Potsdam-Mittelmark: Ins rechte Licht gerückt
Restaurierung der Kaehne-Gruft im Park Petzow wird als Rehabilitation der alten Gutsherren verstanden
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Restaurierung der Kaehne-Gruft im Park Petzow wird als Rehabilitation der alten Gutsherren verstanden Von Henry Klix Werder · Petzow - Die Gutsbesitzerfamilie von Kaehne stand in DDR-Zeiten in schlechtestem Licht. Als „schießwütige Preußen“ sollten die Petzower Gutsherren ein Beispiel für den Verfall in der vorsozialistischen Ära geben. Tatsächlich schienen sich die beiden letzten Gutsbesitzer, Karl III. und Karl IV. von Kaehne, für die Lesart anzubieten: Sie nahmen die Besitzrechte seit 1910 sehr ernst – wer das 1635 Hektar große Anwesen ohne Erlaubnis betrat, wurde vertrieben. Zwischenfälle und Gerichtsverfahren wegen Schießereien folgten. Am Ende wurde sogar wegen Mordes prozessiert. Gestern wurde nach mehrmonatiger Restaurierung das Erbbegräbnis der Kaehnes im Petzower Park eingeweiht. Ein halbes Dutzend Nachfahren der Familie wurde dazu von Werders Bürgermeister Werner Große begrüßt. In DDR-Jahren war die Begräbnisstätte geschändet worden. Mit den Jahren verschwand sie fast gänzlich unter einer Erdschicht. Helmut von Kaehne aus Mühltal (bei Darmstadt) hat sie bei einem Campingurlaub auf der Riegelspitze vor zwei Jahren wieder entdeckt. Sein Vater war Vetter des letzten Gutsherren. Als der pensionierte Mediziner bei Ortsbürgermeister Bernd Hanike nachfragte, ob man das Mausoleum nicht wieder herrichten sollte, stieß er auf offene Ohren. Denn die verrufenen Kaehnes sind kaum über einen Kamm zu scheren, sie waren auch Begründer des Petzower Gesamtkunstwerks. Hanike – Nachfahr einer uralten Petzower Bauerndynastie – erinnerte gestern daran, dass unter den acht im Erbbegräbnis Ruhenden auch Carl Friedrich August von Kaehne ist: Jener 1840 geadelte Amtsrat, der – mit Schinkel und Lenné an der Seite – Petzows Dorfanlage, Kirche, Gutshof und Park geschaffen hat. Viele sind an einer Korrektur des Geschichtsbildes interessiert. Der heutige Schlossherr Axel Hilpert, der hier ein Fünf-Sterne-Hotel plant, steuerte mit der Filmproduktion Grundy Ufa 6000 Euro zur Sanierung des Mausoleums bei. Unter den Geldgebern waren auch die Stadt Werder, Petzows Ortsbeirat, die Baudenkmalpflege Roland Schulze, das Planungsbüro Kühn von Kaehne und weitere Nachfahren. Etwa 18000 Euro hat es gekostet, das mit zwei dorischen Säulen geschmückte Gewölbe freizulegen und zu restaurieren. Die Tür soll, nachdem das Innere durch Fotos dokumentiert wurde, nun für immer zugemauert bleiben. Für Kunsthistorikerin Pia von Kaehne war der gestrige Tag auch ein Stück Wiedergutmachung an ihren Vorfahren: „Die guten wie die schlechten Taten gehören zur Familiengeschichte der Kaehnes.“ Wie in jeder Familie gebe es bei den Kaehnes neben Persönlichkeiten, die den Aufstieg begründeten, auch „weniger vom Schicksal Begünstigte“, die das Ansehen früherer Generationen überschatten würden. Mit der Restaurierung des Petzower Erbbegräbnisses sei ein Schritt getan, das Ansehen der Familie zu rehabilitieren. In Petzow will man derweil weitere Kleinode im Kaehnschen Schlosspark retten: Waschhaus, Andenkenhaus und Mausoleum soll nun ein sandsteinernes Kreuz folgen. Es soll seinen Platz an jener Stelle in der Nähe des Mausoleums zurückerhalten, wo in grauer Vorzeit einmal eine Fachwerkkirche gestanden hat.
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