Potsdam-Mittelmark: Investmentfonds und Umweltfürsorge auf einem Dach
In Beelitz wurde für Solar-Anlagen geworben: Im zweifachen Sinn des Wortes
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In Beelitz wurde für Solar-Anlagen geworben: Im zweifachen Sinn des Wortes Beelitz. Nach einer Auftaktveranstaltung zur grundsätzlichen Nutzung von Solarenergie Ende November (PNN berichtete), traf sich am Sonnabend der harte Kern weiterhin Interessierter im Beelitzer Bürgerhaus, um sich auf den praktischen Weg einer Nutzung zu begeben. Vertreter des Berliner Solarvereins, die erfolgreich schon eine sogenannte Bürger-Solaranlage in Betrieb genommen haben und gerade dabei sind in Zehlendorf eine zweite Station zu installieren, waren angereist um mit Wissen und Erfahrungen den Beelitzern den Start zu erleichtern. Solaranlagen werden derzeit mit einer garantierten Lebensdauer von 20 Jahren gebaut. In unseren Breiten werde aufgrund der durchschnittlichen Sonnenscheindauer damit gerechnet, dass sich die Anlage nach rund 10 Jahren amortisiert hat und dann 10 Jahre mit Gewinn betrieben werden kann. Der ist allerdings nicht mit spekulativen Börsenprofiten vergleichbar - das soll und will die Initiative auch gar nicht, denn das Hauptziel ist die Verringerung der konventionellen Stromerzeugung, die mit dem umweltschädlichen Kohlendioxid-Ausstoß verbunden ist. Also ist das „Geschäftsziel“ mehr eine Geldanlage im Sparkassenniveau aber mit nachhaltiger Wirkung für den Erhalt des Lebensraums der Kinder und Enkel. Gesetzliche Garantien und vertragliche Regelungen mit Partnern und Versicherungen sollen aber die eventuellen Risiken ausschalten, wie sie durch Defekte oder Unfälle auftreten können. Claudia Pirch-Masloch konnte als Vorsitzende des eigens dafür gegründeten Berliner Vereins kompetent über Schwierigkeiten und Erfolge mit der Solar-Anlage berichten. Das klang sehr energisch und optimistisch, wie Großstädter sich eröffnende Hürden halt so meistern. Offenbar gibt es zwischen Stadt und Land jedoch erhebliche Unterschiede, die sich in der anschließenden Diskussion offenbarten. Während die Berliner lange mit der Suche und den Formalismen zur Findung einer geeigneten Dachfläche beschäftigt waren, sollte das in optimistischer Darstellung der Umweltaktivistin und Initiatorin Elke Seidel in Beelitz aufgrund mehrerer möglicher Standorte nicht so kompliziert werden. Zudem gebe es einen Grundsatzbeschluss der Stadtverordneten zur Unterstützung der Solarnutzung. Dagegen erschien den Anwesenden die flotte Kapitalbeschaffung in Zehlendorf über Zeichnungswillige „per Telefonanruf bei allen möglichen Bekannten“ utopisch. Die in Berlin praktizierte Anteilsgröße von 1000 Euro, wodurch nur wenige Gesellschafter für eine Anlage benötigt werden, wurde in Anbetracht der „brandenburgischen Finanzverhältnisse“ nicht so großzügig eingeschätzt, weshalb man 250 Euro ins Auge fasste. Bedenkenswert erscheint allerdings auch die optisch-architektonische Wirkung solcher modernen Anlagen auf Dächern alter und womöglich denkmalgeschützter Altbauten, während die – vom Boden aus unsichtbare – Installation auf Flachdächern sicher problemloser möglich ist. So ist auch die 1. Berliner Bürger-Solaranlage innerhalb eines Jahres auf dem Flachdach einer gemeinnützigen GmbH am Teltower/Beeskower Damm entstanden: 42 Module zu 5 kW speisen über 4 MWh in das Netz der Bewag ein – wenn die Sonne scheint. Die Bewag hat die Anlage noch mit einem Zuschuss gefördert und garantiert über die Vertragsdauer auch die Stromabnahme zu dem gesetzlich festgeschriebenen Preis von etwas über 0,5 Euro je kWh. Diesen Ertrag wäre auch die brandenburgische Edis verpflichtet zu zahlen, und das Beelitzer Mittelspannungsnetz sei auch kaum durch zu viele Stromanbieter „überlastet“, hieß es am Samstag. Auch unterschiedliche Vorstellungen über das Betreibermodell konnten in Berlin einvernehmlich geklärt werden, indem sich die Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) als die günstigste herausstellte. Als eine wichtige Voraussetzung für die zügige Planung und Inbetriebnahme einer Bürger-Solaranlage empfahlen die Aktiven aus Berlin einen straffen Terminplan, um den „Zweiflern, Zauderern und Unentschlossenen“ nicht zu viel Spielraum zu geben. Und so endete die Runde unter straffer Leitung der Stadt- und Kreistagsabgeordneten Seidel auch in der festen Vorgabe von Terminen und Aufgaben. Der Startschuss zur ersten brandenburgischen Bürger-Solaranlage ist damit gegeben. Klaus-P. Anders
Klaus-P. Anders
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