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Potsdam-Mittelmark: Indie in den Kammerspielen Berliner Musikszene testet Kleinmachnow aus
Kleinmachnow - Kleinmachnow ist nicht der Prenzlberg. Es fehlen die Clubs, die Bars, die Discotheken.
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Kleinmachnow - Kleinmachnow ist nicht der Prenzlberg. Es fehlen die Clubs, die Bars, die Discotheken. Nur die Musiker, die sind da, sagt Mia Morris. „Es ist sogar leicht, Berliner Bands hierher zu locken“, erklärt die Macherin der Indieberlin-Konzertreihe in den Kammerspielen. „Die Musiker spielen lieber vor ein paar tobenden Fans, also vor 200 Mittdreißigern die mit dem Kopf nicken.“
Indieberlin, das ist Rock und Reggae, Indie und Soul, mal laut, mal leise, monatlich. Unter dem Titel präsentieren die Neukleinmachnower Mia Morris und ihr Mann Noel Maurice in den Kammerspielen Musik aus Berlin für junge und Junggebliebene. Für ihr Hauptpublikum der 15- bis 25-Jährigen lockt das Paar Bands aus der Szene hinter die Stadtgrenze. Seit April gibt es die Reihe und erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
„Wir haben viele Komplimente von Kleinmachnowern bekommen“, sagt Noel Maurice. Der Mann mit Schiebermütze und Neun-Tage-Bart hatte die Indieberlin-Plattform mit seiner Frau im Internet gegründet, bevor an einen Umzug nach Kleinmachnow zu denken war. Die Seite ist Blog, Magazin und Netzwerk für unabhängige Künstler der kreativen Hauptstadt. Als das Paar vom Szenebezirk Prenzlauer Berg ins beschauliche Kleinmachnow zog und dabei über die neu gegründete Kulturgenossenschaft zur Rettung der Kammerspiele staunte, kam es darauf, das Angebot zu erweitern.
Mit roter Barocktapete, goldenen Kerzenständern und Möbeln vom Sperrmüll machten sie sich daran, für Clubatmosphäre in der Karl-Marx-Straße zu sorgen. Stück für Stück wurde der zweite Saal im Haus erneuert. „Bunny Suit“, „Von wegen Lisbeth“ oder „Red Ink“ – die Bands, die das Paar holte, haben nicht nur in Berlin einen Namen. Auch „Me and my Drummer“ und „Kitty Solaris“, die sich für August und September angekündigt haben, kann man kennen.
Für die richtige Mischung achten Morris und Maurice darauf, auch lokale Nachwuchsmusiker zu präsentieren, wie Charlotte Kühn, die schon ihren Auftritt hatte. Der 38-Jährige und seine 34-jährige Frau haben ihre Fühler auch in die Schulen und Musikschulen der Region ausgestreckt. „Wer bei uns spielen will, soll sich melden oder im neuen Kammerspiele-Café vorbeikommen und die Gitarre mitbringen“, sagt Mia Morris.
Überhaupt das Café: Frisch gestrichen soll es dort künftig Abende für Kleinkünstler geben. Poetry Slam, Comedy, Musik – bald soll das Mikrofon allen offen stehen. Zunächst ist es am morgigen Samstag für Bonfyah reserviert. Die junge Berliner Reggae-Band soll ab 21 Uhr Sommerlaune verbreiten. Ab 16 Uhr gibt es Barbecue. Für 10 Euro bekommt man ein Würstchen, ein Getränk und Eintritt zum Konzert. Tobias Reichelt
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