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Potsdam-Mittelmark: In sechs Monaten zum Koloss gereift

Der Gewinner der 4. Brandenburgischen Kürbismeisterschaft bringt fast 200 Kilogramm auf die Waage

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Beelitz - Der Siegerkürbis von Joachim Trinks wiegt 197 Kilogramm, stammt aus Jeserig und wirkte wie eine Herausforderung auf manche Besucher des Klaistower Kürbisfestes, auf dem in diesem Jahr zur 4. Brandenburgischen Kürbismeisterschaft ausgerichtet wurden. Immer wieder versuchten einige den Koloss von der Bühne zu schubsen. Doch obwohl sie dabei den ganzen Körper gegen den Riesen stemmten, wippte der nur leicht und rührte sich nicht vom Fleck.

„Der ist doch älter als ein Jahr“, zweifelt ein älterer Herr das angeblich rasante Wachstum an. Doch Nicole Franck, deren Kürbis „Atlantic Giant“ mit 182,5 Kilo den zweiten Platz belegte stellte klar, dass die Schwergewichte den Winter nicht überstehen würden. „Nur im Warmen wächst der richtig“, hielt sie den Skeptikern entgegen. Das Geburtsdatum ihrer Riesenbeere – Kürbisse sind rein botanisch gesehen Beerenfrüchte – ist der 23. April 2007. Das Datum hat sie nicht nur notiert, sondern auch per Foto den Geburtsort festgehalten: ein grüner Blattwinzling in einem Blumentopf auf einem Fensterbrett im 4. Obergeschoss des Krankenhauses Berlin-Friedrichshain. Einen Monat später war Umzug in den heimischen Garten in Klein-Mutz im Kreis Oberhavel. Dort nahm sich besonders Töchterchen Pauline der kleinen Ranke an und versorgte sie unermüdlich mit Wasser. Dass die kleine gelbe Blüte einmal derartig explodieren würde, hatte Nicole Franck allerdings schon geahnt, denn der Samen stammte vom Kürbiszüchter Olsen, dem Sieger der letzten Deutschen Kürbismeisterschaften. In der Zeitung hatte sie von ihm gelesen und ihn per Brief um ein paar Samen gebeten. Er war der Bitte nachgekommen und das schwergewichtige Ergebnis konnte vor ein paar Tagen nur noch in einem Lieferauto transportiert werden.

Die Samen der Giganten werden bei Hobbygärtnern wieder sehr begehrt sein, wenn am 27. Oktober im Klaistower Spargelhof Buschmann & Winkelmann Halloween gefeiert wird. Denn an diesem Tag findet auch das große „Kürbisschlachtfest“, statt, verriet Mitarbeiterin Claudia Mikosch. Außerdem wird ein romantisches Lagerfeuer auf dem Hof entzündet und ab 20 Uhr ist Feuerwerk. Die Kinder können wieder am Laternenumzug teilnehmen und es wird das gruseligste Halloween-Kostüm prämiert. Doch der Kürbis, der seit einigen Jahren auch in Deutschland Kult ist, zieht schon jetzt an den Wochenenden Tausende nach Klaistow. Allein 400 Sorten sind ausgestellt, darunter ein Snowman aus England, der wie eine Riesenweißwurst aussieht. Ein kleiner bunter Kürbis aus den USA heißt Bonbon und der Mandarin aus China ähnelt sehr den heimischen orangefarbenen Gewächsen.

Begehrt sind vor allem die kulinarischen Spezialitäten wie Kürbiskuchen, Kürbisnudeln und Kürbiskonfekt. Dicht umdrängt daher auch die Stände der Kürbis-Experten, denn so manche Hausfrau will auch mal selbst ein paar Schlemmereien am eigenen Herd zaubern. Dass man aus Kürbis Kompott herstellen kann, wissen die meisten, „aber dafür bitte nicht den ollen Essig nehmen, lieber Weinessig oder Zitrone“, rät Manfred Raab. Neben Auflauf mit Hackfleisch, süßer Kürbissuppe mit Vanillepudding gibt es auch Rezepte für Fortgeschrittene: Kürbis-Soufflé. Besonders freut es die Kürbisexperten, wenn Besucher eigene Rezepte aufschreiben, denn im nächsten Jahr soll ein Kürbisrezeptbuch herausgebracht werden. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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