Potsdam-Mittelmark: Inselstadt in Künstlerhand
Der Kulturverein Inselstadt macht mit einer originellen Aktion erneut von sich reden
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Der Kulturverein Inselstadt macht mit einer originellen Aktion erneut von sich reden Werder - Die Flyer waren erst Dienstagabend zur Vernissage fertig. Trotzdem sind die Mitglieder des Werderaner „Kulturvereins Inselstadt“ guten Mutes, dass ihre zweite Kunstaktion viel Öffentlichkeit erfährt: Im Frühjahr hatte der Verein mit dem „Bankenviertel“ von sich reden gemacht : Ladenbesitzer und Künstler kreierten originelle Sitzmöbel im Straßenraum, passend zum jeweiligen Laden. Dieses Mal sollte sich die Insel in und aus Künstlerhand präsentieren – über Bilder, Skulpturen und andere künstlerische Exponate, die nach einer dreiwöchigen Schau im Rathaus ihren Platz in den Läden der Inselstadt und der City finden werden – bis in den Februar hinein. „Surf & Sail“ wird dann den Maler Thomas Genz mit seinen bunten Segelbildern vorstellen, im Atelier „Mona Lisa“ hängen die intensiven Gemälde – Pusteblumen und Universen – von Marion Lorenz. Blumenmotive von Detlef Rahn sind in der Glaserei Hilmer zu entdecken. Insgesamt 24 Künstler präsentieren sich in 24 Geschäften. Der veranstaltende Kulturverein verspricht sich davon eine gute Werbung für die Stadt, zudem eine Imageaufwertung für die vielen Inselläden. Nicht zuletzt sollen Werderaner Künstler präsentiert werden. Die Vorsitzende des jungen Vereins, Ingeborg Lauwaßer, ist sicher, dass es nur gut sein kann, wenn sich Gewerbetreibende und Unternehmer mit den vielen im Ort ansässigen Künstlern zusammentun, sei es zur Werbung oder um für die Touristensaison Konzepte zu finden. Die so kurze Saison könne das Überleben des Gewerbes nicht allein sichern, also müssen Synergieeffekte her, sagt Lauwaßer. Die Liebe hat sie aus Berlin nach Werder geführt, dann habe sie bis vor zwei Jahren das Michaelis-Cafe in Werder geführt und hätte nun im neuen Kulturverein ihre Heimat gefunden. Tatsächlich war der Rathaussaal in der Altstadt an diesem Abend in Künstlerhand – ganz programmatisch wie es die Aktion vorsieht, aber eben auch mit viel Freude, Originalität und Lust: Rose Trotte beispielsweise saß als Glasgestalterin vor ihrer eigens erdachten und hergestellten „Zeitkiste“, in der sie vieles gesammelt und verarbeitet hatte, was verrinnt, was verschwimmt, was federleicht ist und woran der Zahn der Zeit nagt – ein bizarres Gebilde aus Vielerlei, das sie in einem mit Kupfer verlötetem Glasbehältnis präsentierte. Auch Rose Trotte hat die Liebe nach Werder verschlagen – sie sei längst verliebt in Land und Leute, ihre Heimat sei hier. Johanna Beyer war unter den Gästen der Vernissage. Sie ist gebürtige Werderanerin, inzwischen 70 Jahre und genießt nach mehr als 30-jähriger Arbeit beim Potsdamer Wetterdienst das Rentnerdasein. Johanna Beyer freut sich über die vielen sichtbaren Veränderungen in ihrer Stadt. Hin und wieder ist sie als Stadtführerin unterwegs, Dienstagabend hat sie sich fernab vom Trubel unter das große Gemälde eine alteingesessenen, längst verstorbenen Malers gesetzt. Das Ölbild von Igenius zeigt die Heilig-Geist-Kirche von Wasserseite aus, Anfang der vierziger Jahre. Da sind die Bäume auf der Insel noch niedrig genug, um Kirche und Mühle in voller Schönheit betrachten zu können. Das alte Bild, dass sich charmant zwischen die aktuellen Ausstellungsexponate schummelte, hängt allerdings immer im Rathaus.
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