Potsdam-Mittelmark: Integration und Gartenlauben Jobcenter Maia zieht positive Halbzeitbilanz
bei Projekt für Langzeitarbeitslose
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Potsdam-Mittelmark - Sandra-Charlotte Krause ist endlich am Ziel. Zweieinhalb Jahre lang hat die Diplomgeologin keinen Job gefunden, gelegentlich gab es ein Praktikum. Jetzt kümmert sich die Fichtenwalderin nicht mehr um Steine, sondern um Kleingartenbesitzer. „Das ist ja auch Natur.“ Sie arbeitet seit November in einer Berliner Niederlassung der Zurich-Versicherungsgruppe, die schwerpunktmäßig Gartenlauben versichert.
„Für diesen Job brauchte ich mehr Kenntnisse über Bürosoftware“, so Krause. Deshalb wandte sie sich mit dem Wunsch nach einer Weiterbildung an den Integrationsbegleiter des mittelmärkischen Jobcenters Maia, Boris Bogovac. Er ist einer von vier Integrationsbegleitern im Landkreis, die seit Januar 2013 Langzeitarbeitslosen den Weg in eine Beschäftigung erleichtern sollen.
Das Projekt läuft noch bis Ende April 2015. Am gestrigen Donnerstag zog der Leiter der Maia, Bernd Schade, eine Halbzeitbilanz im Teltower Jobcenter. Demnach konnten die vier Mitarbeiter bereits 115 Arbeitslosen einen neuen Job verschaffen, ein Großteil davon ist für mindestens ein Jahr neu angestellt. „Das ist eine Vorgabe des Landesministeriums, das insgesamt 635 000 Euro für die Integrationsbegleiter ausgibt“, so Schade. Bis 2015 sollen die Jobcenter-Mitarbeiter 400 Langzeitarbeitslose besonders intensiv betreut haben.
Die Begleiter kümmern sich durchschnittlich um 50 Menschen, die mindestens ein Jahr lang arbeitslos waren. Ein normaler Mitarbeiter des Jobcenters hat dagegen 200 sogenannte Kunden zu betreuen. Deshalb haben die Begleiter wesentlich mehr Zeit, sich um die Vermittlung der Arbeitslosen zu kümmern. „Eigentlich sollte das der Normalzustand sein, doch dafür fehlt uns schlicht das Geld“, sagt Maia-Leiter Schade.
Integrationsbegleiter Boris Bogovac kümmert sich im Werderaner Jobcenter maximal ein halbes Jahr lang um jeden Fall. Alle zwei Wochen lädt er seine Kunden zu einem 90-minütigen Gespräch. Anfangs werden die persönlichen Kompetenzen analysiert und ein Entwicklungsplan mit den Teilnehmenden erstellt. Bei Sandra-Charlotte Krause war die eigentliche Vermittlung dann einfach, sie hatte den Kontakt zu ihrem Wunsch-Arbeitgeber bereits hergestellt und konnte hier mit Unterstützung des Jobcenters nach ihrer Weiterbildung auf Probe arbeiten. „Ich war trotzdem froh über die Betreuung durch Herrn Bogovac, meine vorherigen Ansprechpartner im Jobcenter hatten nie richtig Zeit für mich“, so die Fichtenwalderin.
Boris Bogovac kennt die Situation seiner Kollegen. Er muss sich bei den Arbeitslosen nicht nur um die Vermittlung in einen Job kümmern. „Manche Teilnehmer des Integrationsprojektes haben noch nie eine E-Mail-Adresse besessen, die müssen wir dann erst einmal zusammen anlegen.“ Einige der Teilnehmer vergessen dann allerdings ihr Passwort.
Bisher konnte Bogovac nach eigenen Angaben 40 Langzeitarbeitslose vermitteln, den Großteil in wohnortnahe Betriebe. Da seine Kunden zum großen Teil kein Auto oder keinen Führerschein besitzen, sei schon die Vermittlung eines Beelitzers nach Werder (Havel) nicht möglich. Eine Busverbindung gibt es nicht.
Das Problem hatte auch Sandra-Charlotte Krause bei ihren Fahrten von Fichtenwalde zum 15 Kilometer entfernten Werderaner Jobcenter. Da es keine direkte Buslinie gibt, war sie mit Umsteigen in Potsdam immer zwei Stunden lang unterwegs. Glücklicherweise ist das jetzt vorbei: Am 1. Mai endete ihre Probezeit, nun hat sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei der Berliner Versicherung. Enrico Bellin
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