Potsdam-Mittelmark: Inspiration für ein Spektakel
Wassergaudi am einstigen Räuberberg: Phöben plant für seine 700-Jahre-Feier
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Werder (Havel) - Ein Berg ist der Räuberberg bei Phöben schon längst nicht mehr. Vor über 100 Jahren wurde der Hügel zugunsten einer landwirtschaftlichen Nutzung eingeebnet. Aber der Name ist geblieben, auch ein Schild im Ort weist den Weg zum einstigen Berg auf der gleichnamigen sagenumwobenen Havelhalbinsel, die schon die Fantasie von Generationen anregte. Auch für die in diesem Jahr anstehende 700-Jahrfeier des Ortes liefert der „Rööwerbarch“, wie er vor Jahrhunderten noch genannt wurde, Inspirationen für ein Festspektakel.
Beim Frühschoppen am Sonntag im Anglerheim war die Rede von einem „Wassergaudi“, das im Sommer am historischen Ort stattfinden soll. Der Sage nach sollen einst im 14.Jahrhundert Raubritter der Adelssippen derer von Quitzow und Rochow den Handelsschiffen aufgelauert haben, die über die Havel schipperten. Einen guten Überblick hatten die Räuber von der Burg auf dem Berg. Damit ihnen auch nachts nichts entging, spannten sie eine Kette über den Fluss, die nur knapp unter der Wasseroberfläche lag. An der Kette war eine Schnur mit einem Glöckchen befestigt. War Beute in Sicht, eilten die Wegelagerer herbei. Große Schätze sollen zusammengekommen sein und gemunkelt wird, dass einige beim Räuberberg noch vergraben liegen.
Auch beim Wassergaudi im Sommer soll es um Schätze gehen und so viel war eingeweihten Festorganisatoren noch zu entlocken: „Die Phöbener werden dabei die Töplitzer überfallen.“ Das aber nur zum Spaß, denn die Werderaner Ortsteile verbindet als Nachbarn nicht nur die Havel, sondern auch das 700-jährige Jubiläum, das beide in diesem Jahr feiern.
In einer Urkunde von 1313 wurden beide Dörfer nebst Marquardt benannt. Dass Phöben bereits 1305 im Zusammenhang mit einer Furt erstmals urkundlich erwähnt wurde – das Jubiläum also acht Jahre zu spät begangen wird – sehen die meisten gelassen. Zudem steht im September mit dem 20. Dorffest ein zweites Jubiläum an und schon zu Jahresbeginn wurde der 85. Geburtstag der freiwilligen Feuerwehr gefeiert.
Weil der organisatorische Aufwand so vieler Feste die Kräfte überfordern würde, wird in diesem Jahr auf den jährlichen Festumzug zum Dorffest verzichtet, berichtet Heimatvereinsvorsitzende Elke Jäger. Ortsvorsteher Bernd Warsa stellte indes das Festprogramm vor, dessen Höhepunkt der „Tag des offenen Dorfes“ am 1. Juni sein wird. Ein Vierseitenhof wird seine Tore öffnen, ebenso Handwerksbetriebe, Gewerbetreibende und Vereine. Auch Bauernmöbel, Hauswirtschafts- und ländliche Arbeitsgeräte vergangener Zeiten werden ausgestellt, so wie die Schuffel, ein Gerät zum Unkrautjäten, das die Vorfahren speziell für märkische Sandböden entwickelten. Ein Reit- und Springturnier veranstaltet der örtliche Poloclub. Historische Fahrräder mit Motoren will Sammler Gerd Müller zeigen, darunter eines mit Albamotor von 1922. „Natürlich sind alle Räder auch noch fahrtüchtig“, versichert Müller.
Zur Feststrecke gehört ebenso das Gelände rings um die Kirche und natürlich das 2055 sanierte Gotteshaus selbst. Die Kirchengemeinde wird für Kinder ein Zuckertraumtheater aufführen. Zwischen den Höfen und Festorten wird ein Shuttleverkehr mit ländlichem Ambiente angeboten: Kutschen, Kremser und Traktor. Stimmungsvoll soll der Abend mit Musik im Vereinsheim der Angler am Havelufer ausklingen. K.Graulich
K.Graulich
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