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Potsdam-Mittelmark: Ins Licht und Dunkel der Vergangenheit

Plötziner nahmen 825. Ortsjubiläum zum Anlass, in die bunte Ortsgeschichte zurück zu blicken

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Plötziner nahmen 825. Ortsjubiläum zum Anlass, in die bunte Ortsgeschichte zurück zu blicken Werder · Plötzin - Die Plötziner sind ein stolzes Völkchen. Am 2. November 1179 wurde das Dorf als „Plosin“ in einer bischöflichen Urkunde erwähnt, einige Jahre früher als manch anderer Ort um Potsdam herum. Am Wochenende feierte das ganze Dorf mit der Nachbarschaft das Jubiläum. Schon am Freitagabend stand im Festzelt ein Leckerbissen auf dem Programm: Ortschronist Lothar Schneiderwind gab einen Überblick über alle 825 Jahre und konnte dazu 20 „lebende Bilder“ präsentieren. Höhepunkt war der Besuch des Alten Fritz“ mit seinen Langen Kerls. Einzug mit Marschmusik, dann rief der König den Dorfschulzen zum Rapport. Der kam in Gestalt von Ortsbürgermeister Siegfried Frömling, der als Ortsoberhaupt seit 1993 die Geschicke leitet. Frömling musste eine harsche Ansprache des Königs über sich ergehen lassen. Lothar Schneiderwind klärte die mehr als 100 fröhlichen Zuschauer auf: Auf einer Fahrt nach Lehnin hatte Friedrich Zwo tatsächlich in Plötzin gerastet. Zeitweise war er auf das Dorf nicht gut zu sprechen: Deserteure flohen vor preußischen Werbern Richtung der einst sächsischen Orte Klaistow und Kanin über Plötzin. Laut Schneiderwind geht die Existenz Plötzins weiter zurück, als die Urkunde besagt. Zur Zeit Karls des Großen siedelten 400 Jahre zuvor bereits slawische Stämme. So eröffnete eine slawische Familie den „Bilderreigen“. Bis zum dreißigjährigen Krieg blühte das Dorf auf, dann kamen die Schweden. 1650 standen noch fünf Häuser, später brachten Umsiedler aus Süddeutschland wieder Leben ins Dorf. 1809 erlebte Plötzin einen patriotischen Höhepunkt: Die Schillsche Vorhut machte bei ihrem Vormarsch gegen Napoleon Quartier. 17 Jahre später waren die ersten Bürgermeisterwahlen. 1900 kam der nächste prominente Durchreisende: Berlin berühmter Droschkenkutscher, der „Eiserne Gustav“, nahm auf dem Weg zur Weltausstellung nach Paris in Plötzin seine erste Ausspannung vor. Das 20. Jahrhundert brachte auch für die Plötziner Licht und Schatten. Im Ersten Weltkrieg hatte das Dorf noch kaum Opfer zu beklagen, anders im zweiten. Das „letzte Aufgebot“ ließ daran erinnern. Gefolgt wurde die Nachkriegszeit vom Aufbau, den sollte laut Kampflied die Freie Deutsche Jugend leisten, unterstützt von den Jungen Pionieren. Immerhin wurde 1968 ein Jugendklub gegründet, zwei Damalige erinnerten daran. Die Zeit der GPG Obstproduktion und der KE Apfellagerung brachte Arbeit ins Dorf. 5000 Tonnen Tomaten und 115000 Tonnen Äpfel wurde jährlich zur Verarbeitung ins benachbarte Werder geliefert. 1974 wurde Plessow der Gemeinde zugeschlagen, Neu Plötzin als Ansiedlung der ersten Obstanbaubetriebe gehörte schon mehr als 100 Jahre dazu. Zur Wende wurden die Lagerhallen nicht mehr gebraucht, die meisten Plantagen allzu schnell gerodet. 1929 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr, in schöner Symbiose hatte zum 75-jährigen Jubiläum Günter Wilke als Vorsitzender von Feuerwehr und Heimatverein das Heft zum großen Jubiläumswochenende in der Hand. Dafür wollte ihm nicht nur das ganze Dorf danken, auch die Werderaner Spitzen aus Politik und Verwaltung stimmten ein. Und es gab ein Ereignis, das in der Dorfchronik wohl ebenfalls seinen Platz finden wird: Am Sonnabend wurde das neue Feuerwehrdepot eingeweiht. Winfried Gutzeit

Winfried Gutzeit

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