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Potsdam-Mittelmark: In einem Jahr ist alles besser

Warum die Sozialreform noch keine Erfolge zeigt

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Warum die Sozialreform noch keine Erfolge zeigt Potsdam-Mittelmark - Bis sich die Reformen auf die konkreten Lebensverhältnisse aller Menschen positiv auswirken, braucht es Zeit. Den Satz aus der Sonntagabend-Rede von Bundeskanzler Schröder kann Bernd Schade nur bestätigen. „Die Menschen sind ungeduldig, was die Erfolge von Hartz IV betrifft“, sagt der Leiter der mittelmärkischen Hartz IV-Agentur Maia. „Ich bin überzeugt, dass wir hier in einem Jahr erste, positive Ergebnisse vorlegen.“ Die Gründe, dass die größte Sozialreform der Bundesrepublik im Landkreis nicht nach fünf Monaten greift, sind vielfältig: Einer ist die Spargelernte. Vier Beratungsteams gibt es im Kreis, das Werderaner Team unter Antje Kellner hatte gehofft, einige Jungarbeitslose in Erntejobs vermitteln zu können. Doch der Spargel wächst aufgrund des Wetters schlecht, die Spargelbauern können kaum die angereisten Polen beschäftigen. Mit der Kirschernte sieht es nach den Aprilfrösten nicht anders aus: „Die Bauern kämpfen um ihre Existenz“, sagt Kellner. Zweiter Grund: Die Ausfälle der neuen Software. So wurde auch die Bearbeitung der Alg-II-Anträge verzögert, 750 sind unbearbeitet. Wöchentlich kommen 150 dazu, so dass Maia-Chef Schade froh ist, dass der Aktenberg zumindest nicht wächst. Jetzt wurde für vier Monate eine „task force“ aus sechs Leuten eingestellt, die den Antragsstau beheben soll. „Aber Anlaufschwierigkeiten sind bei einem so umfassenden Reformprojekt doch normal.“ Wohl auch, dass man mit 8000 Bedarfsgemeinschaften im Landkreis nicht gerechnet hat. Das wiederum führt zum dritten Problem: Jugendliche können noch nicht in der Form betreut werden, wie es eigentlich gedacht war: Auf einen Fallmanager sollten höchsten 75 unter 25-Jährige kommen, um eine intensive Betreuung gewährleisten zu können. Schade: „Zurzeit sind es 120.“ Immerhin hat man es geschafft, „mit jedem Jugendlichen ein Gespräch zu führen“. Das solle fortgeführt werden, fordern und fördern. Schade verweist auf kleine Erfolge: die 1000 Ein-Euro-Jobs, die vermittelt wurden oder das Los der Securitas für die Schlösserstiftung, durch das auch einige Arbeitslose aus Beelitz und Werder in Arbeit kamen. Wichtige Kontakte habe man aufgebaut – zu Kommunen, Wohnungsunternehmen, Sozialträgern und örtlichen Firmen. „Wir bekommen einen kurzen Draht“, beschwört Schade. Das dezentrale Konzept mit vier mittelmärkischen Beratungsteams werde sich bewähren. Und irgendwann wird auch die demographische Kurve hilfreich sein. „Auch wenn es jetzt niemand glaubt, in einigen Jahren haben wir Fachkräftemangel.“ Ob das einer CDU- oder SPD-Bundesregierung helfen wird, vermag auch Schade nicht zu sagen. SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein hätte gestern wohl gern eine Antwort darauf gegeben. Sie hatte sich in der Maia-Agentur Werder angekündigt, kam aber nicht – aufgrund der Regierungskrise. Da war sie wieder, die deutsche Ungeduld. Henry Klix

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