Potsdam-Mittelmark: Käse aus der Schule
In der alten Schule in Tremsdorf will der Ortsverein einen Hofladen eröffnen
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Nuthetal - Noch müssen die Tremsdorfer auf ihren neuen Hofladen warten. Die für Juli geplante Eröffnung in den Räumen der ehemaligen Dorfschule, die eine Zeit lang auch als Gaststätte genutzt wurde, hat sich um ein paar Wochen verschoben. Zu lange hatte der Ortsverein Tremsdorf auf den Mietvertrag warten müssen. Erst am 1. Juli hatten die Gemeindevertreter dem 15-jährigen Pachtvertrag für den Ortsverein zugestimmt. „Es gab Unstimmigkeiten über die Laufzeit“, erklärt Vereinsvorsitzender Jaromir Schneider. Die Gemeinde hätte hier lieber eine kürzere Zeit auf dem Papier gesehen. Doch für den Ortsverein, für den ein Wiederbeleben der alten Schule nur durch ehrenamtliches Engagement und Fördergelder möglich ist, sei eine Laufzeit von 15 Jahren das Minimum. „Ansonsten bräuchten wir gar nicht erst anfangen“, so Schneider.
Jetzt drängt die Zeit. Der Brandenburger Landfrauenverband hat dem Ortsverein 8700 Euro Fördermittel für die Einrichtung des Hofladens zugesprochen. Das Programm läuft jedoch Ende des Jahres aus und so verbringen Schneider und die übrigen acht Mitglieder des Ortsvereins fast jede freie Minute in der Dorfstraße 22 und bauen den ehemaligen Schankraum zum Verkaufsraum mit Imbissecke um.
Wände verputzen und malern, neue Stromleitungen legen, das alte Podest, auf dem einst der Stammtisch thronte, entfernen, die Heizung reparieren, Arbeit gibt es genug. Mit kleinen Schritten soll das Gebäude der alten Schule wieder belebt werden, sagt Schneider. Zuerst der Hofladen, in dem landwirtschaftliche Produkte aus Tremsdorf und Umgebung verkauft werden sollen. In den hinteren Räumen soll die Ziegenkäserei der Tremsdorferin Alena Engler unterkommen, deren Produkte ebenfalls ins Sortiment des Hofladens aufgenommen werden. Schneider hat schon mit Tremsdorfern gesprochen, die hier ihre Kartoffeln oder Obst verkaufen möchten. Auch die agro Saarmund habe Interesse bekundet. Doch nicht nur die Einheimischen soll der Hofladen ansprechen.
„Wir arbeiten zur Zeit jeden Samstag in der alten Schule“, sagt Schneider. Und jedesmal schauen Durchreisende vorbei und fragen nicht selten, ob es im Ort einen Imbiss oder eine Gaststätte gäbe. Bisher mussten die Mitglieder des Orstvereins verneinen. „Wenn der Hofladen erst einmal angelaufen ist, können wir uns auch vorstellen, vor dem Haus Tische und Stühle aufzustellen.“ Gerade die Rad- und Wanderwege der angrenzenden Nuthe-Nieplitz-Aue, locke immer wieder Touristen auch nach Tremsdorf. Kaufkräftige Kundschaft, wie Schneider hofft.
Das Geld, das im Hofladen eingenommen wird, soll dann in die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses fließen. Doch ganz ohne Fördergelder wird dieses Vorhaben nicht zu realisieren sein. Etwa 250 000 Euro müssen dafür eingeplant werden, sagt Schneider. Dabei stützt er sich auf eine Konzept von 1994, das für eine mögliche Wiedereröffnung der Gaststätte erstellt und dann wieder verworfen worden war. Auch der Stall auf dem Hof muss gerettet werden. Doch diese Sanierung sei für den Ortsverein noch Zukunftsmusik. Zuerst einmal gehe es darum, das Gebäude der alten Schule zu retten und als dörfliches Zentrum wieder zu beleben. Dafür war der Ortsverein im November 2005 gegründet worden.
Als Konkurrenz zur Freiwilligen Feuerwehr, die seit Jahren stark das dörfliche Leben prägt, will Schneider den Ortsverein nicht verstanden wissen. Im Gegenteil. Beide Vereine sollen sich gegenseitig ergänzen und unterstützen. Den dafür notwendigen Zuspruch von Tremsdorfern habe man schon bei Veranstaltungen wie der Fotoausstellung im Raum der alten Schule anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Feuerwehr im Juni erfahren.
Von den Tremsdorfern selbst wurde die Schule im Jahr 1853 erbaut. Bis Mitte der 1960er Jahre wurde hier unterrichtet, danach waren in dem Haus der Kindergarten, die Gemeindeverwaltung, ein Jugendclub und bis 2000 eine Gaststätte untergebracht. „Das Haus gehört den Tremsdorfern“, sagt Schneider. Es sei ein Stück Geschichte des Ortes. Das zu erhalten, hat sich der Ortsverein als wichtigsten Punkt in die Satzung geschrieben. Und entmutigen lassen sich Schneider und die anderen nicht. Auch wenn manches länger dauert, als es eigentlich sollte. Zwar haben die Gemeindevertreter dem Pachtvertrag Anfang Juli zugestimmt, doch auf die Unterschrift von Bürgermeister Gerhard Ling wartet der Ortsverein noch heute. Dirk Becker
Dirk Becker
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