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Potsdam-Mittelmark: In der Firmenzentrale wird es langsam eng
Der Kfz-Onlineversicherer Direct Line aus Teltow sucht größeren Firmensitz. Börsengang geplant
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Teltow - Der Kfz-Onlineversicherer Direct Line aus Teltow steht vor dem großen Sprung: Zusammen mit seinem Mutterkonzern, der Versicherungssparte der britischen Royal Bank of Scotland (RBS), bereitet sich das Unternehmen derzeit auf den Börsengang vor. Geplant ist das Vorhaben für 2012 oder 2013. „Ein genaues Datum gibt es aber noch nicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Direct Line Versicherungs AG, Uwe Schumacher, am Mittwoch. Hintergrund für den Entschluss ist eine Vorgabe der Europäischen Union. Demnach muss sich die RBS von einem Teil ihrer Beteiligungen lösen, um dann einen Verkauf oder einen Börsengang zu ermöglichen. „Beide Optionen wären für uns in Ordnung gewesen“, meinte Schumacher gestern. Ein Börsengang in eigener Regie habe jedoch den Vorteil, dass man nicht von einem neuen Eigentümer abhängig sei, so der Direct-Line-Vorstandsvorsitzende.
Für das eigenen Geschäft erwartet Schumacher durch die Entscheidung keine Auswirkungen. Indes gibt es ohnehin keinen Grund, mit dem Geschäft der Tochter unzufrieden zu sein. 2009 erzielte Direct Line Einnahmen aus Versicherungsbeiträgen in Höhe von 140 Millionen Euro, 2008 waren es noch gut 127 Millionen Euro. „Im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen bei 150 Millionen Euro“, berichtete Schumacher. Profitiert habe man auch von der Abwrackprämie der Bundesregierung. Derzeit sind nach Unternehmensangaben bundesweit rund 450 000 Fahrzeuge bei Direct Line versichert. Seit dem Einstieg der RBS 2002 habe das Unternehmen sein Wachstum um durchschnittlich zwölf Prozent jährlich steigern können, so der Vorstandschef.
Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1996 in Teltow, damals noch unter dem Namen Allstate. Heute ist Direct Line eigenen Angaben zufolge einer der größten Direktversicherer in Deutschland. Das Unternehmen setzt bei Vertrieb und Kundenbetreuung ausschließlich auf das Internet. Trotzdem benotete der Tüv Saarland 2010 den Service nach einer Kundenbefragung mit 2,1. Neben der schlanken Geschäftsstruktur ohne Qualitätsverlust hält Schumacher auch die Wahl der Zielgruppe bei der Kundenwerbung als ausschlaggebend für die gute Entwicklung. „Wir nehmen nicht jeden Kunden“, räumte er ein. Für Fahranfänger zwischen 18 und 23 Jahren sei Direct Line wohl nicht der günstigste Anbieter. „Anderen, wie dem 45-jährigen Familienvater, könne wir deshalb aber besonders gute Konditionen anbieten.“
Mittlerweile jedoch stößt Direct Line an seine Grenzen – allerdings nur räumlich. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen derzeit 350 Mitarbeiter. Der Standort der Firmenzentrale in der Teltower Rheinstraße wird langsam zu eng. Dort ist Direct Line Mieter in einem Bürokomplex. Allein in den vergangenen zweieinhalb Jahren sei die Belegschaft um 60 Mitarbeiter gewachsen, gab Uwe Schumacher zu bedenken. „Wir haben bereits mit dem Vermieter gesprochen, doch im Gebäude gibt es keine freien Flächen mehr.“ Zwar würden Optionen in Teltow geprüft, doch auch ein Standortwechsel nach Berlin oder an einen anderen Ort nahe der Hauptstadt käme infrage, sagte der Vorstandsvorsitzende. Eigentlich aber hält Schumacher den Standort Teltow für maßgeschneidert. „Wir sind nah genug an Berlin, um keine Probleme bei der Mitarbeitersuche zu haben, müssen aber trotzdem nicht die vergleichsweise hohen Mieten der Hauptstadt zahlen“, erläuterte er.
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