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KulTOUR: Interessante Schau mit sperrigem Titel

Mitglieder des KunstWerk-Vereins Beelitz präsentieren ihre Werke in der Kulturscheune Kähnsdorf

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Seddiner See - Der Flecken Kähnsdorf ist eigentlich immer eine gute Partie, besonders in der Saison, wenn die sanftgrünen Hügel Pferde und Esel tragen, der See sich im Himmel spiegelt und der eiszeitliche Findlingsgarten abgetaut ist. Etwas vergessen? Klar, die ehrwürdige Kulturscheune, das Älteste am Platz. Bis zum Herbst ist in ihr dann Ausstellungszeit. Die letzte in diesem Jahr wird derzeit von einem nahen und trotzdem ziemlich unbekannten Verein ausgerichtet, dem „KunstWerk Beelitz“.

Sein Gründungsdatum liegt noch gar nicht mal so lange zurück, trotzdem hörte man von ihm kaum. Gut also, wenn sich das Team der Kulturscheune dieses scheuen Rehleins in nachbarschaftlicher Handreichung angenommen hat. Was da gezeigt wird, muss sich ja mitnichten vor den Augen der Welt verstecken. Vieles wenigstens. Der eher abschreckende Ausstellungstitel „KunstWerk Beelitz e.V. stellt sich vor“ weist auf eine repräsentative Werk- und Personalschau seiner Mitglieder, die aus dem Einzugsbereich von Beelitz, aber auch von viel weiterher kommen. Trotzdem hat der Platz für alle nicht gereicht, in dieser kleinen Hütte nahe am Seddiner See.

Entdeckungen und Überraschungen, wie überall, beispielsweise die stilistisch herausragenden Bilder von Edda Giera. Sie erlaubt sich, in märchenhaft-kubistischer Verkleidung einen dicken Mann und eine dicke Frau in ihrem Zaubergarten zu verstecken. Zwei Vexierbilder von erheblichem Reiz. Beinahe auf Augenhöhe empfiehlt sich dann Doris Alisch mit einer erstklassigen Darstellung nach oben strebender Dschungel und einer „Blauen Burg" voll von Geheimnissen. Eines davon ist das Raffinement ihrer malerischen Technik. Starken Willen zu Stil und Ausdruck verrät auch Christine Grölings Hommage an den Bambus von Samana, einer Halbinsel ganz im Norden der „DomRep“.

Andere Beelitzer KunstWerker wenden sich lieber dem mehr oder weniger realistischen Abbild zu, wie etwa Doris Schildkamp beim skizzenhaft leichten Konterfeien kleinformatiger Häuser, oder „Junge Frau“ und „Junger Mann mit Hut“, zwei Aquarelle von Claudia Fleck, die mit großer Sicherheit das Wesen der Erscheinung packt. Des Lebens und der Schönheit selber Herr zu werden bemühen sich Liselotte Gallien am Gegenstand eines Sommeridylls mit Blumen in welliger Landschaft, während Jürgen Schmautz damit ringt, das Gewirr aus Birkenbaum und -blättern malerisch in den Griff zu bekommen. Auch so etwas gehört in diese Ausstellung!

Natürlich entdeckt man in ihr auch mehr oder weniger „abstrakte“ Versuche, wovon aber nicht vieles gerät. Sigrid Schrumpf spachtelt Orange-Töne auf azurenem Bildgrund, die Glindowerin Gudrun Mader arbeitet an raffinierten Farb-Material-Collagen, Angelika Grünthal stellt „spannende“ Farbenspiele in Rot und in Blau zur Diskussion. Ihr „Ozean 2011“ und „Welle 2011“ könnten eines Tages zusammen mit dem Namen Karl Hagemeister genannt werden, vielleicht ist das ja auch so gemeint.

Eine interessante und mutige Schau, in der zwar nicht alles perfekt, wohl aber vieles versucht worden ist. Sie zeigt nicht nur Schönes, auch das Geschick. Bis Ende des Monats wäre sie noch einer Landpartie wert: Gleich neben der Kulturscheune kann man sich gastronomisch stärken, Fahrräder und Kähne ausleihen zu einer Tour in den Herbstwind hinein. Vielleicht begegnet man dann gar dem Dicken Mann? U-Boote freilich sind derzeit leider noch nicht verfügbar.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Oktober mittwochs, donnerstags und an den Wochenenden von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

Gerold Paul

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