DasWAR“S: James Bond im Biergarten
DasWAR“S Warum Peter Könnicke jedes Jahr die selbe Antwort gibt Jedes Jahr Ende Juli feiert einer meiner Freunde seinen Geburtstag in einem Biergarten am Berliner Volkspark Friedrichshain. Es gibt dort Paulaner-Hefeweizen vom Fass!
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DasWAR“S Warum Peter Könnicke jedes Jahr die selbe Antwort gibt Jedes Jahr Ende Juli feiert einer meiner Freunde seinen Geburtstag in einem Biergarten am Berliner Volkspark Friedrichshain. Es gibt dort Paulaner-Hefeweizen vom Fass! Jedes Mal treffe ich dann Leute, die ich ein Jahr lang nicht gesehen habe und deren flüchtige Bekanntschaft um einen Abend erweitert wird. „Und, was machst du jetzt?“, heißt es dann. Seit Jahren ist meine Antwort die gleiche: „Ich arbeitete immer noch bei den PNN!“ Diesmal war etwas anders. Ungewollt klang es wie eine Entschuldigung. Es hörte sich an wie: „Tut mir leid, bei mir gibt“s nichts Neues. Ich schreibe immer noch über Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf.“ Am Friedrichshain klingt das immer noch nach Provinz. Ich wunderte mich über den Tonfall meiner Antwort. Ist es denn schlimm, wenn man seit sieben Jahren bei der gleichen Firma ist? Bin ich etwa zu unflexibel? Bin ich out, weil ich seit fünf Jahren das gleiche Auto fahre? Bin ich alt, weil ich gern James-Bond-Klassiker mit Roger Moore sehe und Spiderman II mich nicht die Bohne interessiert? Bin ich mit meinem alten Pentium-II-Computer überhaupt noch kompatibel? Meine Antwort, wie es mir geht, ist mit einem „Ach so, ja“ aufgenommen wurden. Ich hätte auch sagen können, dass ich mich gerade ausgiebig mit Hartz IV beschäftige, eine neue Wohnung suche und in diesem Jahr wohl nicht mehr verreisen werde. Wahrscheinlich wäre ich dann gefragt worden: „Ach was, du bist arbeitslos? Erzähl mal!“ Ich hätte zum Glück nichts zu erzählen gehabt, aber mich beschlich die dumme Ahnung, dass dies auf weitaus mehr Interesse gestoßen wäre. Lässt sich über Schlechtes wirklich besser reden als über Gutes? Ich dachte einen kurzen Moment darüber nach, wie es bei uns Journalisten heißt: Jede schlechte Nachricht eine gute Nachricht. Skandale und Affären verkaufen sich besser, heißt es. Ich weiß nicht, ob das stimmt, auch wenn die dicken Überschriften in dieser Woche bei uns auch nicht erfreulich klangen: „Ratlos nach Graffitattacke“, „Schul-Aus in zwei Jahren?“, „Teltows Sorgenfalte“. Ich bin froh, dass meine Antwort in dem Friedrichshainer Biergarten seit sieben Jahren die gleiche ist. Mein Problem ist vielleicht nur, dass ich sie nicht positiv und offensiv genug verkaufe. Statt zu sagen, dass ich immer noch übers Umland schreibe, könnte ich antworten: „Aldi kommt jetzt nach Bergholz und ich schreibe darüber.“ Das würde am Friedrichshain zwar keinen interessieren. Aber mir würde es dabei gut gehen. Und es wäre eine gute Nachricht.
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