Von Peter Könnicke: In den Sommerferien bei der Marine
CDU-Politikerin Saskia Funck wird Kapitänleutnant der Reserve
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Potsdam-Mittelmark - Jedes Jahr gibt es pünktlich zur politischen Sommerpause ein heiteres Orte-Raten: „Wo verbringen unsere Damen und Herren Politiker ihre Sommerferien?“ Die brandenburgische CDU-Fraktionschefin Saskia Funck konnte man bis vor ein paar Tagen in Warnemünde erreichen. Aber nix da mit Sonne, Strand und Meer. Frau Funck meldete sich im Rostocker Marineamt zum Dienst. Die 40-Jährige absolviert eine Marineausbildung zum Kapitänleutnant der Reserve. Nein, kein Drill in Matrosenuniform an Deck einer Fregatte auf hoher See. In der Organisationsabteilung des Marineamtes arbeitete sie an einem Projekt „Familie und Dienst“ – Unterlagen sichten, Daten auswerten und dokumentieren, aber auch Befehlsketten und organisatorische Abläufe kennenlernen. Im militärischen Ernstfall würde Frau Kapitänleutnant Funck jemanden ersetzen, der einen Einsatzbefehl an anderer Stelle bekommt.
Nun hat die märkische Spitzenkraft der CDU nicht unbedingt ein ausgeprägtes Faible fürs Militär. Auch hat sie gegenüber ihrem einstigen Parteichef Jörg Schönbohm, dem Bundeswehr-General a.D., keinen Wetteinsatz einzulösen, mal gedient zu haben. Funck nennt es „ihre politische Pflicht, auf gesellschaftliche Verantwortungen aufmerksam zu machen“. Das klingt sehr nach nüchterner Politikfloskel, auch wenn sie sagt, dass sie auf die kaum wertgeschätzte Arbeit der Reservedienstposten aufmerksam machen wolle und „unsere Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn man zu gegebener Zeit etwas zurückgibt“. Doch wird ihr maritimer Seitensprung die Wahrnehmung für den Reservedienst nicht großartig verändern, noch ein flächendeckendes gesellschaftliches Pflichtbewusstsein auslösen.
Es ist vielmehr ein ganz persönliches Bedürfnis, über den Tellerrand des politischen Alltags hinauszuschauen, Parallelen und auch Neues zu entdecken. „Politik“, sagt Saskia Funck, „ist doch immer ein Stück weit unverbindlich. Aber es geht auch darum, Dinge konkret zu machen und kennenzulernen.“ So gewinne sie durch die Marineausbildung einen viel besseren Blick für die Truppe, als bei all den politischen Diskussionen um finanzielle Ausstattung, Struktur und Aufgaben der Bundeswehr. Familie, Arbeit und demografischen Wandel unter dem Blickwinkel des Militärs zu betrachten, würde neue Perspektiven auf diese – aus dem politischen Alltagsgeschäft bekannten – Themenfelder werfen.
Saskia Funck ist in der DDR aufgewachsen. „Die NVA war nie ein Thema und so etwas wie ein freiwilliges soziales Jahr gab es nicht.“ Sie begann 1987 ein Studium an der Handelshochschule Leipzig, kam in den Wende-Monaten des Jahres 89 über Ungarn in den Westen, studierte in München und Berlin. Im vergangenen Jahr promovierte sie zu dem Thema: „Die Aufgabenauslagerung in Landesbetrieben“. Ihre fachliche Ausbildung verband sie zunehmend mit ihrem politischen Engagement – die Diplomkauffrau avancierte zur Wirtschafts- und Finanzpolitikerin und ist auf der politischen Karriereleiter auf der Stufe der CDU-Fraktionschefin im märkischen Landtag angekommen. Jetzt, mit 40, fühle sie sich in der Position, etwas zurückzugeben. Es genüge nicht, wenn die Politik gesellschaftliches Engagement predige, aber auf der Kanzel verharre. So war das „Ja“ politische Pflichtübung, als sie nach einer Einladung zu einer Informations-Wehrübung gefragt wurde, ob sie Interesse an einem Reservedienstposten habe. Die insgesamt vierwöchige Ausbildung wird sie – unter Anrechnung ihres Studiums – mit dem Rang eines Kapitänleutnants d. R. beschließen. Beförderungen sind möglich. Also heißt es irgendwann vielleicht „Frau Admiral oder Frau Ministerpräsident?“ „Ha“, macht Saskia Funck, „das werde ich nicht verraten.“
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