Von Henry Klix: Jung zu Hause
Verteidigungsminister besuchte Werder schon zum zweiten Mal / Er fühlt sich hier wohl
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Werder (Havel) - Verteidigungsminister Franz Josef Jung scheint sich in Werder (Havel) richtig wohl zu fühlen, sein Einsatzführungskommando ist ja auch in der Nähe. Am Mittwoch stattete er der Blütenstadt bereits den zweiten offiziellen Besuch ab, der letzte liegt ein Jahr zurück. Damals stellte ihm Bürgermeister Werner Große (CDU) die Obstbrennerei Siedlerhof vor, diesmal geht es mit Blaulicht und Bodyguards auf den Weinberg von Winzer Manfred Lindicke.
Offenbar eine gute Idee: „Ich fühle mich heimisch“, sagt Jung, der Blick vom Wachtelberg auf die Havel erinnere ihn ans Rheingau, wo seine Familie einen 15 Hektar großen Weinberg betreibt. „Haben sie schon entlaubt?“, fragt Jung den Winzer. Ja, habe er, antwortet Lindicke, der ursprünglich aus dem Obstbau kommt. Weinbau sei ja gewissermaßen auch Obstbau, „ich denke da an Tafeltrauben“ spaßt Lindicke. Da widerspricht Jung dem Winzer: „Weinbau ist Kultur.“
Fachmännisch verkostet der Minister die verschiedenen Weinsorten, „sehr ordentlich“ der Müller-Thurgau, „etwas gehaltvoller“ der Saphira, „leichter Barriqueton“ der Regent. Viel Zeit ist nicht. „Alle Achtung, ich werde für Werder werben“, verspricht er. Wer weiß, wer sich beim Winzerfest am übernächsten Wochenende sehen lässt
Am Rande eine naheliegende Frage mit Lokalbezug: Nein, das Verteidigungsministerium werde nicht nach Potsdam ziehen, im Berliner Bendlerblock sei genug Platz für die auf der Bonner Hardthöhe verbliebenen 3000 Dienstposten. Vergessen worden sei die Potsdamer Region dennoch nicht: „Wir haben schon was gebaut hier“, sagt Jung. 150 Millionen sind ins Geltower Kommando geflossen.
Später im Schützenhaus (!) macht sich Jung für eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft für die Auslandseinsätze der Bundeswehr stark, die in Brandenburg angesiedelt werden soll. Jung und CDU-Bundestagsfraktionsvize Katherina Reiche haben hier zu einer Podiumsveranstaltung zur Sicherheitspolitik eingeladen. Für Reiche wäre Geltow ein denkbarer Standort für die Schwerpunktstaatsanwaltschaft, so macht man Politik.
Der Saal ist mit rund 80 Gästen gut gefüllt, Jung hat dankbare Zuhörer, eine ganze Anzahl aus den CDU-Ortsverbänden der Umgebung. Er schlägt den großen verteidigungspolitischen Bogen der Union, wirbt für die neue „Armee im Einsatz für den Frieden“, verteidigt die Wehrpflicht, argumentiert für die Möglichkeit von Inlandseinsätzen zur Terrorabwehr. Nach einer Stunde ist er fertig, danach 30 Minuten Diskussion. Bürgermeister Große bittet ihn, dass mal wieder ein Gelöbnis in Werder stattfindet. Aus dem Publikum wird Unverständnis laut, dass der Minister die Bombodrom-Pläne fallengelassen hat. Franz Josef Jung muss sich verteidigen
Nächstes Mal, meint Große, machen wir es vielleicht andersrum: Den Weinberg zum Schluss! Zwei Wachtelberg-Flaschen bekommt Jung zur Erinnerung mit auf den Weg.
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