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Potsdam-Mittelmark: Junges Grün im Wetterstress

Milch- und Getreidebauern klagen über Trockenheit / Bei Obstgehölzen und Spargel noch keine Probleme

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Potsdam-Mittelmark - Klimawandel im Kleinen: Jürgen Frenzel von der Agrar GbR Wittbrietzen ist ratlos. „Wenn es nicht in spätestens einer Woche regnet, droht eine Katastrophe.“ Die Wetterprognosen sind alles andere als erfreulich. Das Wintergetreide hat Frenzel abgeschrieben, dem gerade ausgesäten Sommergetreide gibt er eine Woche. „Dann haben wir fünf Prozent Verlust, in zwei Wochen zehn und in drei Wochen 20“, sagt er. Weiter will er gar nicht denken.

Die Witterung hat auch auf den Wiesen im Nuthetal ihre Spuren hinterlassen. Der Graswuchs ist spärlich, die Kühe der agro Saarmund konnten noch nicht auf die Weide. Ursprünglich war der Viehaustrieb Mitte April geplant, „Aber dann hätten wir zufüttern müssen“, so Geschäftsführer Uwe Naujoks, der ebenfalls Schäden bei den Feldkulturen beklagt. Die Trockenheit ist auch am Wasserstand der Nuthe deutlich erkennbar. „Solche Werte haben wir sonst Ende Juli“, stellte Horst Killat fest, der das Stauwehr nahe der Burgfischerei in Rehbrücke betreut und dort für die Pegelmessung zuständig ist. Seine Bauernfamilie hat schon mit dem Viehaustrieb begonnen. „Aber wir müssen Heu als Zusatzfutter auf das Grünland bringen.“

Weniger dramatisch gestaltet sich die Lage bei Werders Obstbauern. „Die Obstgehölze haben zum Glück stärkere Wurzeln als das Getreide“, sagt Obstbauer Stefan Lindicke, seines Zeichens Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins. Das „trockene Blühwetter“ sei für die Obstbäume sogar von Vorteil: „Es gibt weniger Fäulnis.“ Zudem sorge das – wenngleich sanierungsbedürftige – Brauchwasserwerk in Glindow dafür, dass viele Obstflächen bewässert werden können. Gut für die Jungpflanzen, die mit dem „Wetterstress“ schlechter zurechtkommen als über zweijährige Bäume. Und auch die Erdbeeren seien gerade in Blüte und brauchen Wasser.

Keine Klagen sind von den Beelitzer Spargelbauern zu hören. Im Beelitzer Sander bindet lehmiger Sand das Wasser länger als anderswo in der Mark, sagt der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Manfred Schmidt. „Die Pflanze zehren vom feuchten Winter.“ Der Spargel wurzele zudem ein Meter tief, „da ist der Boden auf jeden Fall noch feucht“. Dass die Stangen dank der Trockenheit weniger Wasser aufnehmen, habe sogar positive Effekte: Sie wären weniger zerbrechlich und besonders geschmacksintensiv. Erst wenn die Ernte vorbei ist, werde es kritisch. „Ende Juni sollte es wieder regnen, damit die Pflanzen Nährstoffe aufnehmen und sich stärken können.“

Für Andere darf es auch früher sein. Auf 1100 Hektar baut Jürgen Frenzels Agrarbetrieb Getreide an, auf 200 Hektar Mais, der gerade ausgelegt wird. Und auch der braucht jetzt Wasser. Schon voriges Jahr habe es nach einem starken Winter und einem heißen Sommer schlechte Futtererträge für seine 600 Kühe gegeben, sagt Frenzel. „Wenn das so weiter geht, werde ich 10 bis 15 Prozent der Tiere aufgeben müssen.“ Immerhin kann er hoffen, dass durch die anhaltende Trockenheit der Milchpreis etwas steigt. Langfristig überlegt Frenzel, ob er angesichts der von Klimaforschern prophezeiten Wettertrends – feuchte warme Winter und heiße, trockene Sommer – seine Anbaukulturen umstellen muss. „Es läuft darauf wohl hinaus, dass nur noch Winterkulturen möglich sind.“ Henry Klix, Georg Jopke

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