir wollen hier einfach miteinander spielen und Spaß haben.“
„Ich spiele hier gerne“, sagt die 12-jährige Lea. Annett Radinger, Lea’s Mutter, erkennt ihre Tochter kaum wieder, als sie sie nach der Musikstunde abholt. Lea spielt Akkorde auf der Gitarre, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Früher war das anders, erzählt die Mutter. Bei Lea’s altem Musiklehrer sei der Leistungsdruck hoch gewesen. „Lea soll einfach Spaß haben und nicht zu Wettbewerben geschickt werden.“
Genau das ist es, was Helge Niederle will: „Wir vermitteln Spaß am Lernen“, sagt er. Der Lehrer machts vor und auch die Schüler bringen sich gegenseitig etwas bei. „Wir spielen alles, was sich die Schüler wünschen“ – meist Rock- und Poplieder. Seit zehn Jahren gibt es die Schule. In diesem Jahr wird sie sich sogar auf Europas größter Jugendmesse „You“ in Berlin präsentieren.
Niederle kann die Kinder und Jugendliche faszinieren. Er hat selbst jahrelang professionell gespielt. Jetzt gibt der diplomierte Musiker Anleitung, zeigt, wo es günstige Instrumente gibt und schickt seine Schüler mit Hausaufgaben nach Hause. Für die Ferienkinder ist das kostenfrei und ohne Verpflichtungen bis auf eine: „Drogen und Alkohol gibt es hier nicht.“ Darauf legt er großen Wert.
Für seine Musikschule hat er einen großen Traum: Er möchte einen Teil des alten Heizhauses auf dem Seeberg zu einem Jugendtreff umgestalten. Bei den Hauseigentümern – der Internationalen Schule – treffe das bislang auf wenig Gegenliebe. „Aus dem Haus kann man mit wenig Geld viel machen“ und Kleinmachnow brauche dringend neue Treffpunkte, so Niederle.
Für Lea, Hannah und Jona ist zumindest Niederles kleine Musikschule im Heizhaus zum festen Treffpunkt geworden. Nach den Ferien möchten sie weiter üben und Lea wünscht sich zum Geburtstag eine E-Gitarre. Tobias Reichelt
Infos unter www.themusicschool.de
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