Potsdam-Mittelmark: Kampf um Bus-Konzessionen
Havelbus ringt mit ViP um Linien / Neue Gelenkbusse „Solaris“ im Einsatz
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Potsdam - Der seit längerem schwelende Streit um Buskonzessionen in der Stadt Potsdam zwischen der Havelbus Gesellschaft (HVG) und dem Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP geht offenbar in die heiße Phase: Am Rande der gestrigen Präsentation eines neuen Niederflurgelenkbusses griff Peter Ethofer von der Havelbus-Geschäftsführung den ViP scharf an: Der ViP könne wohl nicht auf eine große Lösung warten – etwa die Gründung einer gemeinsamen Verwaltungsgesellschaft – sondern habe die Konzessionen für 17 Potsdamer Stadtbus- und sogar Regionalbuslinien beantragt, die gegenwärtig noch Havelbus gehören. Freiwillig werde Havelbus diese Linien aber nicht hergeben. Ethofer glaubt zudem, der ViP werde sich mit dem Antrag blamieren: Zwar liefen zum 31. Mai 2008 genau 70 der 94 Buslinienkonzessionen von Havelbus aus und sollen auf Antrag von Havelbus verlängert werden. Jedoch betreffe das nur drei der vom ViP begehrten Potsdamer Linien.
Die Genehmigungsbehörde, das Landesamt für Bauen und Verkehr, will bis Ende November abschließend alle Anträge bearbeiten und entschieden haben. Dazu Ethofer: „Ich gehe davon aus, dass wir als Altinhaber der Konzessionen die besseren Karten haben.“ Die Konkurrenzanträge hätten „keine erheblich besseren Fahrplanangebote“ zum Inhalt, so Havelbus in einer Presseerklärung. Mit dem Einsatz von 211 Bussen ist Havelbus nach eigenen Angaben Brandenburgs größtes Verkehrsunternehmen. Daher sei es aus Sicht von Ethofer „wirtschaftlich unsinnig“, ein großes Unternehmen zugunsten eines kleineren zu schwächen.
Sein Vertrauen in die Zukunft dokumentiere sein Unternehmen mit Millionen-Investitionen in den eigen Fuhrpark, so Ethofer weiter. 14 neue Busse im Gesamtwert von 4,2 Millionen Euro beschafft Havelbus in diesem Jahr: Sieben Gelenkbusse der Firma Solaris, sechs Busse von Mercedes-Benz und ein Bus der Marke Setra. Mit Busfahrer Jan Timm am Steuer startete der erste in Betrieb genommene Solaris-Bus gestern am Hauptbahnhof seine Jungfernfahrt auf der regulären Linie 606 nach Golm. Der 100-prozentige Niederflur-Bus vom Typ „Urbino 18“ des in Poznan (Polen) ansässigen Herstellers Solaris habe laut Havelbus-Geschäftsführer Dieter Schäfer „ein Preis-Leistungsverhältnis, das stimmt“. Solaris habe in der Ausschreibung pro Bus ein um 40 000 Euro besseres Angebot gemacht als der zweitbeste Bieter. Die Abgase des Solaris-Motors, einer DAF-Turbodiesel-Maschine mit 310 PS und 9,2 Liter Hubraum, werden mit moderner Adblue-Technologie gereinigt. Adblue ist eine Harnstoff-Wasser-Lösung, welche ungiftig und nahezu geruchsfrei ist. Sie wird dem Abgas beigemischt und führt in einem so genannten SCR-Katalysator zu einer Beseitigung von 90 Prozent der Stickoxide. Ferner werden durch Rußpartikelfilter 80 bis 90 Prozent der Feinstpartikel aus den Dieselabgasen eliminiert. Schäfer zufolge erfüllen zwölf der 14 neuen Busse bereits jetzt die strenge EEV-Abgasnorm (Enhanced Environment friendly Vehicle – besonders umweltfreundliches Fahrzeug), die erst ab 2012 Pflicht ist. Guido Berg
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