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KulTOUR: Ironie statt rosa Brille Helga Schulz stellt ihre Bilder derzeit in Teltow aus

Teltow - Die rosarote Brille hat Helga Schulze längst eingetauscht gegen die ironische, sagt sie von sich selbst. Waren es früher Miniformate, in denen die Kleinmachnower Malerin den Zeitgeist auf die Schippe nahm, haben die Maße jetzt zugelegt.

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Teltow - Die rosarote Brille hat Helga Schulze längst eingetauscht gegen die ironische, sagt sie von sich selbst. Waren es früher Miniformate, in denen die Kleinmachnower Malerin den Zeitgeist auf die Schippe nahm, haben die Maße jetzt zugelegt. Unter 40 x 50 Zentimeter kommt keiner mehr davon.

Auch schrille Farben karikieren allzu Menschliches, wie nun in ihrer aktuellen Ausstellung im Teltower Bürgerhaus zu sehen ist. Da ärgern sich zwei grün und blau über eine zarte jugendliche Lichterscheinung. Besonders Eitelkeit ist für Helga Schulze, die seit über 50 Jahren in Kleinmachnow lebt, ein unerschöpfliches Thema, bei dem sie immer nur einige Figuren herausgreift, die dann wie zu einer Bühnenhandlung zusammen gefügt werden. Da ist die alte Venezianerin, die allein unter Laternenlicht am weißgedeckten Tisch, ihren Träumen nachhängt. Das Glas fast leer, doch die Zigarillospitze darüber hält sie wie eine Waffe, und ihre violette Lockenpracht gleicht einer Flagge. Auf einem anderen Bild drängelt sich eine Touristengruppe zwischen alten Mauern und Statuen und es scheint als würden sie den Ausgang suchen. Gesichtslos hat die Malerin die Menge dargestellt, nur Fotoapparat und Sonnenbrille unterscheiden sie.

Ganz anders ihre Reisebilder, die meist Landschaften in Gewitterstimmung zeigen. Zwiespältig ist ihr Blick auf die Natur, die Menschenhand veränderte – aber der innere Blick auf Himmel und Meer bleibt kosmisch. Auch in ihren Landschaften hat die gerade Linie den Schnörkel abgelöst. Beim Bild „Nordsee“ umspannen rhythmische Linien das Land wie ein architektonisches Gerüst und die Wolkenreihen darüber fügen sich beinahe schon ein in diese Ordnung. Eine statische Schwere geht von dem Bild aus, das einer Metapher auf menschlichen Gestaltungswillen gleichkommt.

Als Weltverbesserin will sich die Malerin aber nicht verstanden wissen – vielmehr sind Leinwand und Papier für sie Abarbeitungsflächen. Die wiederum sind Kommunikationsangebote an den Betrachter, und es ist ganz im Sinne der Malerin, wenn die impulsiven Farbtöne für Beunruhigung sorgen.

Noch bis 12.März kann die Ausstellung besichtigt werden. K.Graulich

K.Graulich

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