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Von Henry Klix: Jahr der Weichenstellungen

Wenige Monate vor der Bürgermeisterwahl entscheidet sich, ob Schwielowsee „Erholungsort“ wird

Stand:

Schwielowsee - Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) fiebert dem 12. Mai entgegen: Ein Fachbeirat des Wirtschaftsministeriums wird dann ein zweites Mal die Gemeinde besuchen – und danach endgültig entscheiden, ob Schwielowsee zum „Staatlich anerkannten Erholungsort“ wird. Nach einer ersten Begehung waren vor einem Jahr Hoffnungen auf den werbewirksamen Titel geweckt worden, allerdings gab es eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen. Jetzt muss die Rathausspitze beweisen, dass sie zugehört hat.

Die Gemeindevertretung hat bereits ein Tourismuskonzept mit 52 Investitionsmaßnahmen verabschiedet, mit denen das Ortstrio in den nächsten Jahren besucherfreundlicher werden will. Unter anderem sind neue Wasserwanderrastplätze, Parkplätze und Toilettenstandorte anvisiert, auf dem Caputher Gemünde soll ein Skulpturenpfad entstehen. Für Wünsche wie einen Bootsshuttle zwischen Werders Inselstadt und Ferch zum Baumblütenfest hofft man auf private Initiative.

Mit einem neuen Fahrzeugleitsystem und touristischen Informationstafeln sollen schon im Mai erste Wegmarken für die Kommission sichtbar sein, sagte Hoppe gestern auf ihrer Jahrespressekonferenz. So sollen zwölf Besuchertafeln mit Übersichtskarten für Fußgänger und Radler aufgestellt werden, weitere sechs Tafeln für informationshungrige Bootsreisende. Das touristische Schilderwirrwarr entlang der Straßen soll durch ein klares Leitsystem ersetzt werden. Froh zeigte sich Hoppe über die unübersehbaren Werbetafeln an der A 9 und A 10, die seit einer Woche komplett sind.

Noch vor einem Jahr war der Wirtschaftsminister auch Hoppes Parteifreund. Die CDU-Bürgermeisterin ist aber guter Dinge, dass die Chancen auf den Titel auch unter Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Die Linke) bestehen. „Ich bin optimistisch, dass der neue Minister genauso sachlich und kompetent mit uns umgeht wie Herr Junghanns“, sagte Hoppe. Sie glaube nicht, dass eine wichtige Weichenstellung für die Region an parteipolitischen Vorbehalten scheitern werde. „Herr Christoffers saß bei einer Tagung des Städte- und Gemeindebundes neben mir. Ich habe ihn als freundlichen und kompetenten Menschen kennengelernt, der unsere Gemeinde gut kennt.“

Auch mit einem verbesserten Marketingprogramm möchte man die ministerielle Abordnung am 12. Mai beeindrucken: So hat der Schwielowsee Tourismus e.V. seit heute einen ansprechenderen Internetauftritt, in dem Freizeitmöglichkeiten, Veranstaltungen und Gastgeber gelistet sind. Erstmals gibt es in diesem Jahr einen Kulturkalender der Gemeinde. Die neue Imagebroschüre ist griffiger geworden, neue Postkarten wurden gedruckt. Wegen der vielen Nachfragen – auch beim Fahrradsonntag – wurde eine kostenlose Radwanderkarte für die Havelregion zwischen Potsdam und Brandenburg (Havel) aufgelegt. Schwielowsee soll nicht nur für die Einwohner liebenswert sein, sondern will sich zunehmend als freundlicher Gastgeber, als Station oder als Tor der Havelregion präsentieren, so die Bürgermeisterin.

Neben dem 12. Mai steht in diesem Jahr ein vielleicht noch wichtigerer Termin ins Haus: Dass sie zur Bürgermeisterwahl am 24. Oktober nicht allein mit dem erhofften Erholungsort-Titel punkten kann, ist Kerstin Hoppe klar. Als zweiter Bewerber wird BBS-Mann Roland Büchner gehandelt, der in Sachen Tourismus den Fuß vom Gas nehmen möchte. Hoppe kann immerhin darauf verweisen, dass andere Themen in ihrer bislang siebenjährigen Amtszeit nicht außen vorgeblieben sind: Die Zahl der Gewerbe ist selbst im vorigen Jahr gestiegen, in Schulen und Kitas wurden Millionen investiert. Die arbeitsame Kernverwaltung beansprucht mit ihren 32 Mitarbeitern nur 14 Prozent des Gemeindeetats – allein die zwei Halbtags-Außendienstmitarbeiter haben im vorigen Jahr 578 Verwarnungen ausgesprochen und 269 formelle Verfahren geführt. Für das neue Sport- und Vereinszentrum in Geltow bestehen Hoffnungen auf eine Millionenförderung.

Und doch sind Wünsche offengeblieben. „In Caputh wurde mir von einem Bürger schon gesagt, ich brauche gar nicht antreten, wenn bis Juni der Netto-Markt nicht steht“, so Hoppe. Manchmal sei „ihr dickes Fell zu dünn“. Doch auch um die Gewächshausbrache am Schmerberger Weg will sie sich weiter kümmern. Denn nach Verschiebungen bei den Eigentumsverhältnissen ist der Bau des Discounters – wie berichtet – wieder völlig ungewiss.

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