Von Henry Klix: Insulaner wollen eigene Parkzonen
Bei einer Einwohnerversammlung am Dienstagabend gab es sogar die Forderung, die Altstadt zu sperren
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Werder (Havel) - Werders Inselstadt sollte am Wochenende für fremde Autos komplett gesperrt werden, meint Detlef Grüneke. Denn für Werders historischen Stadtkern sei nicht der Parkplatzmangel das Problem, „sondern die Parkplatzsuche“. Der Stadtplaner, der auf der Insel wohnt und Ferienwohnungen vermietet, hat unlängst eine von 38 Bürgern unterzeichnete Petition im Rathaus abgegeben. Tenor: Die Blechlawine beeinträchtigt die Aufenthaltsqualität und schädigt Straßen, Plätze und sanierte Häuser – deshalb Komplettsperrung. Grüneke wiederholte die Forderung auf einer Einwohnerversammlung, zu der das Rathaus am Dienstagabend ins Schützenhaus eingeladen hatte: „In anderen Altstädten funktioniert es mit der Verkehrsberuhigung doch auch.“
Dass auf der Insel ein Verkehrsproblem besteht, sieht man in der Stadtverwaltung genauso. Der schöne Marktplatz sei mit Autos verstellt, Müllabfuhr und Citybusse bleiben wegen Falschparkern in Einmündungen stecken, sagte der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Dietmar Schulze. Einmal im Monat müsse abgeschleppt werden. Eine Messung im November ergab zudem, dass die Autos durchweg zu schnell unterwegs waren – 30 bis 60 statt der erlaubten 20 km/h. . Die Insel sperren will das Rathaus deshalb nicht. Vielmehr reift seit Wochen die Idee, Anwohnerparkzonen einzurichten. Für 30 Euro Jahresgebühr sollen die Insulaner auf Antrag Parkausweise bekommen. In gekennzeichneten Bereichen dürfen dann keine fremden Autos mehr parken.
Rund 120 Bürger nahmen am Dienstagabend die Gelegenheit wahr, darüber zu diskutieren, 34 haben dem Rathaus schriftlich ihre Meinung kundgetan. Grünekes Forderung gehört zu den radikalsten. Auf der anderen Seite gebe es auch einzelne Bewohner, die nichts geändert haben wollen, so Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß. Die überwiegende Mehrheit befürworte die Pläne für Parkzonen. So auch am Dienstagabend.
„Es muss etwas getan werden“, sagte ein Einwohner der Lindenstraße, der auch mehr Raserkontrollen forderte. Am Wochenende, zur Baumblüte und zu anderen Festen sei es am schlimmsten, befand eine Anwohnerin der Baderstraße. Es werde Zeit, dass die Parkzone kommt, wie es immer wieder hieß. Ein Mann aus der Kirchstraße meinte sogar, dass Rathaus, Kita und Schützenhaus auf der engen Insel am falschen Platz seien. „Das größte Problem sind die Rathausmitarbeiter, die alles zuparken.“ Um Besuchern der kommunalen Einrichtungen, der Geschäfte, Kirchen und des Friedhofs Parkmöglichkeiten zu verschaffen, will die Stadt künftig Kurzzeitparkplätze für zwei Stunden einrichten. „Das Problem stellt sich aber auch nicht überall gleich dar“, fasste Dietmar Schulze die Debatte zusammen. Deshalb sollen sich die Anwohnerparkzonen auf die Fischerstraße mit Kirchweg, Michaelisstraße mit Bergstraße, Mühlenstraße mit Ecke Mühlenberg, Baderstraße und Lindenstraße beschränken. Freie Parkbereiche sollen in der Uferstraße, Am Mühlenberg, am Rathaus und auf den Werderwiesen bestehen bleiben.
Auch Detlef Grüneke bekam am Dienstagabend eine Antwort: Die Chance, die Insel am Wochenende zu sperren, sieht die Straßenverkehrsbehörde nicht. Die Altstadt sei, anders als zum Beispiel Quedlinburg, von Wasser umgeben, sagte Dietmar Schulze. „Wir haben keine Peripherie und können nirgendwo ausweichen, das ist eine völlig andere Situation.“ Am 27. Januar sollen die Stadtverordneten über die Anwohnerparkzone entscheiden. Danach werden Antragsformulare an die Insulaner verschickt.
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