Von Henry Klix: In Werder hat’s gefunckt
Ihr CDU-Direktmandat holte sich Saskia Funck dank der Popularität in ihrer Heimatstadt
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Potsdam-Mittelmark - Werder (Havel) hat seinen Ruf als schwarze Hochburg ausgebaut: Ob Bundes- oder Landtagswahl – die CDU hat ordentlich zugelegt. Und die an die SPD vergebenen Zweitstimmen bei der Landtagswahl lassen den Schluss zu, dass sich viele Werderaner zumindest auf Landesebene die Fortsetzung der Großen Koalition wünschen. CDU-Bürgermeister Werner Große ist als Sympathieträger in der Blütenstadt ein bekanntes Gesicht. Doch auch für die Direktkandidatinnen Katherina Reiche und Saskia Funck hat sich die häufige Präsenz zwischen Zernsee und Bismarckhöhe – bis hin zu Vereinsjubiläen – offenbar gelohnt: Beide haben hier mit deutlich über 30 Prozent für märkische Verhältnisse fürstlich abgeschnitten. Für Saskia Funck sollte Werder einmal mehr das Zünglein an der Waage sein: Dass sie knapp das Direktmandat ihres Wahlkreises errungen hat, das hat sie allein ihrem Vorsprung in der Blütenstadt zu verdanken. In allen anderen Gemeinden des Wahlkreises hatte SPD-Direktkandidatin Susanne Melior die Nase vorn.
Funck freut sich, dass ihr dieses Ergebnis mit einer zehn Prozent höheren Wahlbeteiligung gelungen ist, und sieht ihr Abschneiden als Ergebnis von fünf Jahren „harter Arbeit“. Im Landtag war die Werderanerin auch als Fraktionschefin aktiv und hatte als Landesvize ihren Anteil an der Befriedung des Landesverbandes. Funck gab aufgrund der Belastungen zwar ihr mittelmärkisches Kreistagsmandat ab, blieb aber als CDU-Kreischefin, Stadtverordnete von Werder und Ortsbeiratsmitglied in ihrem Wohnort Kemnitz bestens vernetzt. Für Lärmschutz an der Kemnitzer Bahnstrecke hat sie sich genauso verwendet wie für einen Bahntunnel in Werder oder einen Viertelstundentakt des RE1. Kurz vor der Wahl ließ sie einen wiedergefundenen Helden-Stein für die im ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aufstellen. Dass sie gelegentlich polarisiert, kommt hier offenbar gut an.
Funck gilt als ministrabel, könnte sich mit diesem Ergebnis wohl als Finanzministerin in einer Großen Koalition bewerben, deren Fortsetzung sie sich wünscht. „Wer gestalten will, der muss auch koalieren wollen.“ Doch ob sie wirklich Ministerin werden will, lässt sie offen – in den vergangenen Monaten wirkte sie eher, als wenn ihr die Rolle als Fraktionschefin auf den Leib geschrieben ist.
Vor ihrem Abschneiden ziehen selbst die politischen Mitbewerber den Hut: Susanne Melior – erneut per Landesliste in den Landtag gerückt – schickte Montagfrüh um 4.30 Uhr eine Glückwunschmail: Sie habe „Spaß an Frauen in Führungspositionen“. Dass Funck und SPD-Kreischefin Susanne Melior miteinander können, ist bekannt – auch wenn die SPD-Frau zu öffentlichen Terminen in Werder vom Rathaus oft nichts erfährt und damit auf vielen Fotos fehlt. Melior konnte dafür vor allem in ihrer Heimatgemeinde Michendorf mit 32,5 Prozent punkten, wo sie sich unter anderem massiv für den Ausbau von Radwegen einsetzte. Die Erfolge sind im ganzen Gemeindegebiet zu erradeln.
Meliors Lieblingskonstellation für Brandenburg ist die Ampel, der das Land durch das gute Abschneiden von Grünen und FDP auch im Wahlkreis 19 tatsächlich etwas näher gerückt sein könnte. Aus ihrer Sicht ist nach dem diesjährigen Ergebnis neben der Großen Koalition aber durchaus auch Rot-Rot denkbar – ihr Michendorfer Parteifreund und DGB-Funktionär Detlef Baer werde als neues Landtagsmitglied den linken SPD-Flügel stärken.
An Rot-Rot im Landtag will der Linke Andreas Bernig derweil nicht recht glauben: Auch er hat es per Landesliste in den Landtag geschafft – nur knapp. „Wenn die SPD ihre Wahlversprechen verwirklichen will, dann müsste sie mit uns koalieren“, sagt Bernig und verweist auf Themen wie das Vergaberecht, den Mindestlohn, den Datenschutz oder gleiche Bildungschancen für alle. „Ich sehe aber wenig Neigung.“ Für Werders Wahlvolk dürfte das zutreffen.
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