Potsdam-Mittelmark: Kampf ums Wasser hat begonnen
Nuthetal und Michendorf wollen ein eigenes Wasserwerk – und damit ihre Unabhängigkeit von Potsdam
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Michendorf / Nuthetal - Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) und ihr Michendorfer Amtskollege Reinhard Mirbach (CD) wollen gemeinsam den Bau eines eigenen Wasserwerkes vorantreiben. Beide Gemeinden sind Mitglied im Wasser- und Abwasserzweckverband „Mittelgraben“ (WAZV), dessen Geschäftsbetrieb die Mittelmärkische Wasser- und Abwasser GmbH (MWA) ausübt.
Seit 1996 erhalten die beiden Gemeinden jedoch ihr Trinkwasser von der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP). Deren Wasserwerk im Industriegebiet Potsdam-Drewitz wiederum ziehe das Wasser im Verbund mit dem Wasserwerk Leipziger Straße aus den Territorien der Gemeinden Nuthetal und Michendorf, wo die Trinkwasserschutzzonen und die Brunnen liegen, erklärten die Bürgermeister im Gespräch mit den PNN. Damit würden die Gemeinden ihr eigenes Wasser mit Aufschlag teuer zurückkaufen, so die Kritik aus Nuthetal und Michendorf. Ein Fakt, der auch deshalb schwer wiege, weil sich langfristig immer weniger Grundwasser neu bilde. „Der Kampf um das Wasser hat begonnen“, so Hustig. In ihrer 9000-Einwohner-Gemeinde sind vier von sechs Ortsteilen betroffen. Die 225 Tremsdorfer werden von einem eigenen kleinen Wasserwerk versorgt und der 450 Einwohner zählende Ortsteil Nudow gehört zum Nachbar-Zweckverband „Der Teltow“.
Bereits im Januar 2011 ist die MWA mit der Standortprüfung für ein eigenes Wasserwerk vom WAZV beauftragt worden. Favorisiert wird ein Standort westlich der Bundesstraße 2 . Hier wurde eine ergiebige Wasserader gefunden, die geologisch von den Einzugsgebieten Potsdams getrennt ist. Noch gehört die Fläche der Landesforstverwaltung. Eine Bauvoranfrage für das Wasserwerk wurde bereits an das Landratsamt Potsdam-Mittelmark gestellt. Wasserschutz- und forstrechtliche Fragen seien in Prüfung. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) unterstütze das Vorhaben, so die Bürgermeister.
Hustig und Mirbach erhoffen sich von einem eigenen Wasserwerk mehr Versorgungssicherheit und langfristig auch eine Senkung des Wasserpreises. „Im Sommer reicht der Wasserdruck besonders in Wilhelmshorst schon nicht mehr aus“, so Mirbach. Gerade in den Abendstunden wird geduscht und der Garten gesprengt. 2005 sei zeitweise das Wasser sogar in den Leitungen zurück nach Potsdam geflossen. Die 2006 errichtete Druckerhöhungsstation sei zu gering dimensioniert. Das sieht die EWP anders: Druckabfall in der Wasserversorgung wäre über Stunden oder Tage zumutbar, teilte sie mit.
Parallel zu den eigenen Neubauplänen führt die MWA die Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit Potsdam dennoch weiter. Doch auch wenn das Wasser weiter aus Potsdam-Drewitz geliefert werde, müsste man investierten, so die Bürgermeister. Die Leitungen seien zu gering dimensioniert, Druckerhöhungsstationen müssten errichtet werden. Die Kosten würden dann auf die Michendorfer und Nuthetaler Verbraucher umgelegt. „Wir haben aber keinen Einfluss, sehen keine Preiskalkulation. Wir können nur den Preis verhandeln“, erklärte Hustig. Das eigene Wasserwerk wäre die Alternative. Es müssten zwar 3,3 Millionen Euro investiert werden, so die Kalkulation, aber nach 13 Jahren hätte sich das Wasserwerk voraussichtlich amortisiert.
Sollte das Projekt umgesetzt werden, muss der seit 1996 gültige Wasserliefervertrag mit der EWP bis zum 31. Dezember 2014 gekündigt werden. Spätestens bis zum 31. Dezember 2016 müsste das Wasserwerk verlässlich arbeiten, so die Bürgermeister. Sonst wären die Gemeinden Michendorf und Nuthetal für weitere zehn Jahre an die Preisvorgaben und Mindestabgabemengen Potsdams gebunden.
Ute Kaupke
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