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Potsdam-Mittelmark: Jubiläum der Erinnerungen

Vor 40 Jahren wurden in Ferch-Neue Scheune die ersten Zelte für ein Ferienlager aufgestellt

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Schwielowsee · Ferch - „40 Jahre sind ins Land gegangen, als wir hier die ersten Zelte aufstellten“, erinnert sich Manfred Voigt aus Großkorbetha im Landkreis Burgenland. „Na ja, ich bin ja nun auch schon 81“, fügte er auf der Jubiläumsfeier im Freizeit- und Feriencenter Ferch hinzu. Gerd Richter war ebenfalls einer der ersten aus Großkorbetha, die von ihrer Gemeinde einst zum Aufbau des Schullagers Ferch-Neue Scheune entsandt worden. „Zwischen ungepflegten Obstbäumen und Sträuchern, hohem Unkraut und rostigem Stacheldraht schufen wir zunächst Platz für die Zelte, in denen die Mädchen und Jungen unserer Schule Unterkunft fanden“, erzählte Voigt weiter. 1967 erlebten die ersten Kinder erlebnisreiche Ferien in Ferch.

Der damalige Schulleiter in Großkorbetha, Friedrich Steinke, trieb mit Unterstützung seines Kreisschulrates und des Gemeinderates das Projekt voran. „Hilfe kam auch von Fercher Seite“, weiß Gabriele Schindler zu berichten. Sie war als Tochter des Schulleiters von klein auf dabei. Lachend zeigt sie ein kleines Foto: „Das war unser erster Waschraum.“ Darauf zu sehen: Ein Dreiviertel-Zoll-Wasserrohr mit ein paar Hähnen über nebeneinander aufgereihten Waschbecken auf hölzernen Ständern unter freiem Himmel.

Nach Gründung der Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft „Schwielowsee“ (GPG) am 18. Dezember 1967 schlossen die Großkorbethaer mit den Obst- und Gemüsebauern Vereinbarungen über die gegenseitige Hilfe ab. „Wir stellten Handwerker bereit und lieferten Material,, erzählt Sigmar Wilhelm, der heutige Glindower Ortsbürgermeister und damalige GPG-Vorsitzende. Auf dieser Basis entstand der erste massive Bungalow, in dem die Küche, ein Lager- sowie ein Büroraum untergebracht wurden.

„Der letzte hier aufgestellte Bungalow hatte bereits im wahrsten Sinne des Wortes eine bewegte Geschichte hinter sich“, erzählt Gabriele Schindler vom Vereinsvorstand. „Zuerst diente er als Soldatenunterkunft einer Flak-Batterie. Dann wurde er in Großkorbetha als Schulhort genutzt. Dort abgebaut und nach Ferch umgesetzt, dient er seit 31 Jahren als Unterkunft.“

Genutzt wurden die Bungalows auch als Unterkunft für junge Erntehelfer. Bis zu 80 Jungen und Mädchen halfen täglich in den Plantagen der Region. Für die Freizeit organisierte die Genossenschaft Fahrten nach Potsdam, Magdeburg und Berlin sowie Schiffstouren mit der Weissen Flotte.

Viele Schüler von damals ziehe es heute immer noch nach Ferch zurück, erzählt Johannes Drewitz, der heutige Bürgermeister von Großkorbetha Er feierte im Ferienlager mit seinem Jahrgang einst den Abschluss der 10. Klasse. Gabriele Schindler erinnert sich, dass die Defa damals einen Film über die Erntehelfer gedreht hat, der in Großkorbetha über die Leinwand flimmerte und nun leider verschollen ist. Nachforschungen über seinen Verbleib blieben bisher erfolglos.

Einen Erntehelfer, allerdings aus Plaste, brachte der Fercher Ortsbürgermeister Roland Büchner zur Jubiläumsfeier mit. „Uns Fercher Jungs von einst sind die manchmal abenteuerlichen Begegnungen mit den schönen Mädchen aus dem Erntelager in bester Erinnerung“, verrät er mit schelmischem Blick.

1990 stand die große Frage: Was wird aus dem Lager? Ein von den Großkorbethanern gegründeter Verein mit dem Vorsitzenden Gerd Deckert verwaltet und vermietet seitdem das Ferien- und Freizeitcenter Ferch mit mehreren Bungalows. 75 Betten stehen zur Verfügung. Erst kürzlich verlebten in der Bungalowsiedlung polnische Jugendliche aus der Schwielowsee-Partnerstadt Bodzentyn schöne Tage. Wolfgang Post

Wolfgang Post

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