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Von Henry Klix: Kaputte Laternen und humpelnde Enten Schwielowsee will ab Januar das Beschwerdesystem „Maerker“ einführen – vorerst probeweise

Schwielowsee / Werder (Havel) - Ein Vormittag im November: Ein Lieferfahrzeug verliert in Werder eine weiße Flüssigkeit. „Ausgelöst durch den Regen läuft sie nun in die Kanalisation.

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Schwielowsee / Werder (Havel) - Ein Vormittag im November: Ein Lieferfahrzeug verliert in Werder eine weiße Flüssigkeit. „Ausgelöst durch den Regen läuft sie nun in die Kanalisation. Auf der Straße entstand eine ziemliche Sauerei. Geht eine Gefährdung des Grundwassers davon aus?“ Die Frage wurde im „Maerker“ in Werder gestellt – und konnte schnell beantwortet werden. Es handelt sich um weiße Wandfarbe, die Firma Raab-Karcher muss als Verursacher für die Beseitigung aufkommen. Die Maerker-Ampel steht auf „grün“. Es ist nur einer von 324 Hinweisen, die im Werderaner Beschwerdesystem bereits gegeben wurden. Seit einem Jahr steht es im Netz. Jetzt will Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) den „Maerker“ auch in ihrer Gemeinde einführen – zumindest probeweise.

Defekte Spielgeräte, Schlaglöcher, vergessener Winterdienst oder kaputte Straßenlaternen – ab 1. Januar können Schwielowseeer ihre Anfragen und Beschwerden ins Internet stellen, auf Wunsch mit beweiskräftigen Fotos. Das Versprechen der Verwaltung: Auf jede Anfrage gibt es in drei Tagen eine Reaktion. Eine Ampel zeigt dann den Bearbeitungsstand an. Der „Maerker“ wird unter schwielowsee.de zu finden sein.

Für Hoppe ist das Beschwerdeportal auch eine Reaktion auf den Bürgermeisterwahlkampf, von den Mitbewerbern war ihr „mangelnde Transparenz“ vorgeworfen worden. „Dann müssen wir diese Chance jetzt auch nutzen“, sagte Hoppe in der Hauptausschusssitzung am Mittwochabend. Allerdings gab es unter den Gemeindevertretern überraschendes Lob für das Rathaus – und auch Skepsis: Das Beschwerdemanagement in Schwielowsee funktioniere gut, sagte Jörg Steinbach vom Bürgerbündnis. Telefon und Mail reichten aus, um sich schnell an die Verwaltung zu wenden.

„Das drei-Tage-Versprechen kann man auch so einführen“, so Steinbach. Er fürchtet, dass es sich mit der neuen Plattform „Nörgler zur Lebensaufgabe machen, einmal die Woche was reinzustellen. Die bitten dann das Ordnungsamt, Papier vom Gehweg zu räumen.“ Der Hauptausschuss einigte sich, das System erstmal für einige Monate zu testen und dann Bilanz zu ziehen. Hoppe: „Wenn es keinen Mehrwert gibt, kommt er wieder runter.“

Im Innenministerium, das die kommunale Plattform seit einem Jahr kostenlos anbietet, glaubt man fest an den Mehrwert. Zwar gebe es tatsächlich Bürger, die es drauf anlegen. „Aber die haben auch bald genug davon“, sagte Projektkoordinator Ortwin Böckmann gegenüber den PNN. 27 Kommunen nehmen am Maerker teil, darunter Stahnsdorf, Seddiner See und Bad Belzig. Ab Januar hätten sich fünf weitere angemeldet, so Böckmann. Der Aufwand lohne sich: „Wenn zum Beispiel ein Müllhaufen am Straßenrand länger als eine Woche liegt, wächst er immer weiter an. Für die Kommunen ist es günstiger, ihn gleich zu beseitigen.“ Nach den bisherigen Erfahrungen hätten die Gemeinden im schnitt mit einer Anfrage pro Tag zu rechnen. Allerdings werde das Angebot – gemessen an den Einwohnerzahlen – unterschiedlich genutzt. „In Teltow und Kleinmachnow gibt es jeweils genauso viele Hinweise wie in Potsdam.“

Auch über märkische Fürsorge kann man auf der Plattform etwas lernen. So wurden im März 2009 auf dem Werderaner Maerker „humpelnde Enten“ an der Inselbrücke gemeldet. „Es ist schlimm anzuschauen“, erklärte ein Bürger. Selbst hier ließ die Antwort nicht lange auf sich warten: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Humpeln auf eine Stoffwechselerkrankung zurückzuführen ist, welche durch das falsche Füttern mit Brot hervorgerufen werden kann.“

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