Potsdam-Mittelmark: Kaffe, Kuchen, Obstwein und Schmalzstulle
Auf einer Glindower Apfelanlage finden viele Baumblütengäste zurück zur Werderaner Tradition
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Werder (Havel) – Bernd Lorenz ist in Hektik. Das ganze Jahr über hat sich der Kfz-Werkstattmeister auf diese zwei Wochenenden zum 130. Werderaner Baumblütenfest vorbereitet. Nun ist er schon am ersten Vormittag des Festes vom Ansturm seiner Besucher überwältigt, die den Weg in seine versteckte Apfelanlage in der Glindower Gartenstraße 6 gefunden haben. Gemeinsam mit seiner Frau, seinen zwei Töchtern, vielen Freunden und Verwandten hatte sich der 55-Jährige schon viele Monate vor Beginn des Jubiläums sorgsam auf diesen Tag vorbereitet: Im vergangenen Mai wurden die ersten Früchte geerntet, gepresst und nach alten Rezepten zu süßlichem Obstwein veredelt. An diesem Wochenende nun konnten die Gäste die Produkte des Freizeitobstbauers in vierter Generation testen und den Charme des Festes unter blühenden Apfelbäumen genießen.
„Wir sind extra aus Oldenburg hergekommen“, erzählt Judith Jachmann, für die der Besuch gemeinsam mit Mann und Tochter bei Obstbauer Lorenz seit einigen Jahren zum geliebten Brauch geworden ist. Schon als die Familie noch in Werder lebte, schwärmten sie und ihr Mann für den Wein aus Glindower Produktion. Nun ist die Baumblüte eine willkommene Gelegenheit, um Jahr für Jahr in die Heimat zu reisen, sagt die junge Mutter. „Für uns ist das hier ein Traum, alles ist ruhig und man kann wunderbar entspannen.“ Zum Mittag gibt es Schmalzstulle und zum Nachmittag Kuchen. Zwischendurch wolle man sich durch die vielen fruchtigen Weinsorten probieren.
„Wir haben diesmal Wildrose, Apfel, Rhabarber, Himbeer, schwarze Johannisbeere“, beginnt Bernd Lorenz die insgesamt elf verschiedenen Weinsorten aufzuzählen. Besonders beliebt seien Erdbeer und Kirsch. Zum ersten Mal habe er sich diesmal auch an Quittenwein probiert. Mit 12 Prozent Alkoholanteil haben es einige seiner Weine allerdings in sich. „Die Rezepte stammen zum Teil von meinem Vater“, erzählt Lorenz. Nach dessen Tod habe er den großen Obstgarten mit den alten Apfelsorten – einige Tragen Namen wie Kaiser Wilhelm, Geheimrat Oldenburg, Freiherr von Werlepsch oder James Grieve – übernommen und wieder zum blühen gebracht.
Seit fünf Jahren beteiligt sich die Familie am Werderaner Baumblütenfest. Das private Hobby des Automechanikers wurde zur Leidenschaft. Seine Freizeit und seine Wochenenden verbringe er mit dem Obstanbau und den Vorbereitungen auf das nächste Fest, erzählt Lorenz. Für einige Baumblütenfreunde ist der freundliche Obstbauer mit seinem Garten, nicht weit von der bekannten Ausflugsstrecke, dem Obstpanoramaweg, entfernt, so zum Geheimtipp geworden. „Wir halten es hier traditionell“, sagt Lorenz – ganz so, wie es sich die Stadtoberen zum 130. Jubiläumsfest gewünscht hatten. Denn zum runden Festgeburtstag sollte der Werderaner Obstanbau wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Nicht nur Rummel in der Stadt, sondern auch die Ruhe auf den Plantagen sollten die Gäste erleben können. Deshalb animierte man in diesem Jahr viele Werderaner Familien, ihre Höfe für die Besucher zu öffnen.
Bei Bernd Lorenz erfreut sich das Angebot wachsender Beliebtheit. Nun müssen nur seine Vorräte bis zum letzten Festtag am kommenden Sonntag reichen. „Noch habe ich volle Weinkruken im Keller“, verrät Lorenz noch kurz, ehe er seine nächsten Gäste begrüßt und wieder beginnt seine leckeren Weinsorten aufzuzählen: „rote Johannisbeere, weiße Johannisbeere, roter Traubenwein“.
Tobias Reichelt
Infos im Internet unter
www.baumblütenfest-lorenz.de
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