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Einer Sport, der andere Wellness. Der Kristallbäder AG ist vor Potsdam nicht Bange.

© dpa

Von Henry Klix: „Jetzt wird durchgezogen“

Kommunalaufsicht erteilt Blütentherme ihren Segen / Trotz Verzögerungen soll sie Ende 2012 fertig sein

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Werder (Havel) - Es war der letzte Knackpunkt für den Bau der Blütentherme: Wird die Kommunalaufsicht dem Großprojekt in den Havelauen ihren Segen erteilen? Gestern Morgen war es so weit, Bürgermeister Werner Große (CDU) erreichte vorab ein Fax mit der Zustimmung für eine Kreditaufnahme über neun Millionen Euro. Matthias Franke, stellvertretender Leiter der Kommunalaufsicht: „Die Stadt Werder ist leistungsstark genug, um einen solchen Kredit zu verkraften.“ Der Landkreis hatte auch die Wirtschaftlichkeit des Projektes unter die Lupe genommen. Für die Blütentherme selbst seien „keine Risiken“ zu erkennen, auch wenn Unwägbarkeiten bei einem so großen Projekt bestehen bleiben, so Franke gegenüber den PNN. Für die Kommunalaufsicht steht derweil fest: „Die Stadt ist nicht fahrlässig rangegangen.“

Zwei Riesenrutschen, Wellenbad, eine Strandlandschaft, Saunen- und Thermenlandschaft und ein Solebecken – Werder wird den Badbau mit 18 Millionen Euro bezuschussen und damit fast die kompletten Investitionskosten tragen. Die Hälfte des Geldes kommt aus der Rücklage, die andere aus einem Kredit. Den Kreditdienst soll der neue Badbetreiber, die mittelfränkische Kristallbäder AG, anfangs teilweise und in vier Jahren im Zuge eines Baderwerbs komplett übernehmen. Um für die Investitionen vorsteuerabzugsberechtigt zu sein, wird die Stadt einen eigenen Badbetrieb gründen.

„Jetzt kann durchgezogen werden“, sagte Bürgermeister Große gestern. Er weiß noch gar nicht, ob der Kredit in diesem Jahr benötigt wird. Das Bad wird in diesem und im kommenden Jahr gebaut, für den ersten kleineren Bauabschnitt reiche wahrscheinlich die Rücklage. Mehrere Banken hätten schon im Rathaus angeklopft. Ein Bebauungsplanverfahren soll laut Große bis zum Sommer abgeschlossen werden. Wichtigstes Thema ist eine Artenschutzuntersuchung. Damit ist die Naturschutzbehörde am Zuge.

Vor dem Baustart wird das Baugrundstück zu vier Terminen nach geschützten Arten abgekämmt. Bei den Fällmaßnahmen der vergangenen Wochen sei die Stadt „etwas über das Ziel hinausgeschossen“, sagte der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, Günter Kehl, auf PNN-Anfrage. Für die naturnahen Uferbereiche wünsche er sich einen „sensibleren Umgang“. „Das kann ja auch ein wertgebender Faktor für die Therme sein“, meint er. Doch auch Kehl stellt das Projekt nicht grundsätzlich infrage.

Der Vorstandschef der Kristallbäder AG, Frank Nägele, hatte gehofft, früher mit den Bauarbeiten loslegen zu können. Schon im Vergabeverfahren hatte es Verzögerungen gegeben, auch die Prüfung der Kommunalaufsicht hat gedauert. Gern würde die Kristallbäder AG die Blütentherme im Dezember 2012 eröffnen. „Nach unseren Erfahrungen ist es der beste Monat für einen Start“, so Nägele. Er geht davon aus, dass man mit Teilbaugenehmigungen im Mai mit den ersten Gründungsarbeiten und dem Parkplatzbau beginnen kann, dann könnte der Eröffnungstermin vielleicht gehalten werden. Parallel sollen in der Planung letzte „Feinjustierungen“ stattfinden: Die Rutschen sollen wegen des Lärmschutzes an die Hafenseite verlegt werden. Ein Teil des Wellnessbereich soll ein ein zweites Stockwerk bekommen, um die spektakuläre Aussicht auf den Zernsee noch besser genießen zu können.

Die Kristallbäder AG betreibt in Deutschland zwölf Freizeitbäder, weitere in Österreich, in Brandenburg auch Bad Wilsnack und Ludwigsfelde. Auch um die Steintherme in Belzig habe man sich beworben. „Unser Angebot traf nicht auf Gegenliebe“, so Nägele. Ohnehin sieht man Bad Belzig nicht als Konkurrenten, „die Wertigkeit ist eine andere“. Auch vor dem in Potsdam geplanten Bad ist Nägele nicht Bange: Potsdam mache Sport, Werder Wellness. „Wir haben uns abgestimmt: Es wird keine Kannibalisierung geben.“

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