Potsdam-Mittelmark: Jugend auf die Sturmbahn
In Stahnsdorf errichten junge Arbeitslose einen Treffpunkt für junge Leute
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Stahnsdorf - Seit Anfang Mai arbeiten die zehn jungen Männer neben dem Sportplatz an der Alten Potsdamer Landstraße in Stahnsdorf. Sie haben geschippt, gepflastert und schwere Holzbänke gebaut für die so genannte „Jugendmaßnahme“. „Da steckt viel Schweiß drin“, sagen sie. Doch fragt man sie nach der Zukunft dieses Platzes, der Jugendlichen im Ort als Treffpunkt dienen soll, winken sie ab. Maximal zwei Monate würde es dauern, dann könnten die ersten Schäden begutachtet werden. Beschmierte oder zerschlagene Bänke, umgestoßene Papierkörbe und was noch so alles der Zerstörungswut anheim fallen könnte.
Gestern hat Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) zur Vorstellung des neuen Treffpunkts für Jugendliche an die Alte Potsdamer Straße geladen. Direkt neben dem Sportplatz des RSV, auf der alten Sturmbahn der DDR-Armee, entsteht auf 750 Quadratmetern ein Platz mit zum Teil überdachten Bänken, einer Tischtennisplatte und viel Platz für die jungen Leute. Insgesamt 85 000 Euro wird die Anlage kosten. Davon hat die Gemeinde Stahnsdorf 12 000 Euro für die Personalkosten und über 4500 Euro zusätzlich für Materialkosten übernommen. Den Rest trägt die Mittelmärkische Arbeitsgemeinschaft zur Integration in Arbeit (Maia), die mit dem Projekt jungen Arbeitslosen den Weg auf den Arbeitsmarkt erleichtern will. Nach sechs Monaten – Ende Oktober – läuft diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus – soll der neue Jugendtreffpunkt fertig gestellt sein.
„Wir wollen damit einen Ort schaffen, an dem sich Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20 Jahren treffen können“, sagt Enser. Denn den gäbe es im Ort nicht. Zwar habe man in den vergangenen Jahren viel für Kinderspielplätze getan und mit dem Club an der Bäke einen Jugendclub, doch der schließe schon um 20 Uhr und Bier trinken sei dort gänzlich verboten. Meist würden sich die Jugendlichen vor Supermärkten, auf dem Dorfplatz oder auch in den Häuschen an Bushaltestellen treffen. Und das nicht immer zur Freude der Anwohner, so Enser. Der durch die Arbeit der zehn Jugendlichen entstehende Treffpunkt soll dies ändern. Der angrenzende Sportplatz, ein kleines Waldgebiet und der ehemalige Truppenübungsplatz aus DDR-Zeiten sollen als „Lärmpuffer“ dienen. Denn laute Musik hören, soll hier den Jugendlichen erlaubt sein. Auch sei in Zukunft keine straffe Kontrolle geplant, hier die jungen Leute auf sich gestellt. Dass dabei nicht unbedingt nur romantische Zeltplatzstimmung entsteht, ist dem Bürgermeister klar.
„Wir lassen das auf uns zukommen“, sagt Enser. Nur weil die Wahrscheinlichkeit bestehe, dass Bänke oder die Tischplatte dem Vandalismus zum Opfer fallen könnten, sei dies für die Gemeinde noch lange kein Grund, es nicht zu versuchen. „Wir machen ein Angebot.“ Enser hofft, dass gerade durch die Arbeit der Jugendlichen anders mit der Anlage umgegangen werden. Negative Erfahrungen habe die Gemeinde schon genug gesammelt. Als man Bänke in der Kanalaue aufgestellt hatte, lagen die nach nur acht Tagen schon im Teltowkanal. „Doch so schnell lassen wir uns nicht entmutigen“, betont Enser. Schließlich sind von den 13 300 Einwohnern Stahnsdorfs 1259 im Alter zwischen 15 und 20 Jahren.
In den kommenden Wochen sollen noch weitere Bänke aufgebaut und Rasen gemäht werden. Der alte Zaun an der Alten Potsdamer Landstraße wird entfernt und Poller in den Boden eingebracht. „Damit soll verhindert werden, dass Autos auf das Gelände fahren“, sagt Detlef Burhenne, Geschäftsführer der Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft mbH Teltow, die mit den zehn Jugendlichen den Platz herrichtet. Einige von ihnen wollen auch nach der Fertigstellung zurück kommen. Ein wenig quatschen, ein Bier trinken und einfach seine Ruhe haben, dafür sei der neue Treffpunkt ideal. Und natürlich werden sie auch regelmäßig nach den Bänken, der Tischtennisplatte und dem allgemeinen Zustand der Anlage schauen. Schließlich steckt da jede Menge Schweiß drin.
Dirk Becker
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