Potsdam-Mittelmark: Jugendfreizeitladen zwischen Abschied und Begrüßung Gemischte Gefühle zum zehnjährigen Jubiläum
Golm. „Es war schon eine merkwürdige Stimmung zu unserem Geburtstag“, sagt Ulli Werner, Geschäftsführerin des Jugendfreizeitladens in Golm.
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Golm. „Es war schon eine merkwürdige Stimmung zu unserem Geburtstag“, sagt Ulli Werner, Geschäftsführerin des Jugendfreizeitladens in Golm. Besonders für die Gemeindevertreter von Golm sei das zehnjährige Jubiläum eher ein Abschiedsfest als eine Geburtstagsparty gewesen. „Mit der Eingemeindung nach Potsdam geht die intensive Partnerschaft zwischen der Gemeinde und unserem Jugendklub zu Ende“, erklärt Werner die Stimmung. Aber auch die Stadtvertreter aus der „neuen“ Heimat Potsdam seien mit vor Ort gewesen und hätten zu dem gratuliert, was der Jugendklub seit seinem Bestehen am Besten könne: Jugendarbeit leisten, die den Heranwachsenden verantwortungsvolles Handeln beibringt und abverlangt. „Unser wichtigstes Ziel ist es, Straftaten vorzubeugen“, so Werner. Weder Gewalt noch Drogen, auch kein kiffen, werde im Klub akzeptiert. „Wir haben mit den Jugendlichen gemeinsam eine Hausordnung aufgestellt, und sie achten sehr drauf, dass die auch eingehalten wird.“ Die älteren Jugendlichen würden auch Verantwortung übernehmen, wenn sie den jüngeren Klubgängern bei der Nutzung der Computer helfen oder Spielsachen reparieren. „Es gab eine Zeit, da wollten die Jugendlichen nur alles vorgesetzt bekommen, aber seit ein paar Jahren engagieren sie sich für ihren Freizeitladen und für die verschiedenen Projekte die laufend organisiert werden müssen“, erklärt Birgit Schulz. Zusammen mit ihren zwei Kollegen ist die Leiterin des Klubs täglich im Jugendfreizeitladen Ansprechpartnerin für die Kinder und Jugendlichen. „Die jungen Leute kommen her, wenn sie Probleme haben, einfach reden wollen, oder wir helfen ihnen bei Bewerbungsschreiben und wenn sie auf die Ämter müssen“, erzählt Schulz. Doch der Golmer Klub ist nicht nur eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, auch Senioren kommen, um sich in Computer- und Internetkursen weiterzubilden oder sich im Fitnessraum an den Sportgeräten gesund zu halten. „Rentner haben ja oft ein schlechtes Bild von Jugendlichen, aber bei uns funktioniert das wunderbar. Ich war richtig gerührt als ich gesehen habe, wie unbefangen sich Jugendliche und Rentner unterhalten“, erzählt Werner. Genau das wolle sie erreichen. „Offen zu sein, ist uns sehr wichtig. Wir unternehmen auch viel gemeinsam mit der Grundschule Töplitz.“ Da gebe es Wandertage der Schule, die in den Jugendklub führen sowie gemeinsame Wettbewerbe und Grillabende. „Unser Klub hat sich wirklich sehr gut entwickelt“, meint auch Andreas. „Wir hatten vor Jahren mal Probleme mit Rechtsradikalen, die sich im Klub breit machen wollten, aber die sind nicht rein- und irgendwann auch nicht mehr wiedergekommen, erzählt der 27-jährige Golmer, der noch zur „alten Garde“ gehört, die den Klub vor zehn Jahren aufgebaut hat. Begonnen hatte alles kurz nach der Wende. Eine Hand voll engagierter Jugendlicher war auf der Suche nach Räumlichkeiten und hatte sich das leerstehende Haus an der Grenze zwischen Eiche und Golm ausgeschaut. Die ehemalige Kinderkrippe war wegen Asbestbelastung geschlossen worden. Mit Hilfe der Gemeinde und dem neugegründeten Trägerverein „Chance“ wurde aus dem leerstehenden Haus nach der Sanierung eine Jugendeinrichtung, die heute täglich etwa 40 Kinder und Jugendliche aus Eiche und Golm anzieht. M. Kaczmarek
M. Kaczmarek
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