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Potsdam-Mittelmark: Kahlschlag in Waldgemeinde
Kritik an zunehmenden Baumfällungen in Wilhelmshorst
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Michendorf - Die Kritik an den Baumfällungen in der Waldgemeinde Wilhelmshorst reißt nicht ab. „Wenn die Fällungen weiter voranschreiten, dann hat die Wohnlage keinen Charme mehr“, sagt Carl Parma. Vor sechs Jahren hat er Wildenbruch gegen das Grün der Waldgemeinde eingetauscht, jetzt denkt er darüber nach, wegzuziehen. Dem im Ort grassierenden „Kahlschlag-Reigen“ würden er und weitere Anwohner ohnmächtig gegenüberstehen. Dem Rathaus hat Carl Parma eine lange Liste mit Orten geschickt, an denen gefällt wurde. Er forderte eine Erklärung.
Die gab es auch: In Wilhelmshorst würden derzeit mehrere Entwicklungen zusammenkommen, erklärte Ordnungsamtsleiter Karl-Heinz Oed. Die Forstwirtschaft würde derzeit den Waldbestand ernten, die 70- bis 80-jährigen Kiefern seien erntereif. Außerdem würden Fällungen aufgrund genehmigter Bauanträge vorgenommen. Zwar würde das Rathaus die Fällungen bedauern, könne sie aber nicht verbieten. Man verweise die Bauherren frühzeitig auf die Baumschutzsatzung der Gemeinde, um sie zu sensibilisieren, heißt es in dem Antwortschreiben an Carl Parma aus dem Rathaus. Den Baumbestand zu schützen, sei ein wichtiges Ziel der Gemeinde und ein Anliegen des Bürgermeisters Reinhard Mirbach (CDU). „Es gibt aber auch Bauherren, die wollen Sonne und kein Laub“, räumte der Ordnungsamtsleiter ein.
„Wenn man so viel Sonne möchte, dann sollte man in die Sahara ziehen“, ärgert sich Horst Halling von der Bürgerinitiative „Wilhelmshorst plus“. Er setzt sich seit Jahren für den Baumschutz in Wilhelmshorst ein und kritisiert Grundstücksbesitzer, die sich nach den Fällungen über zu wenig Schatten beklagten. Die Baumschutz-Initiative fühlt sich vom Rathaus im Stich gelassen: „Wir haben das Gefühl, dass die Gemeinde bei den Fällungen ziemlich großzügig ist.“ Halling erklärt, dass die Fällungen keine Neuigkeiten sind, sich in diesem Jahr jedoch verstärkt hätten.
Der ehemalige ehrenamtlich beschäftigte Baumsachverständige und Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach (SPD) bestätigte, dass in diesem Jahr besonders viel abgeholzt wurde. Schuld an dem Kahlschlag seien laut Mühlbach auch die Geothermiepumpen. Die Heizungsrohre würden zum Teil auf einer großen Fläche unter der Erde verbaut werden. Die restlichen Bäume in der Waldgemeinde seien nur zu retten, wenn man mit der Forstwirtschaft die verbleibenden Flächen anschaue und prüfe, ob es sich noch um reine Waldflächen handelt, so Mirbach. Sollte der Forst entscheiden, dass es sich nicht mehr um Wald handelt, würden die Bäume durch die Baumschutzsatzung der Gemeinde geschützt werden.
Seit Ende 2012 gibt es einen hauptamtlichen Baumsachverständigen in der Gemeinde. Für Ordnungsamtleiter Oed war es notwendig, dass sich ein Fachmann auf den Baumschutz konzentriert. „Allein die Pflege der etwa 6000 kommunalen Bäume ist aufwendig“, so Oed. Der Baumschutzbauftragte Johannes Kästner erstelle zudem ein Baumkataster und prüfe die Anträge der Bauherren für Fällungen. Besonders die auferlegten Nachpflanzungen werde er nun stärker kontrollieren, versprach Oed.
Zum Tag des Baumes am vergangenen Donnerstag pflanzte Bürgermeister Mirbach symbolisch einen Wildapfel auf dem Grundstück des Jugendclubs in der Potsdamer Straße. Auch um zu zeigen, dass es die Gemeinde mit dem Baumschutz ernst meint.
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